Zertifikate Handel statt Frauenquote – ein skurriler Vorschlag

Von Silvia Angelo

„Weil die EU Kommission kolportierterweise kurz davor steht, den Mitgliedstaaten eine Frauenquote von 40% für ihre Aufsichtsräte zu verordnen, kommen ökonomische Theoretiker auf die  Idee, einen Zertifikatehandel zu diesem Thema einzuführen. In Analogie zu den „Verschmutzungszertifikaten“ beim CO2. Die Ökonomen, die sich diesen skurrilen Lösungsvorschlag ausgedacht haben, haben offenkundig das Problem nicht verstanden.“
http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/europa/4844777/Zertifikatehandel-statt-Frauenquote?_vl_backlink=%2Fhome%2Findex.do
http://www.oekonomenstimme.org/artikel/2015/10/mehr-frauen-in-fuehrungspositionen-ein-vorschlag–zur-flexibilisierung-der-frauenquote/

„Welches Problem soll hier gelöst werden?“

„Kleine Frage an die Wissenschafter: Habt ihr eigentlich kapiert, welches reale gesellschaftliche Problem ihr mit dieser spannenden Theorie lösen wollt? Offenbar nicht, denn die Grundidee der 3 Ökonomen ist ja zusammengefasst folgende: „Die Anbieter solcher Zertifikate wären dann all jene Firmen, die weniger Männer eingestellt haben, als sie Zertifikate halten. … . Auf der Nachfrageseite wären Marktteilnehmer in Sektoren mit weniger Frauen, für die es günstiger ist Zertifikate zu kaufen, als Frauen aus anderen Sektoren zu überzeugen ihren alten Beruf aufzugeben und für sie zu arbeiten.“ Erwartbare Konsequenz aus realitätsnäherer Perspektive: Damit wird wohl eher die starke Teilung am Arbeitsmarkt, die es bereits gibt, noch verstärkt.
Nein, wir sind kein Emissionsproblem an dem die Welt zugrunde geht und dessen Verursachung mann [sic! GB] bestimmten Firmen zuordnen sollte, sondern Menschen, die schlicht und ergreifend am Arbeitsmarkt diskriminiert werden. Und es ist kein ökonomisches Problem, das wir darstellen, sondern die Nicht-Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen ist ein Verwehren von Grundrechten. Und ob Grundrechte geeignet sind für einen Handelsplatz mit Angebot und Nachfrage, das steht hoffentlich in der realen Welt nicht zur Diskussion.“
http://blog.arbeit-wirtschaft.at/zertifikate-handel-statt-frauenquote-ein-skurriler-vorschlag/
https://www.wu.ac.at/fileadmin/wu/h/structure/management/board/cv_silvia_angelo.pdf
Kommentar GB:
Es geht mir hier nicht um die oben zitierte mikroökonomische Publikation, sondern um die Bewertung durch die österreichische Autorin. Denn es ist jedenfalls falsch zu behaupten, „wir“ – das heißt hier wohl das frauenpolitisch auf breiter Front privilegierte (phantasierte) Kollektiv der Frauen, zu dem sich die Autorin sicherlich zählt, „wir“ also “ werden „schlicht und ergreifend am Arbeitsmarkt diskriminiert“. Und es ist ebenso falsch zu behaupten: „die Nicht-Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen ist ein Verwehren von Grundrechten“.
Grundrechte? Welche Grundrechte? Frauen sind gleichberechtigt, und zwar in Deutschland seit 1949. Die Gleichberechtigung und Gleichverpflichtung stand schon in der Weimarer Verfassung, aber die Gleichverpflichtung ist bedauerlicherweise nicht ins Grundgesetz übernommen werden, obwohl das logisch richtig gewesen wäre. Deshalb sollte die Gleichverpflichtung zukünftig darin aufgenommen werden.
Frauen können sich in Wirtschaft und Politik individuell einbringen, und sie werden, wenn sie leistungsstark sind, dabei sich durchsetzen.
Die Autorin mißversteht das alles als eine pseudogruppenbezogene Verteilungspolitik. Abgesehen davon werden Frauen durch die Gleichstellungspolitik (Gender Mainstreaming) seit langem massiv bevorteilt, und zwar zu Lasten von Männern.
Männer werden im Wettbewerb planmäßig und systematisch diskriminiert, Frauen werden ebenso planmäßig und systematisch privilegiert. Das ist ein süßes Gift. Davon können sie nicht genug bekommen.
Gleichstellung ist das Gegenteil von Gleichberechtigung:
https://frankfurter-erklaerung.de/
 
 

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