Cancel Culture lebt von der Unterwürfigkeit

29. Juli 2022 um 10:36 Ein Artikel von: Tobias Riegel

Veranstaltungen können nur verhindert werden, wenn „gehorsam“ auf die jeweiligen Anklagen von Splittergruppen reagiert wird und rufschädigende Behauptungen leichtfertig weiterverbreitet werden. Könnte man diese anmaßende gesellschaftliche Strömung der Cancel Culture nicht durch Verweigerung ins Leere laufen lassen? Aktuelle Fälle zeigen, wie wichtig das wäre. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

„Eine der Auslegungen des vielschichtigen Begriffs Cancel Culture beschreibt die Praxis, durch meist auf „Sozialen Medien“ entfalteten Druck bestimmte Personen oder Gruppen nicht nur inhaltlich zu kritisieren, sondern ihnen pauschal das Recht abzusprechen, für ihre als „kontrovers“ empfundene Meinung öffentlich einzutreten. Das kann auch alte Werke oder tote Personen treffen, die heutige gesellschaftliche Maßstäbe (etwa zum Kolonialismus) verletzen. Oft sind die für das „canceln“ genannten Gründe aber vorgeschoben, politisch motiviert und an den Haaren herbeigezogen: Dann wird die Cancel Culture als wirksames Mittel genutzt, um Andersdenkende zum Schweigen zu bringen. (…)

Für sich genommen, erscheinen manche Fälle dieser Praxis nicht immer wichtig, aber sie machen in der Summe drei ernste Entwicklungen deutlich: Zum einen die anmaßende Haltung von Splittergruppen, bestimmen zu wollen, was öffentlich stattfinden darf, oft ohne dass die Gründe für die geforderten Ausschlüsse zuvor gesellschaftlich verhandelt worden wären. Zum anderen die Bereitschaft mancher Veranstalter, Redakteure, Politiker etc., das „Canceln“ eifrig in die Tat umzusetzen und sich eifrig und opportunistisch unter stets neue „Codes“ unterzuordnen, die von dieser Seite ausgerufen werden. Zusätzlich können Politiker und Medien die Praxis, nun da sie etabliert ist, nutzen, um die eigene Politik abzuschirmen und Kritik daran zu diffamieren (meist als rechtsextrem). Durch das „canceln“ erspart man sich auch Debatten, in denen man inhaltlich keine Chance hätte.“ (…)

Cancel Culture lebt von der Unterwürfigkeit

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