Podiumsdiskussion im Lagerhaus
Ist Bremen eine Hochburg des Antisemitismus?
Carolin Henkenberens 14.09.2016
Am Dienstagabend hat die Tageszeitung (taz) vier Diskutanten ins Bremer Lagerhaus geladen, um Antworten darauf zu finden, wie stark Antisemitsmus in Bremen ausgeprägt ist.
„Der Meinungskampf beginnt, bevor das erste Wort gesprochen ist. Flugzettel machen die Runde. Darauf stehen drei große, rote Buchstaben: BDS. Die Kampagne aus der pro-palästinensischen Bewegung will unter anderem den Verkauf israelischer Waren boykottieren, um damit das israelische Verhalten gegenüber den Palästinensern zu kritisieren.
Auch wegen der BDS-Kampagne, die in Bremen einige Unterstützer hat, schwelt seit Langem ein Streit in der Stadt. Darüber, was Antisemitismus ist und wie stark er hier ausgeprägt ist. Die Tageszeitung (taz) hat am Dienstagabend vier Diskutanten ins Bremer Lagerhaus geladen, um Antworten zu finden auf die Frage: Wie antisemitisch sind wir?
Bremen wird zu mehr Wachsamkeit ermahnt
Zuletzt hatte der stellvertretende Leiter des Simon Wiesenthal Centers aus Los Angeles sich im WESER-KURIER zu Wort gemeldet, um die Stadt zu mehr Wachsamkeit zu ermahnen. Der Vorwurf: In Bremen fänden Aktivisten und Autoren Raum für antiisraelische und antisemitische Positionen.“ (…)
http://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadtreport_artikel,-Ist-Bremen-eine-Hochburg-des-Antisemitismus-_arid,1457529.html / A /
sowie
(…) „Die BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestition, Sanktion) ist nicht dafür erfunden, um den Palästinensern zu helfen, sondern um Israel zu dämonisieren. BDS führt weder zum Frieden noch zur Versöhnung. Wir hören keinen Aufschrei der Empörung seitens der BDS-Anhänger gegen die Verbrechen der iranischen oder nordkoreanischen Regierung. Die Lage in Tibet, Afghanistan oder Syrien interessiert sie nicht. Nur das demokratische Israel dient als Ziel für drakonische Verfolgung.
Israel ist ein jüdischer Staat, der seit Anbeginn kriegerisch angegriffen wird. Die Feinde Israels haben nach 1967 entdeckt, dass sie ihre Propaganda gegen Israel in Europa nicht als Kriegs-, sondern als Friedensbotschaft besser verkaufen können. So ist BDS ein Kampfmittel gegen Israel, es bedient judenfeindliche Tendenzen und schürt den Antisemitismus neu. Die Deutschen dürfen nicht auf die täuschende Friedensbotschaft reinfallen und sich gegen Israel manipulieren lassen.“ (…)
http://www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-Gastkommentar-Bei-Antisemitismus-darf-die-Stadtregierung-nicht-schweigen-_arid,1453582.html
Carsten Sieling über den Vorwurf von Abraham Cooper:
(…) „Die deutsche Verantwortung für die Verbrechen am jüdischen Volk umfasst auch eine besondere Mitverantwortung für die Zukunft des jüdischen Staates. Israel hat nicht nur den Überlebenden des Völkermords eine Heimstätte gegeben. Für die Juden der Welt ist und bleibt Israel ein Haus gegen den Tod, ein Ort der Zuflucht. Diese Grundhaltung schließt natürlich begründete Kritik an der Politik Israels nicht aus. Die Meinungsfreiheit ist einer der Grundpfeiler unserer Demokratie. So wie wir das Zusammenleben von Menschen vielfältiger Herkunft in unserem Land ermöglichen wollen, so unterstützen wir dies auch für alle Menschen in Israel und dem so konfliktreichen Nahen Osten. Dem aber dienen Aufrufe zum Boykott von Produkten aus Israel in keiner Weise! Als dies 2011 zum ersten Mal versucht wurde, hat sich sofort ein breites Bündnis aus politischen Parteien und Zivilgesellschaft zusammengefunden. Die Botschaft ist klar und unmissverständlich: Bremen lehnt einen solchen Boykott ab und verurteilt jede Form von Antisemitismus und Fremdenhass!“ (…)
http://www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-Gastkommentar-Gemeinsam-gegen-Antisemitismus-und-Fremdenhass-_arid,1450723.html
Henrike Müller ist Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen und nimmt in ihrem Gastkommentar zu einem Beitrag des Rabbiners Abraham Cooper über anti-israelische Boykottbewegungen Stellung:
(…) „Die in Bremen wiederholt auftretende Boykottbewegung „Kauft nicht bei Israelis“ und andere zumindest als stark anti-israelisch zu bezeichnende Veranstaltungen und die Reaktionen auf diese zeigen doch, dass eine Auseinandersetzung um und eine Differenzierung zwischen Israel-Kritik, latentem und offenem Antisemitismus dringend geboten sind. Dieser alten und neuen Aufgabe müssen wir uns stellen, mit offenen Fragen und Debatten.“ (…)
http://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadtreport_artikel,-Gastkommentar-Strategien-gegen-Antisemitismus-offen-diskutieren-_arid,1454369.html
Kommentar GB:
Man kann hier, gänz ähnlich wie in dem vergleichbaren Fall an der HAWK Hildesheim, genau ablesen, worin das Problem besteht, wenn heute über Antisemitismus bzw. Judenhaß geredet wird.
Judenhaß wird nicht direkt geäußert; er kommt als solcher gar nicht vor, es sei denn, es handle sich dabei um den mit den islamischen Immigranten importierten uralten Judenhaß der Muslime.
Aber der verdrängte und verleugnete europäische und speziell der deutsche Judenhaß kann jetzt indirekt wieder ans Licht, weil die Islamophilie ihm eine Maske bietet, sogar mit der Gratifikation eines vermeintlich guten Gewissens. Man setzt sich doch für andere ein, für „Opfer“, und das erscheint als „gut“, aber nicht für irgendwelche Opfer irgendwo in der Welt, sondern für Araber, für Muslime, für „Palästinenser“, und damit explizit gegen Israel, implizit gegen die Juden. Das ist scheinbar eine wunderbare Rechtfertigung für eine Kritik an Israel, und es ist eine fabelhafte psychische Rationalisierung des sich maskierenden Judenhasses.
Man kann den Texten von Sieling und Müller die diesbezügliche Unsicherheit und ein erhebliches Unbehagen entnehmen, aber daß sich dort eine nicht-taktische Einsicht ausdrückte, das bleibt sehr zweifelhaft.
Es geht um die Einsicht, daß der alte europäische und deutsche Judenhaß nicht etwa verschwunden ist. Es gibt ihn m. W. noch als Restbestand im mentalen Dunstkreis der NPD, aber die NPD ist völlig marginalisiert, und sie ist deswegen wahrscheinlich ein bloßes Rest- oder Scheinproblem.
Ganz anders ist es aber mit der Islamophilie, mit jener Maske also, die die Wiederkehr des Verdrängten, die Wiederkehr des Judenhasses unter der psychischen Rationalisierung des Anti-Zionismus geradezu heraufruft, in voller gesellschaftlicher Breite. Die zunächst einmal so paradox wirkende Islamophilie in Europa, insbesondere in der eigentlich religionskritischen Linken i.w.S., kann sicherlich zum Teil mit der breit angelegten und ausgeführten islamophilen Propaganda der OIC und ihrer EU-Helfer in allen Medien erklärt werden, aber eben nur zum Teil.
Wichtiger und gefährlicher ist jedoch das Gefühl der Entlastung und Befreiung, das sich massenhaft dadurch einstellt, daß nun – endlich – unter der Maske der Islamophilie die Verdrängung des Judenhasses aufgegeben werden kann. Und das auch noch mit einem vermeintlich guten, sogar vorbildlichen Gewissen. Welch gute Menschen sind wir doch!
Das wird, weil die psychischen Kräfte jetzt nicht mehr für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlich erzwungenen Verdrängung des Judenhasses eingesetzt werden müssen, als belebend, vitalisierend und befreiend erlebt. Die OIC-Strategie der Islamisierung Europas findet hierin einen Kollaborateur, genauso, wie ihn die NS-deutsche Besatzung in Frankreich antraf.
Darin liegt die Gefahr, und keineswegs nur für die Juden in Europa und Deutschland.
Der Islam ist das Problem.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …
Ähnliche Beiträge