EX-Bischöfin Margot Käßmann über Flüchtlinge

Von und

Margot Käßmann hält die Grenze der Belastbarkeit durch Flüchtlinge nicht erreicht. „Wo leiden Deutsche, weil Flüchtlinge im Land sind?“, fragt die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche.

Ein Interview.

http://www.tagesspiegel.de/politik/ex-bischoefin-margot-kaessmann-ueber-fluechtlinge-fluechtlinge-sind-botschafter-des-weltweiten-elends/12746180.html
Kommentar GB:
Aus meiner Sicht argumentiert Frau Käßmann verkürzt gesinnungsethisch.
Nun gibt es zweifellos Fälle, in denen die Spontaneität gesinnungsethischer Impulse richtig und gut ist, weil sie der Situation angemessen ist und sich sofort in helfende oder rettende Praxis übersetzt.
Bei komplexeren Problemen jedoch wird man damit der Lage nicht gerecht, selbst dann nicht, wenn man punktuell etwas Positives bewirken mag – was aber isoliert für sich betrachtet entscheidend sein mag.
Was ist das Gute?
Was ist angesichts dieses Problems und dieser Situation hier oder dort „das Gute“?  Das ist die erste Frage, die moralphilosophisch zu stellen ist. Allgemein kann dazu gesagt wohl werden, dass „das Gute“ in der Vermeidung oder Verminderung von Leid zu sehen ist.
Das Gute“ zu wollen ist Gesinnungsethik. Ohne diesen Willen gibt es kein moralisches Handeln.
Aber sie bedarf einer Diskussion, weil die Antwort hier wie in vielen anderen Fällen keineswegs einfach zu geben ist. Denn dabei reicht es nicht aus, es gut zu meinen und sich dabei gut zu fühlen. Denn gut ist oftmals etwas ganz anderes als gut gemeint.
Denn: Was jeweils das Gute ist, das ist eine keineswegs triviale Frage.
Reine Gesinnungsethiker meinen es zwar gut, das ist anzuerkennen, aber das genügt nicht, das ist viel zu wenig.
Denn die Ursachen müssen verstanden werden, ebenso wie die jeweilige Lage mit ihren Widersprüchen, ebenso muß die Gesamtheit der Umstände, soweit sie eine wichtige Rolle spielen, berücksichtigt werden. Ohne eine Analyse und ein tieferes Verständnis geht es jedenfalls bei komplexen Problemen nicht.
Weiter ist zu fragen, wer welche Verantwortung zum Handeln hat, also: wer welche Pflichten hat (Pflichtenethik), so dass die Frage, was von wem zu tun ist, beantwortet werden kann.
Wer nun hier in der Verantwortung steht, der muß allerdings auch die Folgen seines Handelns bedenken und berücksichtigen, die sein Handeln (sein Tun oder sein Unterlassen) voraussichtlich haben wird (Folgenethik).
Das ist oft besonders schwierig, weil das Handeln in eine prinzipiell offene, unbestimmte Zukunft wirkt, und weil kurzfristige Wirkungen von mittelfristigen und langfristigen Wirkungen zu unterscheiden sind. Außerdem gibt es neben den ungefähr vorausehbaren Wirkungen auch nicht voraussehbare Fern- und Nebenwirkungen. In dieser Falle kann sich noch das bestgemeinte gesinnungs-ethische Handeln verfangen, und auch sonst ist hier niemand sicher. Diese unterschiedlichen Zeithorizonte sind wichtig, weil sie Zielkonflikte einschließen können, die antizipiert werden müssen. Solche Überlegungen liegen aber aus gesinnungsethischer Perspektive in der Regel bereits jenseits des Horizonts. Sie sind dennoch wesentlich und von Anfang an im Blick zu behalten.
Das Flüchtlingsproblem – oder das Immigrationsproblem – ist offensichtlich ein komplexes Problem, dem man mit spontaner Hilfsbereitschaft, so positiv sie an sich tatsächlich ist, insgesamt nicht gerecht wird. Denn die Schwierigkeiten und Risiken, die faktisch darin enthalten sind und die sich in verschiedenen Besorgnissen und Einwänden äußern, sie werden nicht angemessen aufgegriffen, sondern sie werden verleugnet (Beispiel: Islamisierung), und das ist ein deutliches Anzeichen eines nicht nur sachlich, sondern auch moralphilosophisch unzureichenden Urteils. Hierzu:
http://de.gatestoneinstitute.org/7080/kirche-christen-gelassen
Hieraus Zitat und Fazit:
„Christen im Nahen Osten leiden und sterben und die Welt schenkt dem kaum Beachtung. Die postchristliche Welt hat offenkundig keine Minute der Nächstenliebe für das Leid von Menschen, für die sie zumindest eine leichte Solidarität empfinden sollte. Aber 2016, gibt die Europäische Union an, wird Europa weitere drei Millionen Migranten in Empfang nehmen. Bisher sind die meisten der Angekommenen Muslime und es gibt wenig Grund für die Erwartung, dass diejenigen, die nächstes Jahr kommen werden, verfolgte Christen sein werden. Die meisten der Flüchtlinge kommen aus Flüchtlingslagern in der Nähe von Syrien; Christen halten sich von den Flüchtlingslagern fern, weil sie auch dort Verfolgung erleben. Nicht anders sieht es mit den syrischen Flüchtlingen aus, die in die USA kommen.
Die Christen des Nahen Ostens müssen sich also weiter selbst zu helfen wissen.“
 
 
 
 
 
 
 
 

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