Phrasen-Wörterbuch – Heute: „linksgrün“

01. Juni 2023 um 10:26 Ein Artikel von: Tobias Riegel

Grüne Politik ist nicht links. Der Begriff „linksgrün“ ist irreführend und schädlich. Mit der einst negativ aufgeladenen Vokabel können inzwischen Handlungen grüner Politiker getarnt werden, die man als „rechts“ bezeichnen muss – die Ignoranz sozialer Nöte, die Unterwürfigkeit gegenüber US-Interessen, die Waffenlieferungen und viele weitere Aspekte. Durch die Verknüpfung destruktiver grüner Politik mit dem Attribut „links“ werden zusätzlich die klassischen (tatsächlich) linken Inhalte in Verruf gebracht. Plötzlich auftauchende Modewörter sowie sprachliche Umdeutungen sollen in diesem „Wörterbuch der Phrasendrescher“ in unregelmäßigen Abständen thematisiert werden. Von Tobias Riegel.

Phrasenwörterbuch – Heute: „linksgrün“

Kommentar GB:

Die Marxsche Kritik am sozioökonomisch und soziopolitisch verstandenen Gesellschaftssystem des Kapitalismus galt bis zum Aufkommen der nihilistischen Postmoderne ab Mitte der 70er Jahre als politisch links. Sie war von Beginn an verknüpft mit der Lage der wertproduktiven sozialen Klasse, der Arbeiterklasse (im weiten Sinne), und zwar in Relation zu der aneignenden Klasse, dem Besitzbürgertum. Daher stand und steht für Linke in dieser Denktradition zweierlei im Mittelpunkt: einerseits die Kapitallogik oder die Selbstverwertung des Werts und andererseits der andauernde Konflikt zwischen der Arbeiterklasse (i.w.S.) und der besitzbürgerlichen Klasse (Klassenkampf).

Seit der schrittweisen Durchsetzung der nihilistischen Postmoderne im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist dieser gesamte Komplex, der in dem Jahrzehnt nach 1968 noch einmal kurz aufflackerte, zunehmend in den Hintergrund getreten, und es wurde statt dessen eine Neulinke, aus traditioneller Sicht eine Pseudolinke etabliert, aber nicht aufgrund argumentativer Nachweise, sondern durch importierte gesellschaftlich-politische Diskursmacht. Der Feminismus – Genderismus hat hierbei eine zentrale Rolle gespielt; die Umwertung der Werte (Nietzsche) war und ist deren besonderes Anliegen; Beispiel: Familienpolitik / Art. 6 GG.

Diese postmoderne Neu- oder Pseudolinke nennt sich zwar kokettierend und irreführend „links“ – mit einer positiv gemeinten Konnotation zur philosophisch-materialistischen Altlinken – hat dazu aber keine Beziehung mehr, sondern setzt ganz andere Schwerpunkte, in der die Marxsche Kritik keine Rolle mehr spielt; sie wird im übrigen auch gar nicht mehr verstanden.

In der heutigen gesellschaftlichen Welt, in der die öffentliche Auseinandersetzung in dieser Weise nihilistisch geprägt worden ist, gilt dann eben alles und nichts gleichermaßen, es herrschen Beliebigkeit, Willkür und Chaos. Und genau das sind die Bedingungen, die einer frühmittelalterlichen grund- und menschenrechtswidrigen Weltanschaung – als ihrer eigenen Negation – ungewollt oder gewollt zuarbeiten:

http://gam-online.de/text-Islam%20und%20seine%20Komplizen.html

 

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