Flüchtlingskrise: 2015 wiederholt sich doch

9. November 2022

Die Flüchtlingskrise von 2015 dürfe sich nie wiederholen, schworen deutsche und europäische Politiker noch im letzten Jahr, als der Westen Afghanistan seinem Schicksal überließ. Doch nun wiederholt sie sich doch.

Dies zeigen die jüngsten Zahlen der EU-Asylbehörde. In den 27 EU-Staaten sowie Norwegen und der Schweiz seien etwa 84 500 Asylanträge gestellt worden, teilte die Behörde mit.

Das sei etwa die Hälfte der Ende 2015 pro Monat gemeldeten 170 000 Asylanträge, als Hunderttausende Syrer vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat nach Europa flüchteten.

Zusätzlich zu den Asylanträgen suchten den Angaben zufolge etwa 255 000 Menschen vorübergehenden Schutz. Die meisten von ihnen kamen aus der Ukraine.

Die EU meldet nicht nur die höchste Zahl von Asylanträgen seit 2015, auch die Gesamtzahl der Neuankömmlinge ist höher. Allerdings ist die Lage kaum vergleichbar.

So wollen die meisten Ukrainer zurück in ihre Heimat, sobald der Krieg vorbei ist. Das macht Hoffnung.

Nicht vergleichbar ist aber auch die Reaktion der EU. 2015 reihte sich eine Krisensitzung an die nächste. Sieben Jahre später passiert – nichts.

Dabei sind viele EU-Staaten überfordert. Das gilt nicht nur für Polen, das die meisten Ukrainer aufgenommen hat. Auch in Belgien weiß man nicht mehr, wohin mit den Menschen. Sogar viele deutsche Kommunen sind überfordert.

Derweil bahnt sich eine neue, auch politisch motivierte Krise mit Bootsflüchtlingen in Italien an. Auf Zypern kommen immer mehr Migranten aus der Türkei an, die Sultan Erdogan über die grüne Grenze in die EU schiebt.

Und Frankreich und UK streiten über den Umgang mit zehntausenden Wirtschaftsflüchtlingen aus Albanien – während Deutschland fordert, das Westbalkanland in die EU aufzunehmen!

Von einer gemeinsamen Politik kann keine Rede sein. Offenbar hat man alle Lektionen von 2015 schon wieder vergessen…

Flüchtlingskrise: 2015 wiederholt sich doch

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