Doppelspitze? Jede Partei bitte nur einen Chef!

Die Vorzüge von Doppelspitzen in der Politik kann der interessierte Beobachter am Beispiel der Grünen und der Linkspartei sehen: Man sieht nicht viel.

von Friederike Haupt
„Frauen wollen ja, das weiß man aus Funk und Fernsehen, mehr Macht. Zu den Personen, die dieses Bestreben bisher nur mäßig enthusiasmiert unterstützen, zählt Sigmar Gabriel. Das ist verständlich, denn er ist ein Mann und will auch mehr Macht. Das Wesen von Macht ist, dass jene, die danach streben, einander nicht sagen „Ach, nimm du doch die Macht, ich hab’ schon genug“ und „Hey, nein, ich finde, dir steht sie viel besser“. Insofern ist das, was Gabriel diese Woche kundtat, auf den ersten Blick erstaunlich: Er könne sich Doppelspitzen aus Mann und Frau auf allen SPD-Ebenen gut vorstellen. Ebenso gut, wenn nicht noch besser, vorstellen kann sich das die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen; von ihr stammt die Idee. Sie will keinen Zwang, aber die Möglichkeit zur Doppelspitze. Darüber soll die SPD auf ihrem Parteitag im Dezember abstimmen. Gabriel hat schon jetzt ja gesagt, damit für ihn am Ende nein rauskommt.“ (…)
„Die Vorzüge von Doppelspitzen in der Politik kann der interessierte Beobachter am Beispiel der Grünen und der Linken sehen. Man sieht nicht viel.“ (…)
„Das Problem ist das gleiche, das man noch von Teamarbeit in der Schule kennt: Dinge, die man allein besser könnte, mit anderen zusammen machen müssen. Zu diesen Dingen zählt zum Beispiel Entscheidungen treffen. Jeder vernünftige Politiker kommt zu Entscheidungen, indem er sich über die Sache informiert und mit anderen Menschen austauscht. Es wird welche geben, die ihm zuraten, und andere, die abraten, und wieder andere werden sagen, man müsse abwägen, es sei halt eben nicht so einfach. Derjenige, der entscheidet, wird sich alles anhören, aber am Ende wird er allein sein. Außer, er ist Teil einer Doppelspitze. Dann droht der Kompromiss.“ (…)
„Ist Sigmar Gabriel nun also in eine Flauschphase eingetreten, an deren Ende er einer von zwei Parteivorsitzenden sein wird? Nein. Es war bloß schlau genug, nicht grundsätzlich nein zu sagen. Alle sollten sehen, dass er kompromissbereit ist. Das ist etwas anderes als ein Kompromiss.“
Zum Artikel:

http://www.faz.net/aktuell/politik/jede-partei-bitte-nur-einen-chef-13874613.html
Kommentar GB:
Wenn Frau Haupt mit dieser pfiffigen Einsicht Recht hätte, dann wäre der Nachweis erbracht, dass Sigmar Gabriel ein talentierter Taktiker ist, was ihm ja sowieso und vermutlich nicht zu Unrecht nachgesagt wird.
Hätte er nun entsprechende strategische Fähigkeiten, dann sähe es wohl besser um die SPD aus, als das heute der Fall ist. Wie wäre es zum Beispiel mit der Strategie, mein Vorschlag, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) innerparteilich zu entmachten oder, am besten, ganz aufzulösen?
Im übrigen zeigt die Doppelspitze nur, dass das sogenannte Peter-Prinzip, wonach jede bis zur Offensichtlichkeit ihrer Inkompetenz befördert wird, weiterhin seine Gültigkeit hat. Das gilt natürlich in Zeiten der Frauenquoten in besonderer Art und Weise, und das kann niemanden überraschen. Allerdings: es gibt natürlich immer die eine oder andere Ausnahme von dieser Regel. Sie werden diese sicherlich kennen.
 
 
 
 

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