Stoppen wir lügende Politiker!

„Der führende AfD-Politiker Björn Höcke behauptet, dass das Reproduktionsverhalten der Afrikaner Europa bedrohe. Das ist nicht nur rassistisch, sondern auch wissenschaftlich unhaltbar.“
Fazit:
Rassismus ist deshalb falsch und verachtenswert, weil er Menschen aufgrund willkürlicher Kriterien in unterschiedliche Wertekategorien einteilt. 
Wenn wir nun zulassen, dass die Vertreter solcher Kategorisierungen ungestraft die Wissenschaft zur Untermauerung ihrer Ansichten missbrauchen dürfen, dann untergraben wir damit langfristig die Wirksamkeit unserer Gegenargumente.
Damit das nicht geschehen kann, sind alle Beteiligten in der Pflicht. Einerseits müssen die Medien noch viel stärker als bisher dafür sorgen, dass Lügen also solche entlarvt und Falschaussagen gebrandmarkt werden. Fakten- und Realitätschecks sollten die Regel, nicht die Ausnahme sein. Das gilt nicht nur im vorliegenden Fall, sondern ganz generell.
Wenn Politiker ungestraft Unwahrheiten verbreiten können, ohne dass diese Unwahrheiten auch geahndet werden, dann verschaffen wir ihnen einen Freipass zum Lügen. Die Tatsache, dass die beiden republikanischen Präsidentschaftskandidaten in den USA, welche zurzeit den grössten Zuspruch geniessen, gleichzeitig auch die beiden Kandidaten sind, welche die meisten Lügen und Unwahrheiten verbreiten, spricht Bände.
Auf der anderen Seite braucht es aber auch mehr Engagement von Seiten der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Wenn in Zukunft irgendein Politiker von unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien zwischen Europäern und Afrikaner spricht, dann sollten sich nicht nur Rassismusexperten zu Wort melden, wie das im vorliegenden Fall geschehen ist. Ebenso müssten sich die Populationsbiologen in die Debatte einschalten und gnadenlos die fachlichen Fehler in Höckes Argumentation aufzeigen.
Ich gebe mich hier keinerlei Illusionen hin: Ein Höcke wird sich auch davon nicht überzeugen lassen. Aber vielleicht – nur vielleicht – muss ich in Zukunft einen Kommentar weniger lesen, der findet, dass der Höcke «in der Sache Recht hat». Nein, hat er nicht. Weder in der in der Sache, noch in der Art.“
(Hervorhebungen: GB)
Zum Artikel:
http://campus.nzz.ch/science-blog/stoppen-wir-luegende-politiker
Kritisch und differenziert zu Höcke und der AfD äußert sich ferner der Berliner Tagesspiegel (mit links):
http://www.tagesspiegel.de/politik/alternative-fuer-deutschland-schlappe-fuer-afd-chefin-petry-beim-streit-um-rechtsaussen-hoecke/12744794.html
Zur wissenschaftliche Sicht des jüngeren Rassismusbegriffs siehe:
https://sciencefiles.files.wordpress.com/2015/02/sf_diefenbach_2015_kritik-der-rassismuskritik2.pdf
und
http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/213670/rassismus
mit der fragwürdigen Kurzeinleitung:
„Rassismus“
„Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Menschenrassen. Als Denkstruktur und in Form gruppenbezogener Vorurteile existiert Rassismus aber sehr wohl. Während nur noch wenige, vor allem Rechtsextreme einem biologistischen Rassismus anhängen, findet er auf andere Weise weite Verbreitung: als Kulturrassismus, als religiöser Rassismus oder als Wohlstandsrassismus.“

Warum fragwürdig?
Weil Rassismus biologistischer Rassismus ist; ein weißer Schimmel sozusagen. Es geht dabei ja gerade um die (falsche) Meinung, es gebe nicht eine Gattung, eine species, nämlich homo sapiens sapiens, sondern biologisch unterschiedliche und ungleichwertige Menschenrassen.
Das war bekanntlich die Grundlage der neuzeitlichen Sklaverei, etc. , siehe hierzu:
Christian Delacampagne: Die Geschichte des Rassismus, Düsseldorf/Zürich 2005.
Begriffe wie „Kulturrassismus“,  „religiöser Rassismus“ oder als „Wohlstandsrassismus“ stellen m. E. eine sprachpolitische Ausweitung der Kampfzone dar, um andere Sachverhalte und Beurteilungen mit dem bewährten Vorwurf des angeblichen „Rassismus“ polemisch treffen zu können.
„Rassismus“, den es im eigentlichen Sinne kaum noch gibt (s.o.), verkommt zum linkspopulistischen Kampfbegriff ohne wissenschaftliche Fundierung. 
Wird von diesem Kampfbegriff her zum Beispiel eine begründbare und begründete Kritik am Islam als „islamophob“ oder als „religiöser Rassismus“ bezeichnet, dann dient das bewußt oder unbewußt den politischen Interessen des islamklerikalen Faschismus, um den es sich eben tatsächlich handelt. Damit entlarvt sich die sogenannte linke Politik – nicht nur – der Grünen und zeigt, wes Geistes Kind sie wirklich ist.
Überhaupt dient dieser erweiterte Rassismusbegriff dem Zweck, unerwünschte Themen und Diskussionen bereits im Ansatz zu unterbinden. Er dient also als Instrument zur Durchsetzung eines Denk- und Sprechverbots. Das aber ist rigoros zurückzuweisen.
Denn nur wer denkt und spricht und schreibt und dabei das Risiko eingeht, sich zu irren und aus diesem Irrtum zu lernen, so wie das jedem Menschen möglich ist, nur der ist in der Lage, im dialogischen Prozeß die Spreu vom Weizen zu scheiden, oder den Irrtum von der Erkenntnis, und das gilt eben auch für die Gesellschaft insgesamt.
Wo der Irrtum nicht ermöglicht wird, da gibt es auch keine Erkenntnis, sondern bloß ideologische Dogmen und Gewißheiten im Kontext von Weltanschauungen, die prinzipiell sämtlich Repräsentanten der Nicht-Erkenntnis sind.
Es schadet der Gesamtgesellschaft und reduziert ihre Gesamtintelligenz, wenn die Pluralität der Meinungen eingeschränkt wird, weil es sie daran hindert, sich durch Versuch und Irrtum und Erfolg über ihre Probleme und die Lösungswege im offenen Dialog und ebenso praktisch selbst aufzuklären und Lösungen zu finden, die sich praktisch bewähren.
Autoritäre Regimes aller Art nehmen ausnahmslos Zuflucht zu dieser Form der geistigen Unterdrückung, die offensichtlich auch der derzeit hegemoniale Linkspopulismus zu schätzen weiß, wie die Medienpraxis es täglich zeigt.
Man kann übrigens einem Apparat, dessen Funktion objektiv in der Prägung und Lenkung der öffentlichen Meinung liegt, nicht den Vorwurf machen, es handele sich um eine sogenannte Lügenpresse, denn eben diese Bezeichnung subjektiviert und verkennt damit jene Funktion, die der dethematisierten gesellschaftlichen Herrschaft dient.
 
 
 
 
 
 
 
 
Literatur:
Christian Delacampagne: Die Geschichte des Rassismus, Artemis & Winkler: Düsseldorf/Zürich 2005
Kommentar GB:
 
 
 

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