Tanz auf dem Vulkan

Samstag, 27. Januar 2024

Taiwan befürchtet eine chinesische Invasion, obwohl umstritten ist, ob die Insel zur Volksrepublik gehört. Sowohl China als auch die USA gebärden sich übergriffig.

„Die gefährlichste Region der Welt“ — so wird Taiwan bezeichnet. Seit 1949 befindet sich die Insel in einem labilen Schwebezustand zwischen staatlicher Unabhängigkeit und Zugehörigkeit zu China. Präsident Xi Jinping besteht auf einer Vereinigung der beiden „Chinas“; die jüngsten Parlamentswahlen in Taiwan deuten jedoch eher darauf hin, dass die Menschen dort den alten Status beibehalten wollen und die „Hochzeit“ mit dem übermächtigen Nachbarn scheuen. Ob beide Gebiete zusammengehören, ob es sich also wirklich um eine Wiedervereinigung nach dem Muster von BRD und DDR handeln würde, dafür finden sich in der Geschichte des Landes Argumente, aber auch Gegenargumente. Die Volksrepublik übt verstärkten Druck aus mit einer Doppelstrategie aus Lockrufen und unverhüllten Drohungen. Die Hand im Spiel haben aber auch die USA, die die Dominanz über den Pazifikraum für sich behalten wollen. Nach einem Besuch der einschlägig bekannten Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi fürchten viele, der Westen wolle eine Entwicklung analog zum Russland-Ukraine-Krieg riskieren und China sowie Taiwan in einen aufreibenden Stellvertreterkrieg treiben, der verheerende Folgen für die Weltwirtschaft hätte. Der Vergleich Taiwans mit der Ukraine hinkt jedoch in mehrfacher Hinsicht. Es stellt sich die Frage, warum die beiden um die Vorherrschaft ringenden pazifischen Platzhirsche die Entscheidung über ihre weitere Zukunft nicht einfach den Menschen in Taiwan überlassen können.

https://www.manova.news/artikel/tanz-auf-dem-vulkan

Kommentar GB:

Die Antwort auf die oben im letzten Satz gestellte Frage ist einfach zu geben:

entscheidend sind hier die geostrategischen Interessn der USA einerseits und der Volksrepublik Chinas andererseits.

Aus Sicht der USA geht es geostrategisch um die Behauptung der ersten Inselkette vor der chinesischen Küste, zu der die Insel Formosa gehört. Dieser maritime Riegel ermöglicht es den USA, die chinesische Marine weitgehend auf die dazwischen liegenden Küstengewässer einzuschränken. China hat daher für maritim-strategische Zwecke im wesentlichen nur das südchinesische Meer um die Insel Hainan zur Verfügung, und zugleich sind über dieses Meer die südchinesischen Häfen mit den südasiatischen und europäischen Häfen verbunden.

Aus chinesischer Sicht wäre daher eine Eingliederung der Insel Formosa – oder in anderen Worten, eine Wiedervereinigung ähnlich wie in Hongkong  – zugleich eine maritime Öffnung in den gesamten pazifischen Raum hinein. Beijing beruft sich auf die Geschichte: die Insel Formosa wurde am Ende des chinesischen Bürgerkrieges zum Fluchtziel der Kuomintang, wodurch sich die Insel als „Taiwan“ politisch verselbständigte, eine Sezession, die von Beijing nie akzeptiert worden ist. Diese historischen Sachverhalte sind m.W. im Grundsatz nicht strittig und außer natürlich von Taiwan selbst weitgehend anerkannt.

 

 

 

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