Deutschlands LNG-Strategie und der Elefant im Raum

Ein Artikel von: Jens Berger

In den letzten Tagen wurde erstmals Kritik an der deutschen LNG-Strategie laut. Das Bundeswirtschaftsministerium habe falsche Daten zur Einspeisekapazität unserer Nachbarländer herangezogen, um das LNG-Beschleunigungsgesetz durchzuboxen, und damit teure Überkapazitäten geschaffen. Das stimmt nur zum Teil. Beim Jonglieren mit Kapazitäten im Milliarden-Kubikmeter-Bereich fällt jedoch schnell eine elementare Frage unter den Tisch: Woher sollen die Kapazitäten, geschweige denn die Überkapazitäten, überhaupt herkommen? Man kann mit einer Notstandsgesetzgebung zwar in Windeseile gigantische Terminals errichten, Zugriff auf das dort zu regasifizierende Erdgas hat man jedoch nicht. So bleibt Deutschlands Gasversorgung auch langfristig unsicher und womöglich sehr, sehr teuer. Von Jens Berger.

(…) „Fatal ist auch der Trugschluss, der Wechsel von russischem Erdgas zu LNG sei „nur“ deshalb teuer, weil die LNG-Terminals sehr kostenintensiv sind. Hier wird dann gerne auf die Kostensteigerungen beim Bau und der Charter der Terminal-, Verflüssigungs- und Transportkapazitäten verwiesen. Hierfür wurden ursprünglich drei Milliarden Euro eingeplant, nun sind die Kosten bereits auf rund zehn Milliarden Euro gestiegen. Das ist jedoch – mit Verlaub – nur ein „Fliegenschiss“, wenn es um die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten der Sanktionierung und des Ersatzes russischer Erdgaslieferungen geht. Diese zehn Milliarden Euro verteilen sich nämlich auf den gesamten projizierten Betriebsraum und der reicht zum Teil über 15 Jahre.

Viel dramatischer sind die Mehrkosten für den Energieträger selbst und hier sprechen wir nicht über zehn Milliarden Euro, verteilt auf 15 Jahre, sondern über bis zu 250 Milliarden Euro pro Jahr!

Und selbst das ist nur ein Teil des volkswirtschaftlichen Schadens, der eine indirekte, schwer zu prognostizierende Größe ist, die sich vor allem aus den konjunkturellen Schäden ergibt, die aus den Energiepreissteigerungen resultieren. Es geht bei der Betrachtung nicht primär darum, ob physisch genug Gas da ist. Das sollte wohl machbar sein. Ob dieses Gas dann jedoch auch bezahlbar ist, ist offen.“ (…)

[Und so wird das Ziel, Rußland „draußen“ sowie Deutschland politisch und auch ökonomisch „unten“ zu halten, ziemlich sicher erreicht. GB]

 

Deutschlands LNG-Strategie und der Elefant im Raum

Tragen Sie sich für den wöchentlichen Medienüberblick - den Freitagsbrief - ein!

Es wird kein Spam geschickt! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.