Von Birgit Kelle
„Die klassische Ehe mit Kindern gilt als Auslaufmodell.
Wir sollten den Untergang der Ehe von Mann und Frau aber nicht einfach verwalten – sondern gegensteuern.“ – Zum Artikel:
http://www.theeuropean.de/birgit-kelle/9146-familienlandschaft-in-deutschland
Kommentar GB:
Es war überfällig, das Thema vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen, was Frau Kelle hervorragend gelungen ist.
Sie fragt sehr zu Recht: Ist es gut, nur weil es ist?
Genau dies wird in der öffentlichen Meinung sehr oft gedankenlos bejaht. Es ist aber falsch. Denn jegliche Norm bedarf einer Begründung.
So läßt sich z. B. triftig begründen, dass Korruption schlecht und deshalb zu bekämpfen ist.
Wenn Sie nun z. B. nach Süditalien ziehen, könnte dort möglicherweise eingewendet werden, Korruption sei dort eine so alltägliche Praxis, dass die Norm – also das SOLL – an die Realität – das IST – angepaßt werden müsse, weil sich sowieso kaum jemand darum kümmere und sie in diesem Sinne unpraktisch und veraltet sei.
Würde das anerkannt, dann wäre damit im Ergebnis die verbrecherische Praxis der Mafia zur Norm erhoben.
Man sieht daran, das es sich hier um einen – recht häufigen – Denkfehler handelt.
Denn dass etwas der Fall ist, das besagt in keiner Weise, dass es deshalb gut – im moralphilosophischen Sinne – ist.
Normen sind notwendig und bedürfen einer eigenen Begründung, die von der Ethik zu entwickeln ist.
Und sie werden nicht durch den Verweis auf eine abweichende gesellschaftliche Praxis kritisierbar, denn diese Praxis kann wie gezeigt eine moralphilosophisch falsche sein.