Von Michael Klein – Auszug:
„Es gibt die Deutschen, die Türken und natürlich die Griechen, die Bayern und die Männer und die Katholiken und die Frauen und die Urlauber und die Chaoten und die Banker und die Bundeswehr und Journalisten und mit all diesen Begriffen verbindet sich für manche anscheinend die Vorstellung der Homogenität. Homogenität meint, dass die Unterschiede zwischen den Mitgliedern, die eine Gruppe umfasst, vernachlässigbar sind, während die Unterschiede, die eine Gruppe von einer anderen Gruppe trennen, von großer Bedeutung sind.
Besonders prominent ist derzeit die in den Hirnen mancher Protagonisten vorhandene Dichotomie zwischen Männern und Frauen. Beide, Männer wie Frauen, seien so distinkt von einander, dass die Gemeinsamkeiten dahinter zurücktreten würden. Die Unterschiede zwischen Männern, Unterschiede im Hinblick auf Größe, Augenfarbe, Schuhgröße, Beruf, Alter, Erfahrung, Fremdsprachenkenntnisse, Body-Building, Ausdauer, IQ, Vorlieben, Selbstbewusstsein, Anspruch an sich selbst, im Hinblick auf den Fussball-Club, den man unterstützt, all diese Unterschiede, sie versinken im Nichts, angesichts des eminenten und monströsen Unterschieds, der von einem einzigen Chromosom ausgeht und der dafür sorgt, dass man zwischen Männern und Frauen keine Gemeinsamkeiten, keine Eigenschaften zu finden im Stande ist, die eine Brücke über den Geschlechtsgraben zu schlagen im Stande sind, also keine Gemeinsamkeiten im Hinblick auf Fremdsprachenkenntnisse, Erfahrungen, Augenfarbe, Anspruch an sich selbst, Selbstbewusstsein, Schulbildung uvm.
Und weil die Einbildung, die Unterschiede zwischen den vielen Individuen, die eine Gruppe, die Gruppe der Männer oder die Gruppe der Frauen ausmachen, seien kleiner (oder gar nicht vorhanden) als die Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen so verbreitet ist, deshalb lässt sie sich trefflich instrumentalisieren. Deshalb können sich Politiker und Opportunisten zu Vertretern einer Gruppe erklären und Rechte für diese Gruppe einfordern.
Mit dem einfachen kollektiven Trick, der darin besteht, zu behaupten, dass Frauen, Schwule, Schwarze, Migranten und wer sonst noch zur schützenswerten Gruppe erklärt wird, hätten homogene, gleichgerichtete Interessen und würden sich untereinander nicht unterscheiden, mit dieser Annahme, die man nicht anders als absurd und primitiv bezeichnen kann, gelingt es in Deutschland Politik zu machen und gesellschaftliche Brunnen zu vergiften, dadurch, dass man Männer gegen Frauen, Homosexuelle gegen Heterosexuelle, Migranten gegen Autochthone, Linke gegen Rechte, Dicke gegen Dünne, Juden gegen Reichsdeutsche ausspielt.“ – Zum Artikel:
http://sciencefiles.org/2015/03/20/gruppen-terror-oder-wann-wird-aus-sandkornern-ein-sandhaufen-2/
Kommentar GB:
Ich gehöre, wie ich soeben entdeckt habe, selbst zu einer benachteiligten Gruppe, was heutzutage ja in der Regel ein Vorteil ist oder dazu gemacht werden kann. Ich gehöre nämlich zu den ´ginger people´, also zur Gruppe der Rotblonden und Rothaarigen, die zugleich die ganz besonders weißen sind, und denen schon seit Jahrhunderten alles nur mögliche Schlechte zugetraut wurde, besonders aber im Mittelalter. Diese Haar- und Hautfarbenungerechtigkeit muß dringend ausgeglichen werden! Vielleicht mit lukrativen Aufsichtsratssitzen? Ich sage mal: VW – das könnte ich mir gut vorstellen. Ich schreibe deswegen gleich mal an Frau Lüder, die die Antidiskriminierungsstelle des Bundes leitet, und auch an die Grünen. Ich traue denen zu, dass die das ernst nehmen. Na gut, wenn es mir nützt – warum nicht …
Aber im Ernst:
das Grundgesetz kennt abgesehen vom Koalitionsrecht nur Individualrechte, die den Einzelnen vor dem Staat schützen sollen.
Das gruppenbezogene Denken
http://cuncti.net/gesellschaft/794-gruppenbehaftetes-denken-furchtsymptom-unserer-digitalen-gegenwart
ist als solches mit der Verfassung unvereinbar, teils mit ihrem Buchstaben, teils mit ihrem Geist. Der Ungeist des Gruppendenkens ist ein Import aus den USA, die aber eine andere Gesellschaft, eine andere Geschichte und ein anderes Rechtssystem haben als wir. Das paßt im Grunde alles gar nicht zusammen und wäre komplett zurückzuweisen und zu unterbinden. Da aber das BVerfG schon in den 90er Jahren von der Politik übernommen worden ist (Jutta Limbach), ist es mit der Gewaltenkontrolle nicht mehr weit her.
http://cuncti.net/geschlechterdebatte/569-gleichstellung-als-verteilungspolitik
Zur Postdemokratie gehört nicht nur die weitgehende Entmachtung der Parlamente und die pekuniär vermittelte Verfügung über Abgeordnete, einerlei welchen Geschlechts, sondern ebenso die teilweise Einebnung der Gewaltenteilung zu Lasten der Justiz und die sehr weitreichende Ermächtigung der Bürokratie, insbesondere der europäischen. So hat sich eine politische und bürokratische Dienstklasse etabliert, die verläßlich den Vorgaben jener folgt, deren Interessen das politische Geschehen ebenso unsichtbar aber wirksam beherrschen wie starke Magnete ein Feld mit Eisenfeilspänen.
Das Musterbeispiel hierfür war und ist die Art und Weise, in der die uneinbringlich gewordenen und deswegen abzuschreibenden Forderungen von Banken, Versicherungen und vermögenden Privaten durch das Dazwischentreten des Staates umgemünzt wurden in uneinbringliche Staatsforderungen, die letzlich den Steuerzahlern, uns allen, in ihrer Breite zur Last fallen.
Angela Merkel hat damit die Banken, Versicherungen und privaten Vermögenden davor gerettet, die Forderungen, die diese zu Beginn der Finanzkrise des privaten Sektors (!) gegenüber den südeuropäischen Staaten hatten, selbst abschreiben zu müssen, wie es betriebswirtschaftlich geboten gewesen wäre.
Sie wurden von der Kanzlerin vor einem drohenden, sehr großen Vermögensverlust gerettet. Das geschah womöglich nicht ganz freiwillig, das mag schon sein. Die Kanzlerin selbst hat in ihren damaligen Stellungnahmen eine gewisse Erpressungssituation angedeutet.
Die drohenden Verluste wurden jedenfalls blitzschnell, fast über Nacht sozialisiert, und zwar mit Beträgen in einem schwindelerregenden, geradezu „astronomischen“ Umfang, und praktisch ohne Beteiligung des Parlaments und ebenso ohne Kontrolle. Die Zahlen der damaligen Geldflüsse waren und sind m. W. so geheim wie die Empfänger. UNGLAUBLICH! Das war eine Lehrstunde zum Thema Postdemokratie!
Im Fernsehen wurde das dann von der Kanzlerin mit ernster Miene als „alternativlose Rettung systemrelevanter Banken“ bezeichnet.
Und so reden und schreiben jetzt alle über die Staatsverschuldung, über die eigene und besonders über die der Griechen.
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