Finkielkraut kritisiert den Umgang mit dem Islam und der Migration

Der französische Philosoph hat sich über die Gefährdung Europas geäußert. Hat er Recht?

14.11.2021
Alfred Schlicht

„Alain Finkielkraut hat als Zeitkritiker und Philosoph einen weit über Frankreich hinausgehenden Ruf, ist freilich auch heftiger Kritik ausgesetzt, denn seine Ansichten liegen nicht im Trend – das gilt auch für sein neues Buch „Ich schweige nicht“. Er warnt Frankreich, aber auch Deutschland, vor dem Verlust der eigenen Nationalkultur, die christlich und jüdisch geprägt sei. Vor lauter Verständnis für Migranten, den Islam, für Diversität und diejenigen, die mit unseren Vorstellungen nicht mehr konform gehen, verleugnen wir unsere traditionelle Kultur, verblasst die europäische Identität. Dagegen opponiert Finkielkraut entschieden: „Ich will, dass Frankreich Frankreich bleibt, Deutschland Deutschland bleibt und Europa Europa.“ “ (…)

„So sagt Finkielkraut über den Islam: „Diese Religion ist ein Problem. Sie ist mit der europäischen Zivilisation nicht vereinbar.“ Antirassismus sei heute „ein Verbot, der Realität ins Auge zu sehen.“ Beim Blick auf Deutschland entsteht deshalb in Frankreich oft der Eindruck, rechts des Rheins sei man naiv, verschlafen oder realitätsfern. Schon 2016 ironisierte Finkielkraut die bei uns zelebrierte Willkommenskultur als Willkommensrausch, aus dem Deutschland an Silvester [2015] mit einem Kater erwacht sei.“

Der Verfasser dieses Beitrags ist u.a. Autor des Buches „Gehört der Islam zu Deutschland?“ (Zürich 2017).

https://www.die-tagespost.de/kultur/feuilleton/finkielkraut-kritisiert-den-umgang-mit-dem-islam-und-der-migration-art-222739

Kommentar GB:

Frage s.o.: „Hat er Recht?“ – Antwort: Ja!

In Deutschland hat sich – leider – in dem (unmöglichen) Versuch, die Shoah zu „bewältigen“ eine Fehlverarbeitung der Geschichte herausgebildet, die sich in einer selbsthasserischen „antideutschen“ Ideologie ausdrückt, die sich selbst im Deutschen Nationalmasochismus zusammenfaßt, und die sich, wenn auch unverstanden, faktisch offiziell so darstellt.

Schlimm dabei ist, daß dieses Mißlingen aus der bloßen Inversion jener historischen NS-Herrschaftsperiode hervorgegangen ist, auf die sie negativ bezogen bleibt, so daß so eben keine verleugnungsfreie Ablösung mit Hinwendung zu Gegenwart und Zukunft gelingen kann. Die offensichtlichen Widersprüche der deutschen Politik im Hinblick auf die Shoah einerseits und den Staat Israel andererseits finden hierin ihre Tiefenerklärung.

Auffällig ist in diesem Zusammenhang, daß mit der bekannten ausgeprägt islamophilen Haltung des NS-Regimes gerade nicht gebrochen wurde. Immerhin waren Muslime des Balkans militärisch Teil der damaligen Deutsche Wehrmacht.

An diesem historischen Moment wird unausgesprochen beinahe schon mit einer gewissen Leidenschaft festgehalten; die aktuelle Politik klammert sich geradezu daran, was von einem neutralen Standpunkt aus völlig abwegig wirkt.

Man kann den Eindruck gewinnen, daß auf diese Weise ein Stück der ansonsten weggebrochenen historischen Kontinuität bewahrt werden kann, ohne daß sich die Akteure dabei dessen  bewußt wären, weshalb ihnen ihre – im Grunde mehr als merkwürdige, ja verdächtige – Islamophilie eigentlich so hartnäckig wichtig ist, warum sie sich also so auffällig an sie klammern. –

Dringende Leseempfehlung!

 

 

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