Atatürks Todestag

„Der Islam ist ein verwesender Kadaver“

Von Florian Stark

„Wie kaum ein nationaler Führer hat Mustafa Kemal die Türkei verändert. An seinem 75. Todestag werden ihn die Türken einmal mehr ehren. Aber der Islam, den er verteufelte, ist längst zurückgekehrt.““ „Sollte ich eines Tages großen Einfluss oder Macht besitzen, halte ich es für das Beste, unsere Gesellschaft schlagartig – sofort und in kürzester Zeit – zu verändern. Denn im Gegensatz zu anderen glaube ich nicht, dass sich die Veränderung erreichen lässt, indem die Ungebildeten nur schrittweise auf ein höheres Niveau geführt werden … Nicht ich darf mich ihnen, sondern sie müssen sich mir annähern.“

An diesem Sonntag werden sie es wieder tun. Punkt fünf nach neun werden die Schiffssirenen im Hafen von Istanbul über den Bosporus dröhnen. Der Verkehr in Ankara oder Izmir steht dann still, und die Menschen verharren vor seinen allgegenwärtigen Porträts, seinen Statuen und Büsten. Die Türkei begeht den 75. Todestag ihres Staatsgründers Mustafa Kemal (1881-1938), der schon zu Lebzeiten Atatürk, „Vater der Türken“, genannt wurde.

Denn ohne den General, der die griechischen Invasoren besiegte und anschließend den Nationalstaat begründete, wäre die türkische Republik nicht denkbar. Allerdings hat sich sein Bild in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt.

Das zeigten Mitte des Jahres die Machtkämpfe auf dem Taksim-Platz im Herzen Istanbuls. Da steht zum einen das „Denkmal der Republik“, zum anderen liegt da der Gezi-Park, auf dem die AKP des amtierenden Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Kaserne der Janitscharen restaurieren will, der Elitetruppe der Sultane. Die hatte Kemal Pascha mit Brachialgewalt entsorgt. In diesem Sommer entsorgte Erdogan dagegen die Demonstranten, die den Gezi-Park erhalten wollten, und drohte ihnen mit seinem islamistischen Anhang aus den Bergdörfern Anatoliens.“  (…)

Kommnetar GB:
Erdogan ist so etwas wie ein Anti-Atatürk. Der ambitionierte Versuch Atatürks, den Islam in der Türkei zu kontrollieren, zu zivilisieren und zu modernisieren ist damit gescheitert, denn ein Ende der Herrschaft Erdogans ist nicht absehbar. Erdogan ist ein lupenreiner islamischer Reaktionär.
Daher ist zu erwarten, daß sich die Reislamisierung fortsetzen wird, und das wird Auswirkungen auf die Türken in Europa haben, und damit indirekt auch auf uns alle. Es ist m. E. zu erwarten, daß sich zumindest eine überwiegende Mehrheit der türkischen oder türkischstämmigen Muslime in Deutschland dieser politreligiösen Tendenz unterordnen wird, mehr oder weniger jedenfalls, so daß die Reislamisierung sich hierzulande verstärken dürfte.
Es sollte jetzt überlegt werden, wie damit politisch umgegangen werden sollte.

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