Über Zombies, Feindbilder und den Tod

Von Harald Martenstein

„Über das Weiterleben von berühmten, sehr alten Menschen werde ich von den Medien auf dem Laufenden gehalten, ich verfolge ihr Weiterleben mit von Jahr zu Jahr steigender Spannung. Ich drücke die Daumen, der Tod ist unser gemeinsamer Feind. Ich hoffe immer, dass vielleicht doch mal jemand dem Tod ein Schnippchen schlägt. Irgendwann wird irgendwer es irgendwie schaffen. Einfach nur da zu sein, das ist schon viel wert.

Noch ein Jahr. Und wieder eines. Noch eine Runde überstanden. Der Tod schlägt immer nur auf die Deckung, er kommt einfach nicht durch, wie George Foreman im Kampf gegen Muhammad Ali. Sicher, am Ende verliert man. Aber man kann einen großen Fight abliefern.“  (…)

„In der Süddeutschen habe was über ein Theaterstück gestanden, in der ich als Kunstfigur auftauche, immerhin an der Berliner Schaubühne. Ich sei ein Zombie. Die Botschaft des Stückes sei, so legte es die Theaterkritik nahe, dass man Typen wie mich besser erschießen sollte, der Regisseur Falk Richter habe mich neben Beate Zschäpe und Akif Pirinçci eingereiht. Da habe ich Falk Richter als Gegengeschenk spontan eine juckende Hautkrankheit gewünscht. Sie soll aber heilbar sein.

Ein paar Tage später kam ein Dementi von der Schaubühne. Der Kritiker hat mich offenbar verwechselt – vielleicht mit Horst Seehofer? Figürlich gibt es da Parallelen. Ich soll nach Ansicht von Falk Richter vorerst nicht erschossen werden, nur Zschäpe, Pirinçci und Seehofer sind Zombies. Ich finde, man sollte überhaupt niemanden zum Zombie oder zur Hexe erklären, auch nicht Rechte oder Mörder. Einen Regisseur, der zum Hass aufruft, müsste man in einen der neuen Integrationskurse schicken, wo muslimischen Mitbürgern die deutsche Leitkultur beigebracht wird. Für die Hautkrankheit entschuldige ich mich.“  (Hervorhebung: GB)

Zum Artikel:
http://www.zeit.de/zeit-magazin/2015/48/harald-martenstein-sterben-tod-altern-schaubuehne-verwechslung
Kommentar GB:
Und auf Queer.de wird nicht nur Toleranz sondern Akzeptanz eingefordert. Für „Zombies“ gibt es aber keine Akzeptanz, nicht einmal Toleranz. Und wir alle sind „Zombies“, weil wir die homophilen Parties nicht mitfeiern.  Eine EU-Richtlinie zur verpflichtenden Teilnahme an CSD-Paraden könnte vielleicht helfen, das Problem zu lösen. Oder? Was meinen Sie?
 
 
 
 

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