GAM-Newsletter 29.09.2022: *muslimischer Vordenker verstorben *Wahlfieber in der Alpenrepublik

GAM-Newsletter 29.09.2022
*muslimischer Vordenker verstorben *Wahlfieber in der Alpenrepublik

Zum Tod eines repräsentativen Vordenkers des Gegenwartsislam

Bundespräsidentenwahl in Österreich am 9. Oktober 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Yusuf al-Qaradawi (geb. 1926) verstarb soeben eine der einflussreichsten Personen nicht nur der Muslimbruderschaft, sondern generell des orthodox-sunnitischen Islam. Seine Bedeutung ergibt sich insbesondere daraus, dass er orthodox-dogmatische Antworten auf die Frage nach einem islamgerechten Leben unter den Bedingungen nichtmuslimischer (westlich-säkularer) Zuwanderungsgesellschaften erteilte und im Kontext des von ihm formulierten speziellen islamischen Rechts für die muslimischen Minderheiten in den westlichen Zuwanderungsländern entsprechende Richtlinien vorgab.

Im Unterschied zu den unmittelbar gewaltbereiten djihadistischen Gruppen der islamischen Gemeinschaft plädiert al-Qaradawi für eine zunächst gewaltfreie Strategie der Eroberung, um den Einfluss der „Muslime im Westen“ von innen her Stück für Stück zu erweitern. „Der Islam wird Europa erobern, ohne Schwert und ohne Kampf.“ Europa, so al Qaradawi in einer TV-Rede, befände sich in einem miserablen Zustand aus Unmoral, Materialismus und Promiskuität und müsse vom Islam aus diesem Elend befreit werden. Europa werde keinen Lebensretter, kein Rettungsboot außer dem Islam finden.

Das von ihm entwickelte „Konzept der Mitte“ grenzt sich ganz entschieden von zwei entgegengesetzten innerislamischen Entwicklungslinien ab: Zum einen vom unmittelbar gewaltbereiten djihadistischen „Islamismus“ illegitimer bzw. unbefugter Protagonisten sowie zum anderen von der als bedrohlich empfundenen Tendenz der allmählichen Erosion der orthodox-islamischen Rechtgläubigkeit durch Anpassungsprozesse an die westlich-säkulare Lebenskultur. Dabei wird zur Abwehr der letztgenannten Gefahr – ganz im Einklang mit al-Bannas ursprünglicher Intention – die Rückkehr zu einem gereinigten Scharia-Islam als Lösung und Heilmittel angestrebt, der in allen gesellschaftlichen Bereichen zur Anwendung gelangen müsse. (Folgerichtig und im Einklang mit der Konstitution des orthodoxen Islam verwirft Qaradawi explizit den Begriff „politischer Islam“, da es nur einen Islam gebe und dieser die unzertrennbare Einheit von Politik und Religion beinhalte.)

Um diesem Ziel näher zu kommen, richtete sich Qaradawi sowohl gegen passive Selbstabschottung der muslimischen Diaspora-Gemeinschaft als auch gegen Assimilation (Übernahme westlich-säkularer Werte und Normen) und plädierte stattdessen für ein aktives und forderndes Einbringen der erneuerten bzw. gereinigten islamischen Identität gegenüber der „ungläubigen“ Zuwanderungsgesellschaft im Sinne einer langfristig angelegten Islamisierungsstrategie. Dementsprechend wird auch eine aktive Beteiligung am politischen Prozess inklusive des Eintritts in Parteien empfohlen sowie die gezielte Ausnutzung der gewährten staatlichen Teilhaberechte nahegelegt.

Betrachtet man die gegenwärtige naiv-nachgiebige „Islampolitik“ der zum Teil bereits entsprechend unterwanderten etablierten Parteien, so muss Qaradawis Konzept als durchaus erfolgreich bezeichnet werden.

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Bundespräsidentenwahl in Österreich am 9. Oktober 2022

Zur Einschätzung der politischen Lage im Nachbarland empfehlen wir den Artikel von Eric Angerer:

Wahlfieber in der Alpenrepublik

Vor dem Hintergrund der Coronarepressalien, NATO-Sanktionen und Inflation sorgt das anstehende Volksvotum in Österreich für Unruhe im Establishment

https://www.rubikon.news/artikel/wahlfieber-in-der-alpenrepublik

Mit freundlichen Grüßen

 

Karin Vogelpohl

Vorstand GAM e.V.


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Kommentar Dr. Gudrun Eussner:

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https://eussner.blogspot.com/search?q=Yusuf+al-Qaradawi

 

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