Universität, aber praktisch
Vor 50 Jahren wurden die Fachhochschulen gegründet – und haben nun eine Million Studierende. Wohin treibt sie dieser Boom?
https://www.zeit.de/2018/49/fachhochschulen-studium-praxis-foerderprogramm-bund-laender/komplettansicht
https://hlb.de/startseite/
Kommentar GB:
Das Schwergewicht liegt bei den Fachhochschulen auf: Guter Lehre, d.h. auf einer wissenschaftlich fundierten und didaktisch orientierten Wissenvermittlung, deren Auswahl und Tiefe sich wesentlich an ihrer Praxisrelevanz bemißt. Dem entspricht, daß Hochschullehrer an Fachhochschulen neben den üblichen Berufungsstandards (außer Habilitation) zusätzlich an einer besonderen Erfahrung in ihrem Praxisfeld gemessen werden; diese besonderen, in der Regel langjährigen Erfahrungen sollen mittels dieser Regelung mit der wissenschaftlich-systematischen Wissensvermittlung verbunden werden. Man könnte auch sagen: so wird durch den Prozeß der Neuberufungen sichergestellt, daß die relevanten Probleme der Praxisfront Eingang in die Hochschullehre finden.
Das kann sich bei forschungsambitionierten Hochschullehrern mit anwendungs-bezogener Forschung verbinden, und wenn sich diese innovative Forschungspraxis bewährt, dann existieren in diesem Zusammenhang Forschungsprojekte, die zu Promotionen führen können, und das sollte den Fachhochschulen dann für solche Fälle auch möglich sein, organisatorisch und ebenso rechtlich. Über ein spezielles Akkreditierungsverfahren könnte das alles im Vorfeld abgesichert und geregelt werden.
Nach meiner Erfahrung ist es so, daß es sich hierbei an Fachhochulen um eine studentische Leistungsspitze von bis zu 10% handelt, von der wiederum nur eine Minderheit forschungs-interessiert ist, weil das unmittelbare berufliche Karriereinteresse fast immer überwiegt. Die Motivation zum Umweg der Forschung setzt also ein entsprechendes spezielles Interesse voraus, ohne daß sich niemand auf den langwierigen und bekanntlich nicht einfachen Weg zur Promotion (Anerkennung einer Forschungsleistung) machen wird. So ist es jedenfalls normalerweise. Und daher wird m. E. ein Promotionsrecht der Fachhochschulen nur eine sehr kleine Spitze sein und es auch bleiben. Zur Aufregung besteht somit kein Grund.
Von gewissen universitären Ausnahmen und Fächern diesbezüglich sehe ich hier ab, dazu findet man mehr auf dem Blog von sciencefiles. Man sieht daran jedoch, daß „Titelmühlen“ (Hadmut Danisch) ein tatsächliches Problem darstellen, nämlich für die Universitäten und die Gesellschaft. Solche Fehlentwicklungen bedürfen der Korrektur, was entsprechende politische Weichenstellungen voraussetzt, die aber erst einmal erreicht werden müssen.