Zwischen Profitgier und Gotteswahnsinn

Hartmut Krauss

„Marktfetischismus, religiöser Terror und Zerstörung der Vernunft –

Wie die unheilvolle Verflechtung von globaler Kapitallogik, religiösem Fundamentalismus und nichtwestlicher Herrschaftskultur als Krisengenerator und Problembeschleuniger wirkt. (…)

Von zentraler Bedeutung ist hierbei Folgendes: Die Aneignung und der Einbau ökonomisch-kapitalistischer Systemelemente, Methoden, Handlungsweisen etc. war und ist in den nichtwestlichen Herrschaftsregionen (Russland, China, Indien, islamisch geprägte Länder, Afrika) nicht verknüpft mit der Übernahme grundlegender Momente der kulturellen Moderne, von denen sich die spätkapitalistischen Länder des Westens ja selbst zunehmend entfernen (Gewaltenteilung, liberal-demokratisch funktionierende Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft; Idee des freien, mündigen, entscheidungskompetenten Individuums als Träger von ‚Menschenrechten’, Trennung von Staat/Politik und Religion, Bildungskultur der Aufklärung etc.), sondern diese Adaption kapitalistischer Modernität wird eingebettet in die überlieferte, jeweils auf spezifische Weise prämodern (feudal, religiös, absolutistisch etc.) geprägte Herrschaftskultur. Dabei erzeugt diese Einführung eines russischen, chinesischen, indischen, islamischen, postkolonial-afrikanischen Kapitalismus ohne bürgerliche Revolution und religionskritische Aufklärungsbewegung einen herrschaftskulturell-reaktionären Kapitalismus neues Typs, der sich vom Westen nicht mehr bereitwillig zügeln und unterordnen lässt, sondern eigene ökonomisch-politische Machtkomplexe und Allianzen schafft (Russland-Iran; China-Sudan etc.). Gleichzeitig treten diese nichtwestlichen neokapitalistischen Akteure als sanktionsfähige Handelspartner, Kapitalexporteure und -importeure, politisch-militärisch widerborstige „Bündnispartner“ etc. des Westens auf, so dass sich hier eine eigentümliche interkapitalistische Dialektik von Einheit und Kampf zwischen den westlichen und nichtwestlichen Mächten entfaltet, aus der sich eine neue reaktionäre Krisendynamik ergibt, die sich der westlich erzeugten und reproduzierten hinzugesellt.“ (…)

http://www.hintergrund-verlag.de/texte-kapitalismus-zwischen-profitgier-und-gotteswahnsinn.html

Kommentar GB:

Die kulturelle Moderne steht heute offenkundig mit dem Rücken zur Wand, weltweit und ebenso auf ihrem eigenen Territorium, wo man bezüglich der derzeitigen Funktionseliten und ihrer Gefolgsleute und Mitläufer von einem Verrat an der Aufklärung sprechen kann.

Wenn das nicht noch gestoppt werden kann, wird es sich aufs bitterste rächen. Die Zeichen an der Wand sind zu sehen, aber sie werden mehrheitlich nicht verstanden. Wer Freiheit, Recht und Demokratie als Minimum jetzt nicht verteidigt, der wird alles verlieren.

 

 

 

 

 

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