Kapitalismus und Krankenhäuser

„Krankenhausschließungen sind sowieso oft eine Pest, die daher rührt, dass sich der Irrglaube politisch hat einnisten können, man müsse Krankenhäuser, jedes für sich, wie Wirtschaftsunternehmen bewerten. Das verkennt vollends den ureigensten Sinn von Krankenhäusern: für eine bestimmte Region eine möglichst gute Sicherung der Leben der dort Beheimateten zu gewährleisten.

In der Region Hannover gibt es das kleine Städtchen Großburgwedel. Das dortige Krankenhaus stand für viele Jahre ständig auf der politischen Abschussliste und bekam erst vor kurzem endlich das OK zur Weiterexistenz. Um Burgwedel herum ist alles sehr ländlich. Nur Dörfer, also keine besonders dichte Besiedelung. Entsprechend dürften die Auslastungszahlen für das Krankenhaus dürftig gewesen sein, weshalb es wohl zu Disposition gestellt worden war. Aber: für die besagte ländliche Region hätte die Schließung des Krankenhauses bedeutet, dass sich das nächstgelegene Krankenhaus in der Nordstadt von Hannover befunden hätte. Ein dort losfahrender RTW bräuchte locker zehn bis fünfzehn Minuten länger, um in einem medizinischen Notfall vor Ort zu erscheinen. Ich glaube, es ist müßig zu erwähnen, was zehn bis fünfzehn Minuten zusätzliche Wartezeit – ganz zu schweigen, dass sich auch der Transport ins Krankenhaus um nochmals dieselbe Zeit verlängert – bedeuten können, wenn gerade jemand mit einem Infarkt oder Schlaganfall zu Hause darniederliegt. Man hätte mit der Schließung also, nur weil man meint, alles nach strikten betriebswirtschaftlichen Kriterien bewerten zu müssen, die medizinische Notfallversorgung für viele Menschen massiv verschlechtert.

Ja gut, dann sind halt in diesem Jahr mal wieder so und so viele Menschen über die Wupper gegangen, die wir, hätte es das Krankenhaus noch gegeben, hätten retten können. Aber dafür haben wir viel Steuergeld gespart, welches wir jetzt in so lebensnotwendigen Projekten wie, ganz aktuell, der Gleichstellungsstiftung versenken können.“

Quelle:

https://uepsilonniks.wordpress.com/2021/04/27/billy-coen-kapitalismus-und-krankenhaeuser/

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