Denkfehler der Wirtschaftswissenschaft: Kein Kapitalismus, nur Götter

Ulrike Herrmann

„Die Ökonomie kriselt. Antworten auf die Ungleichheit scheint es nicht zu geben.

Was wir von den Klassikern Smith, Marx und Keynes lernen können.“

(…) „Die heutige Ökonomie hat mit Wissenschaft nichts mehr zu tun – sondern ist eine Religion. Wer das Mantra vom Gleichgewicht nicht glaubt, kann an einer großen Universität keine Karriere machen. Alle wichtigen Lehrstühle sind von Neoklassikern besetzt.

Marx, Smith und Keynes werden nicht mehr gelehrt

Daher ist auch nicht zu erwarten, dass sich die Ökonomie von innen erneuert. Stattdessen werden Generationen von Studenten indoktriniert: Derzeit sind in Deutschland 429.676 Studierende im Fach Wirtschaft eingeschrieben. Sie lernen nie, ihre Disziplin kritisch zu hinterfragen. Stattdessen müssen sie sich durch Lehrbücher quälen, die „Musteraufgaben“ und „Musterlösungen“ präsentieren – also suggerieren, dass es eine Wahrheit gäbe.

Zum Dogmatismus der Mainstream-Ökonomen gehört, dass sie die wichtigsten Theoretiker ihres eigenen Faches ignorieren. Adam Smith, Karl Marx und John Maynard Keynes werden an den Universitäten kaum, verzerrt oder gar nicht mehr gelehrt. Dabei haben diese Theoretiker ihre Disziplin begründet und umgewälzt. Ohne sie gäbe es die moderne Volkswirtschaftslehre überhaupt nicht.

Doch Mainstream-Ökonomen tun gern so, als wären Smith, Marx und Keynes „überholt“ und nur noch Gespenster der Geschichte. Dabei wird der beliebte Trick benutzt, dass automatisch als „modern“ gilt, was in der Gegenwart verfasst wird. „Heutig“ ist, was heute entsteht. Doch diese Tautologie verdeckt, dass auch die Neoklassik aus dem 19. Jahrhundert stammt.“ (…)

http://www.taz.de/Denkfehler-der-Wirtschaftswissenschaft/!5333090/

 

Tragen Sie sich für den wöchentlichen Medienüberblick - den Freitagsbrief - ein!

Es wird kein Spam geschickt! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.