Die Rückkehr von Al-Qaida in Syrien

„Kräfteverschiebung in Syrien? Während der „Islamische Staat“ (IS) in der Defensive ist, gewinnt Al-Qaida in Syrien an Einfluss, unterstützt von ihrem dortigen Ableger, der Al-Nusra-Front.
„In den letzten Monaten haben die Milizen des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) an Boden verloren. Aus Palmyra wurden sie von den Regierungstruppen des Assad-Regimes zurückgedrängt. Die US-Luftangriffe haben zahlreiche Stellungen des IS zerstört. Im Norden Syriens konnten die Kurden des Gebietes von Rojava ihre Positionen gegen den IS behaupten, und im Norden des Irak konnten die Peschmerga weiter gegen den IS vorrücken. Auch die Regierungstruppen des Irak konnten im Zentrum des Zweitromlandes ihre Position gegenüber dem IS ausbauen. In Syrien haben die Luftangriffe der Franzosen, Briten und Amerikaner haben ihren Teil zum IS-Rückzug beigetragen. Die empfindlichsten Schläge hat der IS jedoch von den Russen bekommen. Russische Flugzeuge haben immer wieder die Tanklastkonvois, die Erdöl von Syrien in die Türkei brachten, massiv bombardiert. Ganze Straßenzüge entlang des Euphrat sind von ausgebrannten Tanklastzügen flankiert. Damit ist eine der wichtigsten Deviseneinnahmequellen des IS zerstört, nämlich der Schwarzhandel mit Erdöl über die Türkei.
Lange Zeit konnte der IS mehr Anhänger gewinnen als die vielen anderen Rebellengruppen, weil man besseren Sold zahlen konnte. Doch durch den Zusammenbruch des illegalen Erdölexports und durch massive Einbrüche der Devisenzufuhr mussten die IS-Kämpfer mit weniger Sold auskommen, teilweise sogar leer ausgehen. Das hat zur Frustration geführt. Weniger Geld und weniger militärische Erfolge bedeutet weniger Anziehungskraft für die radikalen Fundamentalisten, die lange Zeit den IS heimlich oder öffentlich bejubelten. Ihr Nimbus der Unbesiegbarkeit ist verlorengegangen.

New York Times berichtet von Ankunft hochrangiger Al-Qaida-Führer in Syrien

Al-Qaida scheint die Gunst der Stunde zu nutzen. Denn während sich die Weltgemeinschaft bei der Bewertung des IS als Terrororganisation einig war, blieb die Einschätzung anderer radikal-fundamentalistischer Gruppierungen in Syrien unklar. Besonders in den hügeligen Regionen Nordsyriens und Nordwestsyriens ist die Situation verworren. Unterschiedliche Gruppierungen und Warlords haben hier ihre Territorien markiert und bekämpfen sich zum Teil gegenseitig. Eine der radikal-islamischen Organisationen in dieser Region ist die Al-Nusra-Front, die genauso brutal gegen ihre Gegner vorgeht, wie die Anhänger des IS es tun. Die Al-Nusra-Front ist, wie ursprünglich der IS, ein Ableger von Al-Qaida.
Wie zunächst die New York Times und später auch verschiedene deutsche Medien berichteten, richtet die weltweit tätige Organisation Al-Qaida ihren Fokus immer mehr auf Syrien, um im Norden und Nordwesten einen islamischen radikal-sunnitschen Gottesstaat zu errichten. Dieser wäre sozusagen direkte Konkurrenz zum IS und könnte sogar von dort Kräfte absaugen, falls der IS weiter in Bedrängnis geraten könnte. Während der IS hauptsächlich entlang der Flüsse Euphrat und Tigris im Norden des syrischen und irakischen Mesopotamien sich ausgebreitet hat, setzte sich die mit Al-Qaida verbundene Al-Nusra-Font in den fruchtbaren und dicht bevölkerten Hügellandschaften Nordwestsyriens fest.“ (…)

http://www.freiewelt.net/reportage/die-rueckkehr-von-al-qaida-in-syrien-10066911/
 

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