Wer Gleichberechtigung möchte, sollte Paritätsgesetze ablehnen

Ein Gastbeitrag von Titiat Scriptor

(…) „Und dennoch – einen fundamentalen Unterschied gibt es: Quoten enthalten normalerweise keine Annahme darüber, wie sich ein Geschlechtergleichgewicht ausbalancieren würde, wenn es keinerlei Benachteiligung gäbe. Anders gesagt: Die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent für DAX-Vorstände basiert nicht auf der Idee, dass 70 zu 30 so etwas wie ein natürliches Geschlechtergleichgewicht im Spitzenmanagement wäre. Quoten dieser Art sind eher ein Brecheisen: Sie sollen verkrustete Strukturen einreißen und Veränderungsprozesse auslösen.
Ganz anders die Logik der Parität. 50/50 ist hier kein Zwischenschritt, kein Mittel für den guten Zweck, sondern die exakte Quantifizierung einer Gerechtigkeitsidee: Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung, also soll auch die Hälfte der wichtigen Positionen weiblich besetzt sein.
Im Gegensatz zur Quote wird Parität von der Annahme getragen, dass fifty-fifty in einer wirklich geschlechtsneutralen, egalitären Gesellschaft der natürliche Zustand wäre. Das mag logisch klingen, ist aber im Grunde eine radikale Idee.
Ihr Kern ist die Prämisse, dass Männer und Frauen quasi identisch sind. Sie haben dieselben Interessen, dieselben Präferenzen, dieselben Bedürfnisse. Lässt man diese Annahme weg, ergeben Forderungen nach Parität keinen Sinn.
50/50 wäre weder notwendig noch gerecht, wenn auf jede Frau, die DAX-Vorstand werden möchte, 8 Männer mit demselben Ziel kämen. Wer Parität sagt, postuliert deshalb – bewusst oder unbewusst – die essenzielle Gleichheit von Mann und Frau. Es gibt ein Problem mit dieser Prämisse: Sie ist falsch. Die psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung von Jahrzehnten zeigt, dass sich Männer und Frauen in zentralen Aspekten unterscheiden. Als Gruppen haben Männer und Frauen im Durchschnitt anders ausgeprägte Persönlichkeitsstrukturen und andere Präferenzen. Natürlich können einzelne Männer und Frauen radikal von diesen Durchschnittswerten abweichen, aber insgesamt, auf die gesamte männliche und weibliche Bevölkerung bezogen, ist die These von der essenziellen Gleichheit der Geschlechter falsch.“ (…) (Hervorhebungen GB)
„Zurückbezogen auf die Eingangsfrage nach dem Sinn oder Unsinn von Paritätsforderungen, ergibt sich aus solchen Forschungsergebnissen ein relativ belastbarer Schluss: Die Grundannahme der Paritätsverfechter hält einer nüchternen Betrachtung nicht stand. Männer und Frauen sind nicht essenziell gleich. Es gibt harte, biologische Unterschiede zwischen beiden Gruppen, die sich unter anderem in verschiedenen Präferenzen manifestieren und beeinflussen, für welche Berufe Männer und Frauen sich tendenziell entscheiden. Die Vorstellung, Geschlechtergerechtigkeit sei erst erreicht, wenn weibliche Repräsentation im Berufsleben oder in Parlamenten dem Frauenanteil in der Gesamtgesellschaft entspricht, basiert auf einer empirisch widerlegbaren Vorstellung vom Menschen als Wesen ohne Biologie.“ (…) (Hervorhebung GB)
„Wer möchte, dass Männer und Frauen mit minimalen kulturellen Verzerrungen ihren Interessen frei nachgehen können, sollte deshalb Paritätsforderungen ablehnen und stattdessen Maßnahmen befürworten, die für alle Menschen die gleichen Wege durchs Leben öffnen. Anders gesagt: gleiche Chancen statt gleicher Ergebnisse.“
(Hervorhebung GB)

Wer Gleichberechtigung möchte, sollte Paritätsgesetze ablehnen


Kommentar GB:
Ja, das sind die Denkfehler, aber wenn die Justiz – sachunkundig wie sie ist, und zugleich politisch opportunistisch, wie sie eben auch ist – diese populären Denkfehler wiederholt, was durchaus im Bereich des Möglichen ist, dann werden weitere „Fortschritte“ bei der linkspopulistischen Rechtsauslegung gemacht werden. Und der Rechtsstaat – der vielleicht nicht immer als „gerecht“ erlebt wird, aber wenigstens als rational, also den Denkgesetzen verpflichtet, er wird weiter abgewrackt, indem Denkfehlern juristisch Raum gegeben wird.
Einen Beleg dafür, daß die Prämisse,  „dass Männer und Frauen quasi identisch sind“ eben eine falsche ist, wird hier ausführlich und im einzelnen begründet und belegt. Insbesondere Juristen ist die nebenbei bemerkt sehr gut zu lesende Lektüre zu empfehlen:
Susan Pinker: Das Geschlechterparadox, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2008, ISBN 978-3-89331-925-1.
sowie
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1751-9004.2010.00320.x
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1948550612444320
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/icd.1986
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1751-9004.2010.00320.x
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0163638300000321
https://journals.sagepub.com/doi/10.1111/j.1467-9280.2009.02279.x
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0018506X08000949
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21172622/
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0956797620904134
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09500693.2018.1540897
 

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