Cora Stephan: God save The Queen

Kommentar GB:

Ein sehr lesenswerter, nachdenklicher Artikel, finde ich …

Die Beisetzungsfeierlichkeiten von Queen Elisabeth II., eine kaum überbietbare Glanzleistung symbolischer Politik, waren aus meiner Sicht eine sehr eindrucksvolle und geschichtsgesättigte Selbstdarstellung dessen, was einmal das Britische Empire – und nun das Commonwealth of Nations – gewesen ist.

Die englische Weltmacht, so wie es sie unter Queen Victoria im 19. Jh. gab, sie wurde mit dem Beginn der Epoche der beiden Weltkriege trotz britscher Siege historisch rückläufig. In einem ersten Schritt transformierte sich das British Empire in das Commonwealth of Nations, und wenn nicht alles trügt, dann wurde nun dieses mit der Beisetzung von Queen Elisabeth II. mit zu Grabe getragen.

Denn jetzt wird wohl auseinanderbröckeln, was nicht länger zusammengehalten werden kann, nachdem die letzte symbolische Klammer in Gestalt der verstorbenen Königin nicht mehr existiert. Es wird dies im wesentlichen von dem Wunsch der Mitglieder des Commonwealth abhängen, und es stellt sich für diese eben die Frage, ob es nunmehr noch zeitgemäß und sinnvoll ist, die britische Krone  – jetzt Charles III. – als formelles Staatsoberhaupt beizubehalten, oder eben nicht.

Selbst die Einheit des United Kingdom mit seinen vier Teilen England, Wales, Schottland und Nord-Irland ist nicht mehr ungefährdet. Es ist daher anzunehmen, daß Charles III. nichts unversucht lassen wird, diese einst historisch gewordene Einheit zumindest zu bewahren, und wenn möglich, mehr als das, mit Blick auf Kanada zum Beispiel. An der historischen Abstiegstendenz  wird sich auch im Erfolgsfalle wohl kaum etwas ändern lassen. Charles III. wird in diesem Sinne eines Tages ein vermutlich schweres Erbe zu übergeben haben.