Selbsternannte Öko-Elite will Bürger-Idioten erziehen

Wissen Sie, was uns am derzeitigen Zustand dessen, was Gesellschaft genannt wird, am meisten ärgert? Die Arroganz, Ignoranz und Bigotterie derer, die sich für so etwas wie die „geistige Elite“ halten. Warum sie das tun, ist nicht nachvollziehbar. Dass sie es tun, steht außer Zweifel.
Arroganz, Ignoranz und Bigotterie verbinden sich zu einem Festival der Widersprüche, das jeden normal denkenden Menschen entweder abstoßen oder abstumpfen muss oder beides. Der wohl dramatischste Widerspruch findet sich ausgerechnet bei denen, die für sich in Anspruch nehmen, sie wären Wissenschaftler. Tatsächlich sind sie Glaubensvertreter, die so fest glauben, dass sie zu der Überzeugung gelangt sind, sie wüssten, sie wüssten so sicher, dass ihnen die Wahrheit offenbart worden sei, vermutlich im Traum durch einen Öko-Engel oder einen blauen Engel. Und weil ihnen die Wahrheit offenbart wurde und sie sonst nichts haben, was man als ihre Fähigkeit bezeichnen könnte, deshalb gehen sie in alle Welt und missionieren. Das mit dem „Gehen“ ist nicht wörtlich zu nehmen, denn heute geht man nicht mehr, Schäfchen einsammeln, heute schreibt man, wie andere Schäfchen einsammeln sollen, schließlich gehört man zur „Öko-Elite“.
Dominic Lenzi aus dem Fachbereich “Scientific Assessments, Ethics and Public Policy” des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change in Berlin hält sich ganz offenkundig für ein Mitglied der Öko-Elite, einen der Erleuchteten, die zu wissen meinen, weil sie glauben. “Deliberating Climate Change: The Case for ‚Thinking and Nudging‘”, so der Titel des Machwerk, das derzeit bei deGruyter in der Warteschleife auf Veröffentlichung wartet. Ein Manifest der Öko-Elite.
Zwar schreibt Lenzi auf Seite 18 in seinem viel zu langen Text, dass die Art von Öko-Elite, die Shearman und Smith (2007) vorschwebe, nicht notwendig sei, aber das ist nur ein gradueller Zwist in Extremitäten. Lenzi hält sich für Elite, für Öko-Elite und sieht sich als solche mit dem Plebs konfrontiert, dem Plebs, der einfach die Wahrheit des menschengemachten Klimawandels, die sich den Gläubigen in miserablen Modellen zeigt, nicht erkennen wollen.

“In fact”, so schreibt Lenzi”, public understanding of climate change remains alarmingly poor. Although 97 % of climate scientists conclude that human activity is warming the planet, and that this is extremely dangerous if unaddressed…”

Eigentlich könnte man an dieser Stelle aufhören, den Unsinn, mit dem Lenzi die folgenden Seiten anfüllt, zu lesen. Wer an den Konsens der Wissenschaftler glaubt, der in mehr als fragwürdigen Studien herbeigerechnet wurde, dem ist nicht zu helfen. Wer denkt, Konsens sei eine auch nur entfernt wissenschaftliche Kategorie, der ist jenseits des Punktes, an dem Hilfsversuche überhaupt sinnvoll sind. Wer ausgerechnet in einer Zeitschrift mit dem Titel „Moral Philosophy and Politics“ meint, seine elitistische Weltsicht, die auf einer eingebildeten Vorstellung, einer Wahnvorstellung über CO2 und Global Warming, das jetzt Klimawandel heißt, weil es sich einfach nicht einstellen will, den dummen Ungläubigen, der ungläubigen Mehrheit der Bevölkerung die moralischen Leviten lesen zu können glaubt, bei dem sollte man hinterfragen, wie er auch nur im Traum dazu kommt, das Recht für sich zu reklamieren, andere erziehen zu wollen.
Und andere erziehen, das will der Herr vom Mercator Institut in Berlin. Zum richtigen Glauben an den menschengemachten Klimawandel will er sie erziehen und natürlich zum richtigen klimagerechten Verhalten. Denn er, der Dominic Lenzi, er weiß, er ist Öko-Elite, intellektuelle Vorhut der Bevölkerungsdeppen, die den Ernst der Situation nicht erkennen wollen, schon deshalb nicht erkennen wollen, weil es ihn nicht gibt.
Wartet nur, Lenzi wird Euch den Klimawandel einbläuen.
Das neue Zauberwort heißt „Deliberation“. Extinction Rebellion haben die Deliberation aus Irland übernommen und seither geht „Deliberation“ um die Welt. Ein neues Wort für alten Schmarrn, denn Deliberation ist nichts anderes als Bürgerbeteiligung. Fahrt aufgenommen hat das, was nun „Deliberation“ heißt, was Lenzi als „Thinking“ beschreibt und was man als sorgfältige Erwägung übersetzen kann, nach den beiden Referenden in Irland, eines zur Abtreibung, eines zur gleichgeschlechtlichen Ehe, denn beide gingen so aus, wie es die Linke, die EU und die UN, die seit Jahren mit gerunzelter Stirn nach Irland geblickt haben, gerne gehabt hätten.
Ausgangspunkt beider Referenda waren deliberative assemblies, zufällig zusammengewürfelte Gremien von Bürgern, die in ihrer Assembly „Experten“ ausgesetzt wurden und am Ende der Expertenvorträge über die weitere Vorgehensweise abstimmen mussten. Dass ein solches Setting wie gemacht dafür ist, missbraucht, korrumpiert zu werden, sollte jedem klar sein. Gesunder Menschenverstand reicht aus, Konzepte wie „moral hazard“ und „adverse selection“ (der Experten), mit denen man hantieren würde, wollte man das, was in deliberative assemblies passiert, handlungstheoretisch diskutieren, sind dazu gar nicht notwendig.
Der Erfolg in Irland hat dazu geführt, dass „Deliberation“, also letztlich der alte Hut der Bürgerbeteiligung in neuem Anstrich in aller Munde ist.
Auch Lenzi findet die Deliberation gut, was vermutlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn das irische Experiment einen anderen Ausgang genommen hätte. Doch hat Lenzi etwas an der Deliberation auszusetzen: Sie ist zu träge, zu langwierig, angesichts der Klimakatastrophe, die jederzeit eintreffen könnte. Deshalb muss die „Deliberation“ der Bürger gleich in die richtige Richtung beschleunigt werden. Sie erinnern sich: Lenzi ist im Vollbesitz der 97%-Wahrheit und weiß daher, was für Sie, uns, die Welt, das Universum und die nächsten fünf Universen richtig ist.
Deliberation hat deshalb nichts mit sorgfältiger Erwägung oder mit Denken überhaupt zu tun. Natürlich nicht. Deliberation ist der Coverbegriff für den Versuch, zum einen Legitimation für die Klimapolitik zu gewinnen, die man sowieso durchsetzen wollte, zum anderen für den Versuch, die Ungläubigen unter den Bürgern zu konvertieren und zum Heil der Einsicht in den menschengemachten Klimawandel zu bekehren.
Es gibt also nichts zu erwägen oder gar zu denken, geschweige denn zu kritisieren. Deliberation meint: Nimm und friss. Aber die Abfütterung per Deliberation ist zu langsam. Deshalb will Lenzi sie mit Nudging und Framing beschleunigen. Deshalb ersinnt er besonders perfide Methoden der Übertölpelung und nennt sie strategische Kommunikation:

“A second strategy is ‘pluralistic advocacy’, which is based on the prediction that while people are likely to reject information presented by experts whose values they do not share, they are likely to respond well ‘if they perceive that there are experts of diverse values on both sides of the debate’”

Es geht also klar darum, die Mitglieder der deliberative assembly so zu manipulieren, dass die Wahrscheinlichkeit, sie zum Klimaglauben bekehren zu können, maximiert wird. Derartiger Junk kann heute in einer Zeitschrift, die sich „Moralphilosophie“ verschrieben hat, verbreitet werden.
Erschreckend.

Quelle

Aber nicht genug.
Denn es geht Lenzi nicht nur darum, die Bürger zu seinem Glauben zu konvertieren, es geht ihm darum, das Verhalten von Bürgern zu beeinflussen, sie zu Marionetten der Vorgaben der Öko-Elite (dass sind in den Worten von Quentin Letts: Patronizing Bastards) zu machen:

“Instead, citizens could engage in reflection about socially desirable habits to be encouraged, for instance in conjunction with expert inputs concerning food consumption trends, price mechanisms, and so on. Rather than such changes being dictated to an unengaged public from above, deliberation platforms could be organised to enable citizens to consider such changes for themselves, thereby also increasing their effectiveness along with public support and perceived legitimacy.”

Deliberative assemblies, die der Idee zufolge Orte darstellen sollen, an denen Bürger mit Argumenten für ein Pro UND ein Contra versorgt werden, diese Argumente abwägen und dann zu einem Urteil gelangen, sollen also gezielt zu Manipulations-Fallen umgebaut werden, deren einziges Ziel darin besteht, diejenigen, die in die Falle getappt sind, zum Klimaglauben zu bekehren.
Lenzi entwickelt die Anbiederungs-Wissenschaft zu kaum geahnten Höhen weiter, will sie zu einem nützlichen Werkzeug des Klima-Totalitarismus machen, der ihm vorzuschweben scheint, einer ganz perfiden Form des Totalitarismus, der den Bürgern vorgaukelt, sie würden in „deliberative assemblies“ zusammengesammelt, um dort Einfluss zu üben, sich ein Urteil zu bilden, wenn sie tatsächlich nur als Marionetten missbraucht werden sollen, die zu einem vorher schon festgelegten Urteil in geframter Umgebung genudged werden sollen, um anschließend zu Legitimationszwecken missbraucht zu werden bzw. zu Klima-Dopes zu werden, die dem Klima-Gott und seinen Öko-Elite Hohenpriestern nicht nur ihre Einkommen in großen Teilen opfern, sondern auch ihre Lebenschancen.
Leute wie Lenzi wissen vermutlich nicht, was sie tun, dazu fehlt ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Intelligenz. Sie biedern sich an, weil sie sich davon ein Vorankommen in ihrer Institution versprechen und sind dabei eines dieser kleinen Rädchen im größeren Uhrwerk, jenem Uhrwerk das, wenn es gewaltsam beseitigt wurde oder implodiert ist, die Frage provoziert: Wie konnte es nur soweit kommen?
Wie?
So:

“I have argued that deliberation can be expected to encourage more reflective views about climate change, to assist in building consensus while reducing polarisation, and to improve the accuracy of beliefs. However, given that the benefits from deliberation take time to improve the deliberative capacity of whole societies, and the urgency of climate change, I have argued that combining deliberation with nudging promises to be more timely and effective than deliberation alone. Media reform, strategic communication and framing of debates, and incentivising pro-climate behaviour change appear to be promising ways to improve societal deliberative capacity while reducing climate risks.”


Quelle:

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