Die Ideologie an der Wurzel all unserer Probleme
(…) „Die Unbekanntheit des Begriffs ist sowohl Symptom als auch Ursache seiner Macht, hat er doch in erstaunlich unterschiedlichen Krisen eine zentrale Rolle gespielt: In der Finanzkrise von 2007/08; beim Verschieben von Reichtum und Macht in Offshore-Paradiese (von dem die Panama Papiere nur einen kleinen Einblick geben); in der Zerschlagung von öffentlicher Gesundheitsvorsorge und Bildungssystemen; beim Wiederaufflammen von Kinderarmut; bei der Zerstörung sozialer Bindungen, dem Zusammenbruch der Ökosysteme und dem Aufstieg von Donald Trump. Und doch reagieren wir auf diese Krisen, als seien sie je für sich entstanden, denn es ist uns offensichtlich nicht bewusst, dass sie alle von ein und derselben zusammenhängenden Philosophie beschleunigt oder verschärft worden sind, einer Philosophie die einen Namen trägt, oder getragen hat. Ist eine größere als eine unerkannte und namenlos operierende Macht denkbar?Der Neoliberalismus ist derart allgegenwärtig, dass kaum jemand ihn überhaupt noch als Ideologie wahrnimmt. Die Einflüsterung scheint allgemein akzeptiert, dass es sich bei diesem utopischen, Heil versprechenden Glauben um so etwas wie eine neutrale Kraft, um eine Art biologisches Gesetz, ähnlich Darwins Evolutionstheorie handelt. Dabei entstand diese Philosophie in dem bewussten Versuch, das Leben der Menschen umzugestalten und das Machtgefüge zu verschieben.
Der Neoliberalismus sieht im Wettbewerb das bestimmende Merkmal aller menschlichen Beziehungen. Bürger werden daher zu Konsumenten umdefiniert, die ihre demokratischen Entscheidungen am besten in Form des Kaufs und Verkaufs treffen, ein Verfahren, das Leistung belohnt und Leistungsschwäche bestraft. Damit behauptet er, dass „der Markt“ in Punkto Leistungsfähigkeit jeglicher Planung überlegen ist.“ (…)
Kommentar GB: siehe hierzu vertiefend
Jürgen Nordmann: Der lange Marsch zum Neoliberalismus, VSA-Verlag: Hamburg 2005
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