Alexander Grau: Für einen offensiven Konservatismus

17. April 2021

„Der Philosoph Alexander Grau kritisiert in einem heute erschienenen Aufsatz die Schwäche des Konservatismus der Gegenwart, der sich seit Langem an die Positionen utopischer Ideologien anpasse und schrittweise fast alle Standpunkte aufgegeben habe, die ihn einst auszeichneten. Auf diese Weise sei der Konservatismus zum „Verlierer der Geschichte“ geworden, der nur noch „auf den finalen Schlag“ warte, der ihn endgültige erledige. Eine Zukunft könne nur ein offensiver Konservatismus haben, der utopischen Ideologien mit eigenen Konzepten entgegentritt.

Der „spätmoderne Konservative“ habe „keine eigenständige inhaltliche Haltung mehr, sondern gefällt sich darin, genau das zu wollen, was der Mainstream immer schon will, nur eben ein paar Jahre später“. Nichts aber sei „beschämender und überflüssiger als der Verfahrenskonservative, der vor dem Zeitgeist kapituliert hat und sich kleinlaut eine kurze Gnadenfrist erfleht. Das ist kein Konservatismus, das ist Spiessertum. […] Hasenfüsse braucht niemand.“
Ein „Konservatismus, der Strahlkraft entwickeln will“, müsse „sich als grundlegende Alternative zu neulinken Gesellschaftsträumen präsentieren“, die „Kulturhoheit“ der eigenen Gedanken anstreben sowie „das herrschende Framing […] durchbrechen“. Dabei dürfe man keine „Rücksicht auf die Befindlichkeiten des herrschenden Zeitgeistes“ nehmen. Es müsse etwa unmissverständlich „deutlich werden, dass klassische konservative Werte wie traditionelle Familie, Heimat und Überlieferung keine Gefängnisse sind, sondern Schutzräume“ gegen „die ideologischen Übergriffe der sich progressiv Wähnenden“.
Ein innerlich erneuerter Konservatismus habe das Potenzial dazu, Widerstand gegen den von wirtschaftsnahen Akteuren und linksgerichteten Ideologien gemeinsam vorangetriebenen „inhumanen Albtraum“ einer globalen Einebnung aller Kulturen zu leisten, der sich hinter den Parolen von „Diversity und Inklusion“ verberge. Diese neue Ideologie, die „von einem Umbau Europas und der Welt zu einem traditionsbefreiten Siedlungsraum flexibler, postnationaler und hybrider Patchworkexistenzen, die in einer entgrenzten Welt global austauschbar und funktionsfähig sind“, träume, sei der natürliche Gegner der Konservativen, die zum „eigentlichen Bewahrer von Vielfalt und Dissidenz“ werden müssten.1 “ (…) (Hervorhebung GB)

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