NZZ-Interview mit Joschka Fischer

„Mit dem Brexit und Trump haben sich die Briten und die Amerikaner vom Westen verabschiedet“
Der frühere Aussenminister fordert mehr militärisches Engagement von Deutschland und Europa. Berlin müsse nun auf Joe Biden zugehen und mit ihm das transatlantische Verhältnis neu definieren. Seine Partei, die Grünen, lobt er für ihren Realismus. Vor einer grün-rot-roten Koalition warnt er.
Christoph Prantner, Berlin 185 Kommentare 26.12.2020
https://www.nzz.ch/international/joschka-fischer-mit-brexit-und-trump-haben-sich-die-briten-und-amerikaner-vom-westen-verabschiedet-ld.1592878?mktcid=nled&mktcval=124&kid=nma_2020-12-26&ga=&trco=
Kommentar GB:
Joschka Fischer und die Grünen sind m. E. integraler antinationaler und supranationalistischer Teil der von den US-Democrats geführten Global Governance (GG). Diese bezeichnet er als „der Westen“.

In diesem Sinne ist das Interview geopolitisch durchaus erhellend, weil es die Interessen der GG – Führung zum Ausdruck bringt oder sie zumindest andeutet. Falls es – wie vielfach erwartet – zu einer Präsidentschaft Biden/Harris kommen sollte, werden diese GG-Interessen erneut zur Geltung gebracht werden.
Mit neuen militärischen Konflikten ist daher zu rechnen (Iran-Krise, noch mehr Druck auf Rußland von Westen her, mehr Druck auf China im südchinesischen Meer, z. B. durch angedrohte oder realisierte Blockade der Seewege und damit der chinesischen Häfen. Die Einkreisung der Rivalen China und Rußland eskaliert, und die Iran-Krise – wegen der Bemühungen des Iran um Atomwaffen – könnte sehr leicht einen Großkonflikt zünden, weil die Interessen der beiden Rivalen dort politisch oder wirtschaftlich ebenfalls eine Rolle spielen. In diesem Sinne erwarte ich nichts Gutes im kommenden neuen Jahr. Eine mögliche Administration Biden/Harris bietet m. E. jedenfalls keinerlei Beruhigung; ganz im Gegenteil.
Der Seemacht USA geht es m. E. letztlich darum, eine eurasische Landmacht „von Beijing bis Lissabon“ zu verhindern, weil sie damit ihrer jetzigen Weltmacht-stellung verlustig ginge. Darum geht es m. E. zentral dem Pentagon.
Und wo bleibt nun das Positive? Vielleicht darin, daß ich denke, daß Fischers Sichtweise in einem Punkt am Schluß seines Interviews wohl zuzustimmen ist.
Er sagt da: „Mit der Linkspartei ist die Bundesrepublik nicht regierbar, die haben alle wichtigen Fragen für sich nicht beantwortet. Sehen Sie sich doch die Stadtregierung in Berlin an. Die Bundesrepublik Deutschland ist zu gross und zu wichtig für Gesamteuropa und den Westen, als dass man damit Experimente machen dürfte.“
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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