Hamed Abdel-Samad
Eine Analyse
Droemer Verlag München 2014. 224 Seiten.
ISBN 978-3-426-27627-3
Eine Rezension von Hartmut Krauss, Osnabrück 2014 – Auszug:
„Wenn auch die Gleichsetzung und begriffliche Konfundierung von Islam und Faschismus unhaltbar ist, so sind dennoch u. a. folgende Parallelen festzuhalten: Der Reinrassigkeit als totalitärem Druckmittel im faschistischen Terrorstaat entspricht die Rechtgläubigkeit als totalitärem Druckmittel im gottesherrschaftlichen Terrorstaat. In beiden Fällen maßt sich der totalitäre Terrorstaat das Recht an, in sämtliche Lebensäußerungen des Individuums nach Belieben einzugreifen. Die persönlichen Rechtsgarantien, die vormals von der bürgerlich-antifeudalen Bewegung erkämpft worden waren, vernichtete der faschistische Terrorstaat (Rosenberg: Recht ist das, was arische Männer für Recht befinden), während der islamistische Terrorstaat direkt an der grundlegenden Gottesknechtschaftslehre des orthodoxen Gesetzesislam anknüpfen kann. In seiner Selbstsicht betrachtet sich der faschistische Terrorstaat als „auf deutscher Sittlichkeit beruhender Weltanschauungsstaat“ (Lukács), während sich der islamistische Terrorstaat als auf gottesherrschaftlicher Sittlichkeit beruhender religiöser Ordnungsstaat inszeniert. Der faschistische Führer ist der Vollstrecker des auf Rassenreinheit bedachten völkischen Gesamtwillens, der islamische Imam ist der Überwacher und Vollstrecker des göttlichen Willens gegenüber seinen knechtschaftlichen menschlichen Geschöpfen. Wenn Lukács schreibt, dass die ‚germanische Demokratie’ den widerwärtigen Typus eines Menschenschlages erzieht, der grenzenlos servil nach oben, ebenso grenzenlos grausam tyrannisch nach unten ist, so gilt das Eins zu Eins auch für die islamistische Diktatur. Wie in allen totalitären Diktaturen werden die Menschen in beiden Fällen vor die Wahl gestellt, entweder korrupte Henker oder Objekte der Tortur zu sein.“
http://www.hintergrund-verlag.de/texte-rezensionen-hamed-abdel-samad-der-islamische-faschismus-eine-analyse.html
Sounds of Silence Islam
Selbstverständlich sind Islam / Islamismus nicht identisch mit Faschismus, schon deswegen, weil Faschismus historisch gesehen ein europäisches Produkt war.
Aber die Ähnlichkeitsbeziehung ist dermaßen groß, dass es unter Berücksichtigung der historischen Differenzen m. E. zu rechtfertigen ist, von einem islamischen Klerikalfaschismus zu sprechen. Seine politischen Ausdrucksformen findet dieser, sunnitisch geprägt, in Saudi-Arabien (sowie seinem verlängerten Arm, dem Islamischen Staat im Irak und in Syrien), und, schiitisch geprägt, im Iran.
Zum Faschismus als ein Produkt europäischer Geschichte:
Stanley Payne: Geschichte des Faschismus – Aufstieg und Fall einen europäischen Bewegung, München 2001; Original: A History of Fascism 1914-45, London 1995.
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