Die Selbstsicht der Nicht-Frauen-Frauen

„Störfall Kind“: Frauen in der Planungsfalle

„Mutterschaft, einst als Erfüllung weiblichen Wesens verstanden, wird unter den Bedingungen der individualisierten Leistungsgesellschaft zum Störfall, den die Frau möglichst unauffällig und effizient zu bewältigen hat.“
„Kinderhaben sei die natürlichste Sache der Welt – hieß es früher. Heute, nach fast einem halben Jahrhundert Geburtenrückgang, wissen wir: Dies ist nicht mehr so. Während Kinderhaben noch vor ein paar Jahrzehnten selbstverständlich zum Frauenleben dazu gehörte, ist es heute zur Option geworden, zu einem Gegenstand des Abwägens, Planens, Entscheidens. Aus dem Kinderhaben ist die Kinderfrage geworden.
In diesem Zusammenhang spielen der Anspruch auf Gleichberechtigung, genauer: die Lücken und Defizite bei der Durchsetzung dieses Anspruchs eine wichtige Rolle. In der Kinderfrage spiegelt sich die „unfertige soziale Revolution“ (Arlie Hochschild), ein gesellschaftlicher Umbruch, in dessen Verlauf sich die Leitbilder, Vorgaben, Normen des Frauenlebens teilweise umkehren. Dazu wird im Folgenden in bewusst exemplarischer Form, ein Blick auf die Geschichte der vergangenen 50 Jahre getan.“
http://www.bpb.de/apuz/31165/stoerfall-kind-frauen-in-der-planungsfalle
Kommentar GB:
Wird die Mutterschaft für eine maximierte Selbstverwertung des Wertes (d. h. des Profitmotivs in Aktion) mit Hilfe der Frauenbewegung und der Parteien zunehmend zurückgedrängt, dann sinkt die Geburtenziffer auf einen Wert weit unter 2,1 – und das ist der Wert, bei dem Bevölkerung quantitativ konstant bliebe. Aus dieser Störung oder Krise der biologischen Reproduktion der Gesellschaft ergibt sich eine Bevölkerungsschrumpfung, die wiederum negative ökonomische Wirkungen hat, besonders in der langen Frist.
Die Kinderfrage stellt sich deswegen tatsächlich als Systemfrage, aber die Frauenbewegung thematisiert nicht die blinde und entfremdete Selbstverwertung des Werts als das eigentliche Problem. Sie arbeitet mit der gleichheitsfeministischen Fiktion, alle Frauen sollten ebenso wie alle Männer unterschiedslos in den ökonomischen Reproduktionsprozeß eingebunden werden, was der biologischen Reproduktion, die biologisch und entwicklungssychologisch, nicht aber ökonomisch bestimmt ist, widerspricht. Die sozioökonomisch verursachte Entfremdung wird mit diesem Übergriff auf die biologische Reproduktion ins Extrem getrieben, aber dieses Extrem kann unmöglich durchgehalten werden, weil sie zum Schwinden der biologischen Basis führt: zur Schrumpfung der Bevölkerung.
Wird hingegen der biologischen Reproduktion in der Praxis die hohe gesellschaftliche Relevanz samt zeitlicher Spielräume und nötiger öffentlicher wie privater Ressourcen belassen, dann geht das unvermeidlich zu Lasten der Selbstverwertung des Wertes, und zugleich scheitert die feministische Gleichheitsvorstellung an der Realität. An den feministischen Fiktionen und den subjektiven normativen Wünschen der Nicht-Frauen-Frauen, also jenen Frauen, die ihr Frau-Sein nicht zu akzeptieren vermögen, wird dennoch – mit größter Verblendung – politisch festgehalten. Das kann nur scheitern.
 
 
 
 
 

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