Dienstag, 10. Oktober 2023
„Geh doch nach Moskau, wenn es dir hier nicht passt“, wurde Aktivisten der 68er-Generation von braven Bürgern zugerufen, wenn sie die leiseste Kritik am westlichen System äußerten. Wer heute die Logik des Kalten Kriegs gegen Russland hinterfragt, bekommt oft zu hören, unter Putin dürfe er die Regierung niemals so offen kritisieren, wie er dies in Deutschland könne. An diesem Argument ist zweierlei nicht stimmig: Erstens beruht unsere Vorstellung darüber, wie es in Russland zugeht, vielfach auf einseitig gefärbter Propaganda. Zweitens ist die Redefreiheit im Westen heute eher eine Schimäre oder eine schöne Erinnerung. Gerade Menschen, die nie in Russland waren, belehren andere gern darüber, wie schlimm es dort angeblich sei, und versuchen ihre eigene Angst und ihren Hass auf ihre Gesprächspartner zu übertragen. Der Autor trifft in diesem Essay nicht nur Aussagen über die aktuelle Globalpolitik, er bedient sich auch einiger Argumente aus Psychologie und Philosophie, um zu zeigen, wie es kommen konnte, dass pauschalisierender Hass immer wieder aus der Mottenkiste der Geschichte hervorgekramt wird.
https://www.manova.news/artikel/putin-als-phantom