Ali Ertan Toprak
Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland und Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland/BAGIV e.V .
Es ist Zeit über ein Problem zu sprechen, das in Deutschland lange totgeschwiegen wurde.
Seit Jahren attackieren Erdogan-Fans ihre Gegner auch in Deutschland. Erdogan-Kritiker werden denunziert, ihnen wird mitunter sogar mit Mord gedroht.
Das erschreckende daran ist, dass mächtige Organisationen wie der Zentralrat der Muslime und der Moscheen-Verband DITIB nichts dagegen unternehmen.
Stattdessen heizen diese Organisationen die feindselige Stimmung in Deutschland noch an.
Wir müssen endlich begreifen: Der Zentralrat der Muslime ist keine Religionsgemeinschaft, sondern die Vertretung des politischen Islam, also des Islamismus.
Mitglied des Zentralrats ist auch die radikale Muslimbruderschaft oder die nationalistisch-islamische ATIB, eine Abspaltung der rechtsradikalen Grauen Wölfe.
Deswegen wundert es mich nicht, dass der Zentralrat mehr oder weniger offensichtlich Erdogans Unterdrückungspolitik unterstützt.
Das Problem dabei ist aber, dass sich der Zentralrat als Vertreter der deutschen Muslime ausgibt.
Der Zentralrat der Muslime positioniert sich bei jeder Gelegenheit pro Erdogan
Wäre er das, müsste er Werte wie Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nach innen und außen vertreten und damit Vorbild sein für die Millionen Muslime auch aus der Türkei, die hier in Deutschland leben.
Doch es passiert das Gegenteil. Der Zentralrat der Muslime positioniert sich bei jeder Gelegenheit pro Erdogan.
Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mayzek, zum Beispiel hat Erdogan noch nie kritisiert. Auch die Säuberungen nicht, die Erdogan jetzt in der Türkei angekündigt hat.
Sein Stellvertreter Mehmet Celebi hat sogar die Lynchjustiz verharmlost – etwas, das überhaupt gar nicht mit dem Grundgesetzt vereinbar ist.
Das muss man sich mal vorstellen: Erdogan säubert das ganze Land. Jeder, der ihn kritisiert, wird jetzt als Terrorist gebrandmarkt. Es findet eine Hexenjagd statt.
Und die größten Islam-Verbände in Deutschland schweigen.
Schweigen ist auch eine Position, die mir Angst macht. Es ist ein Signal an die Millionen Erdogan-Fans, dass ihr Führer alles richtig macht. Das führt dazu, dass sich die Gräben unter den konservativen und den liberal-säkularen Muslimen in Deutschland tiefer werden – die Aufgabe eines Zentralrats der Muslime sollte eigentlich sein, dass Muslime sich einen und nicht spalten.
Das alles erinnert mich an Hitlers Zeiten
Die eine Hälfte verehrt Erdogan, die andere hasst ihn. Die Erdogan-Anhänger kopieren ihren Führer eins zu eins. Sie gehen aggressiv und gewalttätig gegen Erdogan-Kritiker vor. Auch gegen mich.
Ich wurde vor zwei Wochen in den ZDF-Fernsehrat berufen. Danach haben mich viele türkische Blätter als PKK-Terrorist gezeigt.
Und der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats, der öffentlich Lynchjustiz verharmlost hat, geht mich in den sozialen Netzwerken öffentlich an.
Außerdem erhalte ich auf Facebook Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen. Mir wurde angedroht, dass man mir das Nasenbein bricht oder mich kaltmacht. Dass ich nie wieder türkischen Boden betreten sollte.
Ich nehme diese Drohungen sehr ernst.
Eigentlich fahre im Sommer immer in die Türkei. Jetzt bleibe ich wohl hier.“ (…)
(Hervorhebungen GB)
Wenn man heute diesen wichtigen Artikel langsam und aufmerksam liest und wenn man dabei, wie es angesichts der Ereignisse in der Türkei angemessen ist, jedes Wort wirklich ernst nimmt, dann fällt einem bei dem Wort Mord im Zusammenhang mit Türken in Deutschland eine bisher unaufgeklärte und ziemlich rätselhafte Serie ein. Und eine Frau, die schweigt. Und die womöglich zu viel weiß.
Vielleicht bestehen da überraschende Zusammenhänge, an die so bisher noch nicht gedacht worden ist, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit?