Nigerias Zwiespalt: Wo die Scharia optional ist

Mit über 180 Millionen Einwohnern ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Immer wieder kommt es zu Kämpfen zwischen Christen und Muslimen. Dabei geht es meist aber nicht um einen Konflikt zwischen Religionen.

21.05.2016, von Thomas Scheen, Nairobi
(…) „Dabei handelt es sich bei Boko Haram genau genommen um eine ethnische Sekte. Der innere Kern der Terrorgruppe rekrutiert sich nahezu ausschließlich aus Mitgliedern der Ethnie der Kanuri, deren Siedlungsgebiet am Tschad-See liegt. Die nigerianische Regierung spricht im Zusammenhang mit dem islamistischen Terror deshalb gerne von einem „regionalen ethnischen Konflikt“.

Boko Harams Unterstützer

Angesichts der nach wie vor großen Schlagkraft der Terroristen mutet diese Einschätzung als geradezu grotesk an. Allein die finanziellen Mittel, über die Boko Haram zu verfügen scheint, widersprechen der These einer relativ kleinen Ethnie auf dem Kriegspfad. Der abgewählte Präsident Goodluck Jonathan hatte mehrfach öffentlich angedeutet, Boko Haram genieße Unterstützung bis in die höchsten Kreise. Einmal war Jonathan so weit gegangen, zu behaupten, die Terroristen säßen mit am Kabinettstisch.“ (…)

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afrika/nigerias-konflikt-der-religionen-und-ethnien-14237992.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Kommentar GB:
Ein ausführlicher und empfehlenswerter Artikel über die Hintergründe von Boko Haram.
Ein FAZ-Leserkommentar:
„Bevölkerungsexplosion
Wolfgang Klein  (Parvus) – 21.05.2016 17:57 
Ein Artikel von R. Engelman vom Worldwatch Institute über Afrikas Bevölkerungsexplosion in der aktuellen Ausgabe von Spektrum der Wissenschaft thematisiert auch die Situation in Nigeria. Der Aufstieg von Boko Haram habe auch mit dem Streit von Hirten und Bauern um das austrocknende Buschland in der Sahelzone zu tun. Eine aktuelle Schätzung der Bevölkerungsentwicklung in Afrika bis zum Jahr 2100 geht von einem Anstieg der Bevölkerung von 1,2 Milliarden Menschen heute auf dann 3 bis 6 Milliarden aus. Versuche, den Trend zu stoppen sind mehr oder weniger gescheitert und das Thema ist der political correctness zum Opfer gefallen. Allein Lagos wird von 11 Mio Einwohnern in 2010 auf 40 Millionen in 2050 wachsen. Der ungünstige klimatische Trend wird die Konflikte weiter verschärfen und angesichts großer Massen beschäftigungsloser, zunehmend frustrierter junger Männer bedarf es bald nur noch eines Funkens um das Pulverfass zur Explosion zu bringen. Religion ist dabei ein Brandbeschleuniger.“

 

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