Terrorismus hat sehr wohl mit Religion zu tun

Terrorismus hat nichts mit Religion zu tun? Falsch, sagt Alexander Grau. Religion ist naturgemäß intolerant, denn ihr Kern ist absolut. Sie lädt geradezu zu Missbrauch ein.
„Terrorism has NO religion“, so zwitscherte es kurz nach den Anschlägen von Paris durch die sozialen Netzwerke. „Terrorismus hat keine Religion“, so lautete auch die Formel zahlreicher Islamverbände und muslimischer Vereine nach den „Paris-Anschlägen“. Und schon der Pakistanische Premierminister Nawaz Sharif benutzte diese Formulierung, nachdem 2013 bei einem islamistischen Selbstmordanschlag 80 Christen umgebracht worden waren.
Terrorismus hat keine Religion? Schön wär’s, möchte man antworten. Die Realität sieht anders aus und das nicht erst seit Aufkommen des islamistischen Terrorismus‘.

Verklärtes Bild von Religion

Hinter der Vermutung, dass Religion nichts mit Terrorismus zu tun hat, ja dass sich Terrorismus und Religion geradezu ausschließen, steht ein unrealistisches, kitschiges und verklärtes Bild von Religion. Denn Religion bedeutet nicht Friedfertigkeit, Sanftheit und Milde. Religion meint nicht Lichterketten, Friedensgebete und Händchenhalten. Religionen verkünden die Wahrheit, und zwar die eine, alleinige und umfassende Wahrheit. Religionen sind daher notwendigerweise intolerant. Sie müssen es sein, alles andere widerspricht ihrer Logik.“ (…)

„Was in Europa und insbesondere hierzulande unter Religion verstanden wird, das ist Religion nach der Aufklärung, das ist die von außen gezähmte und zivilisierte Religion der Moderne, gebändigt und rationalisiert durch naturwissenschaftliche, historische und psychologische Religionskritik. Es ist eine Religion, die um ihre Relativität weiß, eine Religion, die verstanden hat (oder haben sollte), dass ihre zentralen Begriffe und Rituale Symbole sind, mit deren Hilfe Menschen Sinn konstruieren.
Doch diese entschärfte Kulturreligiosität hat mit Religion in ihrem ursprünglichen Sinne wenig zu tun. Ursprüngliche Religiosität ist unversöhnlich und muss es sein. Die liberale Dialogreligiosität, die in unserer Breiten gepflegt wird, ist überwundene Religion – auch wenn das Kirchenvertreter natürlich ungern hören. Und dass sie überwunden wurde, ist nicht ihr Verdienst, sondern das Ergebnis der Aufklärung.
Ob die religiöse Intoleranz erst mit der Erfindung des Monotheismus in die Welt kam, wie manchmal behauptet wird, sei dahingestellt. Klar ist, dass erst der Eingottglaube einen radikalen, absoluten Wahrheitsanspruch erheben und andere Götter als Götzen abwerten konnte. Hinzu kommt: Polytheismen denken zyklisch. Monotheismen hingegen sind eng mit teleologischen Geschichtsbildern und apokalyptischen Endzeitvorstellungen verknüpft. Das lädt zu finalen Vernichtungsfantasien geradezu ein.
Terror hat keine Religion? Falsch! Terror hat sehr wohl Religion – und wie. Dass in der westlichen Welt tatsächlich viele meinen, wahre Religion habe mit Terror nichts zu tun, zeigt nur, wie weit wir uns innerlich von Religion entfernt haben. Dass das so ist, kann man nicht genug preisen. Allerdings macht diese aufgeklärte Religionsferne auch blind für das enorme destruktive Potential, das Religionen innewohnt. Toleranz ist keine religiöse Idee – sie musste gegen Religionen erkämpft werden.“
(Hervorhebung: GB)

Zum – sehr wichtigen – Artikel:


http://www.cicero.de/salon/weltanschauung-terrorismus-hat-sehr-wohl-religion/60232
Kommentar GB:
Genau das, was Alexander Grau hier beeindruckend prägnant und präzise formuliert hervorhebt ist das, was naiv unverstanden bleibt, indem der Islam als gleichartig neben die heutige „queere“ Gender-Theologie der EKD gestellt wird, die in fernerer Zukunft vermutlich lustige Kabarettprogramme abgeben wird. Man beobachtet das von außen nur staunend und faßt sich an den Kopf.
Dieses Unverständnis, gerade auch von Theologen, aber ebenso von Politikern, es ist hochgradig fahrlässig, weil es zu schwerwiegenden Fehlurteilen und zu Fehlhandlungen führt. So, genau so erklärt sich Charlie Hebdo, und was weiter geschehen ist, einschließlich der diesbezüglichen politischen Fehler der Immigrationspolitik.
Und die Blindheit bezüglich der Bedeutung der Frage, wer denn da mit welchen Vorstellungen im Kopf ins Land kommt, sie ist anscheinend eine fast totale. Gegenüber einer ursprünglichen Religiosität, wie oben beschrieben, kann sich jeder unserer Integrationsansprüche nur blamieren. Denn was ist das Grundgesetz gegen Allah!? Ein Nichts!

Die religiöse Radikalität, mit der wir seitens des migrierenden Islams konfrontiert sind, sie ist sozusagen jenseits des heutigen Vorstellungshorizonts aufgeklärter Europäer.
Und das ist das weit offen stehende Einfallstor!

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