Die Rückkehr des Feindes

Alexander Meschnig / 02.11.2020 /
„Frankreich, das zweifellos die Blaupause für die kommenden Entwicklungen in Deutschland ist, befindet sich seit der Ermordung des Lehrers Samuel Paty und dem Dreifachmord in der Kathedrale Notre-Dame in Nizza, durch einen erst am 20. September von Lampedusa eingereisten Tunesier, im Ausnahmezustand. Präsident Macron hat dem Islamismus den Kampf angesagt, Frankreich ist seit einigen Wochen, lange Zeit uneingestanden, in einer Art Kriegszustand, der den Begriff des Feindes impliziert. Was aber, wenn es diesen Begriff, wie hier in Deutschland, nicht mehr geben darf, weil er moralisch geächtet wird? Das bedeutet im Endeffekt, den Konflikt zwischen einer fanatisierten Religion und einer säkularen Ordnung nicht mehr denken zu können, unvorbereitet und unfähig zu sein, adäquat auf die islamistische Herausforderung zu antworten. Darüber hinaus markiert dieser Verlust aber auch das Fehlen einer (politischen) Identität, derentwillen ein Kampf überhaupt geführt wird: „Mit seiner Feindschaft“, so der Althistoriker Egon Flaig, zwingt mich der Feind, mir Rechenschaft darüber abzugeben, warum ich Opfer bringen soll, um diese Identität zu verteidigen, warum es lohnen soll, der zu sein, der ich bleiben und werden will.“ “ (…)

„Es sind die unabänderlichen Gesetze der Geschichte oder wie im Falle des Islam die heiligen Worte des Propheten, die sich ihren blutigen Weg bahnen.
Unabhängig davon, wie der Einzelne handelt, denkt oder fühlt, als „objektiver Gegner“ (Hannah Arendt) ist er der Feind, der zu vernichten ist, auch wenn er in keiner Weise eine Bedrohung darstellt.
Feindschaft existiert also allein deshalb, weil uns ein Anderer zum Feind erklärt hat.
Wie wir auch handeln, was wir auch zugestehen, es wird, so Lee Harris, die Gegenseite nicht befrieden: It is the enemy who defines us as his enemy, and in making this definition he changes us, and changes us whether we like it or not. We cannot be the same after we have been defined as an enemy as we were before.“ (…) –

Die hier gemachten Überlegungen finden sich detailliert ausgearbeitet in:
Parviz Amoghli und Alexander Meschnig: Siegen oder vom Verlust der Selbstbehauptung,
Werkreihe TUMULT (Band 5), 2018

https://www.achgut.com/artikel/die_rueckkehr_des_feindes
Kommentar GB:
Dringende Leseempfehlung!
 
 

Tragen Sie sich für den wöchentlichen Medienüberblick - den Freitagsbrief - ein!

Es wird kein Spam geschickt! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.