„Geschlechtergerechte Sprache ist etwas typisch Deutsches. Mit dem „Gender-Star“ haben die Grünen nun noch eins drauf gesetzt. Ihren Unmut darüber drückt unsere Kolumnistin Zhang Danhong im folgenden Brief (mit *) aus.“
„Liebe Grünen-Politiker*innen,
um es vorweg zu nehmen: Ich gehöre nicht zu Ihren Anhänger*innen, obwohl ich Ihre Ideen meistens gar nicht so schlecht finde. Ein Grund könnte sein, dass ich bei Ihnen den Eindruck nicht loswerde, die Bürger*innen nach Ihren Vorstellungen erziehen zu wollen. Vor 17 Jahren wollten Sie den Benzinpreis auf fünf Mark erhöhen, um aus möglichst vielen Autofahrer*innen Fahrradfahrer*innen zu machen. Das hat die Wähler*innen erschreckt und Sie Stimmen gekostet. 2013 haben Sie es sich dann mit den Fleischesser*innen der Republik verdorben. Diese Unverbesserlichen wollten nicht auf Ihre Anordnung hin einmal die Woche zu Vegetarier*innen mutieren und verpassten Ihnen an der Wahlurne einen Denkzettel.
Nun kommen Sie mit dem sogenannten „Gender-Star“. Der Stern steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Trans- und Intersexuelle (LSBTTI). Vor allem Letztere sollen neben den eindeutigen Männlein und Weiblein auch in der Sprache sichtbar werden. Gleichberechtigung für alle.
Warum einfach, wenn es komplizierter geht?
DW-Redakteurin Zhang Danhong
Ich muss sagen, diese Idee übertrumpft alle bisherigen Vorschläge einer geschlechtergerechten Sprache (das Binnen-I: StudentInnen; der Unterstrich Student_innen; und die Partizipform: Studierende). Sie erinnert mich an die Anregung von Lann Hornscheid von der Humboldt-Universität in Berlin. Vor einem Jahr schrieb die besagte Person, dass sie weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet und deswegen geschlechtsneutral angesprochen werden möchte. Hornscheidt wünschte sich eine Anrede wie beispielsweise „Sehr geehrtx Profx.“.
Sowohl „Profx.“ als auch Professor*innen haben einen Haken: Beide können schlecht ausgesprochen werden. Oder können Sie sich vorstellen, dass Frau Merkel ihre Neujahrsansprache mit „liebe Mitbürger-Gender-Stern-innen“ beginnt?
„Der Stern steht für unsere Überzeugung, dass dieses Land allen Raum bietet – auch in der Sprache“, schreibt Ihre frauenpolitische Sprecherin Gesine Agena in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Natürlich sollen die LSBTTI unter den Lehrer*innen, Jurist*innen, Journalist*innen, Ärzt*innen und Sportler*innen nicht diskriminiert werden. Aber muss die deutsche Sprache deswegen verunstaltet werden?
Gesine Agena, frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen
Zwar behauptet Frau Agena, dass es sich beim Gender-Star nur um eine innerparteiliche Regelung für Beschlüsse handelt und nicht um eine Forderung, die deutsche Sprache im Allgemeinen zu verändern. Das hindert sie aber nicht daran, in dem Zeitungsartikel fleißig vom Gender-Sternchen Gebrauch zu machen. Den vielen Gegner*innen des Gender-Stars wird gleich eine antifeministische, gar eine rechte Gesinnung unterstellt.“
Zum weiteren Artikel:
http://www.dw.com/de/mein-deutschland-der-gr%C3%BCne-gender-wahnsinn/a-18888325#disqus_thread
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