März 23, 2015 Guenter Buchholz Medienspiegel ´Care´ als feministisches Thema und eine persönliche Beobachtung und Erfahrung hierzu: Maxwell 23.3.2015 12:28 Kommentarlink @ toff. Warum der von dir zitierte Warren Buffet falsch liegt kann ich sogar in meinem kleinen Erfahrungsbereich leicht sehen. Ich arbeite als Mann in einem “Frauenberuf”, dem Pflegebereich. Hier ein bisschen was aus dem Nähkästchen. 1) Warren Buffet denkt, dass eine Totalmobilisierung des Arbeitskräftepotentials – insbesondere aller Frauen – die Wirtschaftsleistung verdoppelt. Aber je weiter man sich den 100% nähert, desto größer werden Störfaktoren. Es ist nämlich nicht so, dass Frauen bisher nichts für die Menschheit geleistet hätten. Sie standen nur der *Wirtschaft* bzw. dem *Staat* (in seinen mannigfaltigen Inkarnationen) nicht in dem Ausmaß zur Verfügung. Konkret: In meinem Job haben wir jetzt Frauen, die ihr einjähriges Kind fremdbetreuen lassen, während sie sich mehr oder weniger hingebungsvoll mit pflegebedürftigen Senioren abgeben. Okay, meistens nur Teilzeit aber trotzdem: Die Energie, die in die Arbeit fließt geht in der Familie ab. Und worin der Nettonutzen für die Gesellschaft liegt (auch Krippenplätze sind nicht gratis) ist nicht so klar. 2) Früher habe ich in einem klassischen Männerberuf gearbeitet, der stressig war und direkt auf die Gesundheit ging, inklusive hoher Unfallrisiken. Ein sehr produktiver und qualifizierter handwerklicher ausgerichteter Job, wo man am Ende des Tages meistens was funktionierendes geschaffen hatte, aber als Facharbeiter lohnte sich das Ganze langfristig nicht wirklich. Bezahlung und Risiko passten nicht zusammen. Jetzt arbeite ich im Pflegebereich, der im Vergleich ein Spaziergang ist. Das Grundgehalt ist zwar niedrig, aber mit Sonderdiensten und anderen Benefits auch nicht so schlecht. Das Risiko im Job ist gering, für einen leistungsfähigen Mann ist er zumindest physisch keine Herausforderung, kaum ein Unfallrisiko und der Stress hängt wesentlich mit den eigenen sozialen und organisatorischen Skills, sowie dem eigenen psychologischen Profil zusammen. Trotzdem sind in diesem Job – typisch für den öffentlichen Bereich – die Krankenstandsquoten hoch. Gerade bei den Teilzeitmitarbeiterinnen, die den Job oft nur “nebenbei” machen. Etliche zur Ergänzung des Familieneinkommens, wobei man den Eindruck hat, das es hier eher um den Teil des Einkommens geht, der für optionale (Luxus-)Ausgaben eingesetzt wird. Einige Kolleginnen sagen ganz offen, dass sie eigentlich genug Geld haben (Alimente, Mann verdient gut, …) und den Job nur machen um ein eigenes Einkommen zu haben, welches sie unhinterfragt verkonsumieren können. Andere sagen, sie täten es schlicht aus Langeweile. Sie genießen, dass sie den Job fast perfekt ihren jeweiligen Lebens- und Freizeitplänen anpassen können. (Es ist faszinierend wie viele Dienstplanforderungen Leute stellen können, die gerade mal 20 Stunden in der Woche arbeiten. Sogar der Hund ist noch wichtiger als der Job.) Diese Einstellungen sind mit ein Grund, warum sich z.B. die Pflege nicht emanzipieren und professionell weiterentwickeln kann. Höhere Gehälter wären auch im Pflegebereich möglich, wie z.B. ein Blick in die USA zeigt. Aber sicher nicht mit Einstellungen, die die Arbeit zum Hobby degradieren. 3) Pflege ist kein Karrierejob und hat wenig Prestige. Also ganz so wie die meisten Jobs die die allermeisten Menschen so machen. Im Vergleich zu vielen anderen Jobs wo man auch richtig ran an die Arbeit muss ist er trotzdem nicht schlecht, zumindest hier in Österreich. Nichtsdestotrotz arbeiten sich Männer langsam in die wenigen Führungspositionen vor, die der Pflegebereich überhaupt bietet. Wir haben vielleicht 15% Männeranteil, halten aber mittlerweile fast 50% aller Führungspositionen im Haus, Tendenz steigend. Das passiert nicht nur im Pflegebereich: Als unsere Supermärkte begonnen hatten besser zu zahlen haben sich auch Männer öfter dorthin verirrt. Inzwischen – nach wenigen Jahren – gibt es auch wieder männliche Marktleiter. Es scheint als hätten es Männer in vermeintlichen Frauenjobs besonders einfach sich durchzusetzen. Ganz ohne Quoten und Förderungen. Kurz: Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Arbeitswelt sind evident. Sie gegeneinander in derselben Sandkiste anzutreten lassen würde vielen Frauen große Probleme bereiten, wenn die Spielregeln nicht massiv zu ihren Gunsten verdreht werden (Quoten, Förderung, …). Dieses Verdrehen der Spielregeln schadet wiederum der Gesamtwirtschaft, da meritokratische Prinzipien untergraben werden. Daher wird eine Totalmobilisierung aller Arbeitskräfte den Wohlstand nicht signifikant weiter steigern, eher im Gegenteil.“ (Hervorhebung: GB) – Quelle: http://www.danisch.de/blog/2015/03/22/die-milchmadchenrechnung-der-manuela-schwesig/ Bitte dieses Feld leer lassen Tragen Sie sich für den wöchentlichen Medienüberblick - den Freitagsbrief - ein! E-Mail-Adresse * Es wird kein Spam geschickt! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung. Prüfen Sie bitte Ihren Posteingang oder Spam-Ordner, um das Abonnement zu bestätigen. Teilen mit:FacebookXGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … Ähnliche Beiträge