Gewaltlegitimierende Verse in religiösen Schriften steigern Unterstützung für tödliche Gewalt

23. April 2021

Umfrageexperiment unter Christen, Muslimen und Juden in sieben Ländern zeigt mobilisierende Kraft religiöser Schriftquellen

„Extremistische Gewalttäter zitieren oft Verse aus den heiligen Schriften ihrer Religion, die Angriffe auf Feinde des Glaubens erlauben, ja sogar vorschreiben. Auch der jetzt vor Gericht stehende Syrer Abdullah H., der im Oktober 2020 in Dresden ein homosexuelles Paar mit einem Messer niederstach und einen Mann tötete, sagte aus, dass er sich von einer Koran-Sure zur Tat habe inspirieren lassen. Ob die religiöse Motivation, die extremistische Gewalttäter hervorheben, tatsächlich ursächlich für deren Handeln ist, wird aber vielfach angezweifelt. Nun können die WZB-Forscher Ruud Koopmans und Eylem Kanol erstmals belegen, dass gewaltlegitimierende Verse in religiösen Schriften die Unterstützung für die Tötung von Glaubensfeinden steigern.“ (…)

https://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/gewaltlegitimierende-verse-in-religioesen-schriften-steigern-unterstuetzung-fuer-toedliche-gewalt

Kommentar GB:

Was ist daran neu? Gar nichts.

Kommentar Hartmut Krauss:

In der Tat nichts neues. Aber folgende Anmerkung:

„Der wichtigste Grund für die Unterschiede zwischen den drei Religionen, so zeigen die Forscher:innen, ist der größere Anteil muslimischer Gläubiger, die einer fundamentalistischen Glaubensauffassung anhängen. Fundamentalistische Gläubige zeichnen sich dadurch aus, dass sie die heiligen Schriften ihrer Religion wörtlich nehmen und auch in der Gegenwart für unverändert gültig halten. Deshalb sind sie im Vergleich empfänglicher für Versuche, Gewalt durch den Hinweis auf religiöse Schriftquellen zu legitimieren.“

Hier liegt ein grundlagentheoretischer Fehler vor. Die Bibel ist eine Textsammlung unterschiedlicher Autoren aus unterschiedlichen Epochen. Das ermöglicht ein hermeneutisches Herangehen bzw. legt es zumindest tendenziell nahe. Der Koran hingegen gilt als unmittelbares Gotteswort bzw. als „verbalinspirativer“ Text, der absolute Gültigkeit beansprucht. D.h. die Grundlage des Islam ist per se ‚fundamentalistisch‘, so dass eine fundamentalistische Einstellung nicht erst aufgrund nachträglicher subjektiver Interpretationen zustande kommt.

Sure 6, 115: „Und vollkommen ist das Wort deines Herrn in Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Niemand vermag seine Worte zu ändern; und er ist der Hörende, der Wissende“ (Der Koran, Rudolph, Werner).

Kommentar GB:

Ich habe mich gefragt, ob und inwieweit am WZB die seit langem vorliegende einschlägige Literatur rezipiert worden ist:

Literatur:

Bücher

und

https://frankfurter-erklaerung.de/2021/03/hans-peter-raddatz-2/

sowie: die vorliegenden Werke von Tilman Nagel.

 

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