Linke Ideologie zerstört Wissenschaft: Die Renaissance des Lysenkoismus

August 6, 2020   –   Michael Klein
In Kassel wurde gerade der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera dafür verurteilt, dass er auf Basis seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse Aussagen formuliert hat, die der linken Ideologie widersprechen.
Seit Jahren sind Genderista damit beschäftigt, Kritiker der Gender-Ideologie, die von Politikern an Hochschulen eingeschleust wurde und deren Vertreter nicht in der Lage sind, sich mit Kritik inhaltlich auseinander zu setzen, ihr argumentativ zu begegnen, mundtot zu machen.
Die neueste Welle eines linken ideologischen Wahns, der über Universitäten schwappt, sieht die Etablierung von Religionsgemeinschaften, deren Mitglieder, wenn sie nicht gerade öffentlich Buße tun (eine Praktik, die Robert Jay Lifton als Indiz für Totalitarismus ansieht, wie hier nachgelesen werden kann), Jagd auf Andersdenkende machen, auf Forscher, deren wissenschaftliche Ergebnisse im Widerspruch zur Religion von Anti-Rassismus, Ableismus, Sexismus und all der anderen Spielarten linker Religion stehen.
Das beste Indiz dafür, dass Ideologie an die Stelle von Wissenschaft getreten ist, findet sich in der Zunahme der Wissenschaftler, die nicht mehr nach Erkenntnis streben, sondern nach gesellschaftlicher Veränderung. Die Nudger, die menschliches Verhalten in die Richtung lenken wollen, die sie für die richtige halten, die Genderista, deren erklärtes Ziel es ist, die Gesellschaft nach ihrer Vorstellung umzugestalten, die vielen Aktivisten, die sich unter dem Dach der “action research” versammelt haben und ganz offen erklären, die Welt nach ihren Vorstellungen gestalten zu wollen, sie alle teilen die selbe Unfähigkeit zu zweifeln, führen bei Wissenschaftlern zum selben Gefühl des deja vú und sind der Grund dafür, dass Hochschulen zu ideologischen Shitholes verkommen sind, die von Politikern nach Lust und Laune für ihre jeweiligen Zwecke ausgenutzt werden können – so lange es eben geht.
Das hatten wir schon öfter.
Trofim Lysenko
Das alles, ist nicht neu. Die Praxis, wissenschaftliche Erkenntnis unter die Ägide einer Ideologie zu stellen, hat wissenschaftliche Forschung in sozialistischen Staaten behindert und im prominentesten Beispiel den größten Skandal der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts, wie Nils Roll-Hansen (2005) schreibt, hervorgebracht: Den Lysenkoismus.
Trofim Denisovich Lysenko war ein Bauer aus der Ukraine, dessen Einfluss die Biologie der Sowjetunion  zerstört hat, so schreibt Walter Gratzer (2005). Lysenkos absurde Ideen haben die Biologie und Agrarpolitik der Sowjetunion beherrscht. Die von ihm zu verantwortende Perversion der Wissenschaft durch Ideologie hat Lysenko vermutlich zum tödlichsten Wissenschaftler der Neuzeit gemacht. Mindestens 7 Millionen Menschen sind in der Sowjetunion als Folge des Lysenkoismus verhungert, mindestens 30 Millionen in China. Lysenko ist ein Produkt der kommunistischen Doktrin, der Idee, dass man Theorie und Praxis im Kommunismus und damit im Heil für alle vereinigen könne, genau die Idee, die Genderista und andere linke Extremisten heute wieder antreibt. Nikolai Bukharin (Bucharin) hat diese Idee 1931 während eines Kongresses in London erstmals formuliert:
“The unification of theory and practice, of science and labour, is the entry of the masses into the arena of cultural work, and the transformation of the proletariat from an object of culture into its subject, organizer and creator. This revolution in the very foundations of cultural existence is accompanied necessarily by a revolution in the methods of science”.
Allein der Hinweis auf die Proletarier lässt das Alter dieser Aussage erahnen, die viele derer, die heute von sich denken, sie würden wissenschaftlich arbeiten, unterschreiben würden. Der Anspruch etwas “Gutes” zu tun, gepaart mit ein paar positiv besetzten Ankündigungen und einem Paternalismus, wie er nur von Linken kommen kann, ergänzt um die Revolution in den Methoden der Wissenschaft, die immer attraktiv für diejenigen war, die keine Ahnung von diesen Methoden hatten, zu faul oder schlicht nicht fähig waren, sich die Methoden der Wissenschaft anzueignen und vor allem nicht bereit waren, ihre ideologischen Spinnereien der Realität unterzuordnen, sind der Stoff, aus dem die Leichen sind, über die man gehen muss, wenn man das große Ziel (was auch immer es sein mag) erreichen will. Das war 1931 so, das ist heute nicht anders.
In diese ideologische Erzählung passt Trofim Lysenko wie kein anderer. Bis zum Alter von 13 Jahren war der 1898 geborene Sohn ukrainischer Bauern illiterat. Seine Bildungskarriere verlief ähnlich explosiv wie seine wissenschaftliche Karriere: Gartenbauschule, wissenschaftlicher Mitarbeiter einer landwirtschaftlichen Forschungsanstalt, schließlich ein Abschluss als Agronom am renommierten Landwirtschaftlichen Institut in Kiew. Lysenko war genau der Bauer, den die sowjetische Propaganda benötigt hat, und Lysenko hat in Nikolai Vavilov, einem der führenden Genforscher der Sowjetunion in den 1920er Jahren, einen Mentor und Fürsprecher, der ihn gegen den Widerstand der wissenschaftlichen Gemeinde seiner Zeit protegiert hat. Vavilov, Theoretiker und Biologe mit einem Forschungsgegenstand sah in Lysenko wohl den Praktiker, der ihm dabei helfen konnte, das sowjetische Forschungsideal, das Bukharin beschrieben hat, zu erfüllen. Wie so oft, wenn man als Wissenschaftler Pseudo-Wissenschaftlern den kleinen Finger hinstreckt, greifen Sie nach dem Arm und beißen die Hand ab.
Lysenko beerbt Vavilov als Präsident der Lenin Academy of Agricultural Science, wird zum mächtigsten Mann nicht nur in der Biologie und Agrarwissenschaft seines Landes, Lysenko gibt für Jahrzehnte den Gegenstand der Forschung vor und unterdrückt, was diesem Gegenstand nicht dient. Vavilov wird ein Opfer der Säuberungen Stalins und verhungert langsam im Gefängnis, nachdem ihm der schnelle Tod, zu dem er verurteilt worden ist, durch Begnadigung verwehrt worden ist.
Das Wirken von Lysenko wäre vermutlich nicht so zerstörerisch gewesen, wenn Lysenko nicht der Prototyp des Ideologen gewesen wäre, der die Realität seiner Ideologie unterordnet. Lysenko hatte keine Ahnung von Genetik, dem sich entwickelnden Feld der Biologie der 1920er Jahre. Er wollte sie nicht haben: Sie galt ihm als reaktionär und böse. Die Vorstellung, dass Pflanzen stabile Eigenschaften haben, die in ihren Genen verankert sind, hat er Zeit seines Lebens bekämpft, denn aus seiner ideologischen Sicht hat diese Vorstellung Veränderung unmöglich gemacht und den Status quo zementiert. Seine Überzeugung konnte Lysenko indes nicht argumentieren. So wenig, wie Genderista und andere Linksextreme an Hochschulen heute in der Lage sind, ihre angebliche “Wissenschaft” mit wissenschaftlichen Methoden und Verfahren gegen Kritik zu verteidigen, so wenig war Lysenko dazu in der Lage. Also hat er Abweichung unterdrückt und die sowjetische Wissenschaft von allen Forschern und Wissenschaftlern gesäubert, die seine Überzeugung nicht teilten und Genetik nicht verdammen wollten – ganz so, wie es heute in den Wissenschaften denen geschieht, die die Ideologie anzweifeln, die in Widerspruch zur biologischen Realität steht.
Während heute der Subjektivierung des Lebens das Wort geredet wird, und allem, was einbildungsfähig ist, eine Bedeutung zugewiesen wird, war Lysenko der Ansicht, das Pflanzen und Tiere durch ihre Umgebung geprägt werden und dass man sie dann, wenn sie dem richtigen Stimulus ausgesetzt werden, nach Belieben reproduzieren könne. Diese Überzeugung mündet in das, was als Vernalisation bekannt ist, überspitzt: der Versuch, Pflanzen durch Eintauchen in Eiswasser an die klimatischen Bedingungen in Russland anzupassen, so dass im Frühling gesätes Getreide schneller seine Reife erreicht und vor den Dürremonaten geerntet werden kann. Wie es sich für einen richtigen Ideologen gehört, hat Lysenko seine Ideen sofort in die Tat umgesetzt und in den ersten Jahren kursorisch, dann gar nicht mehr geprüft, ob sie wirksam sind. Die Hungerkatastrophe, die Stalins Kollektivierung ausgelöst hat, ist ausreichend Beleg dafür, dass Lysenkos Ideen nicht gewirkt haben. Dass er seine Behauptungen, Methoden und deren Umsetzung nie mit wissenschaftlichen Methoden geprüft hat, mit Methoden, die ihm ohnehin unbekannt waren, dass seine Methoden zu gesellschaftlichen Katastrophen geführt haben, das hat nichts daran geändert, dass das Regime den Vorzeigebauern, der zum Kopf der sowjetischen Agrarwissenschaft avanciert ist, als Helden gefeiert hat. Erst nach Stalins Tod war es möglich, Lysenko von seiner Position zu entfernen.
Stellt man die Merkmale des Lysenkoismus zusammen, dann ergeben sich erschreckende Parallelen zu heute:
Ideologie beeinflusst den Forschungsgegenstand. Forschungsgegenstände, die ideologisch nicht passen, werden aus der Wissenschaft gedrängt, als faschistisch, rechts, anti-feministisch, rassistisch oder was auch immer diskreditiert und diejenigen, die sich diese Forschungsgegenstände zu erforschen trauen, gleich mit.
Gewalt gegen Kritiker: Kritiker des Niederschlags der herrschenden ideologischen Religion in der Wissenschaft werden zu diskreditieren versucht. Sie werden bislang noch nicht zum Tode verurteilt, aber erste Urteile gegen Wissenschaftler, die öffentlich wissenschaftliche Aussagen formulieren, die nicht zur herrschenden Ideologie passen, werden bereits gefällt.
Die Überzeugungen derer, die sich im Besitz der ideologischen Wahrheit wähnen, werden keiner empirischen Prüfung unterzogen. Da, wo sie Verheerungen in der Realität anrichten, sind Klassenfeinde oder widrige Umstände verantwortlich. Die Ideologie ist nicht falsifizierbar und deshalb geht sie entweder an der Realität zugrunde oder die Menschen, die mit den Folgen der Umsetzung der ideologischen Spinnereien konfrontiert sind, gehen zugrunde. Ulrich Kutschera hat auf Forschungsergebnisse hingewiesen, die zeigen, dass Kinder, die bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, im späteren Leben zu scheitern. Er wurde dafür verurteilt.
Politiker bilden mit Ideologen an Hochschulen eine Einheitsfront. So wie Stalin Lysenko mit seinen absurden Ideen gefördert hat, so fördern heute Politiker alle Arten von Ideologen mit absurden Ideen an Hochschulen, von den Postcolonial Studies und Whiteness Studies über die Gender Studies bis zu den Queer Studies, alles Ausartungen derselben Ideologie, die all die Merkmale trägt, die wir oben beschrieben haben.
Lysenko hat Wissenschaft in Biologie und Landwirtschaft in der Sowjetunion auf Jahrzehnte hinaus unmöglich gemacht, seine wirren Ideen haben nicht nur der Wissenschaft, sondern konkreten Menschen, die unter ihnen gelitten haben, wegen dieser Ideen gestorben sind, großen Schaden zugefügt. Derzeit sehen wir eine Renaissance des Lysenkoismus, abermals steht in ihrem Kern ein Aufstand gegen die biologischen Grundlagen der Gesellschaft.
Lysenko war der Ansicht, dass man Samen eng nebeneinander pflanzen müsse, denn gleiche Samen würden eine gleiche Klasse bilden und nicht miteinander in Konkurrenz treten. Derartige romantische Schwärmereien, die Konkurrenz unter nunmehr Menschen als nur dann gegeben sehen, wenn diese Menschen nicht gleich sind, stehen heute wieder in Blüte.
Lysenko hat behauptet, dass Samen, die von Pflanzen produziert werden, deren Setzling man wiederum vor der Aussaat in Eiswasser getaucht habe, sich an diese Kneippkur “erinnern” würden und deshalb nicht derselben Prozedur unterzogen werden müssten. Heute glauben manche, dass man die Entwicklung ganzer Gesellschaften dadurch programmieren könne, dass man bestimmte Begriffe aus der Sprache verbannt, in der irren Überzeugung, dass die Begriffe dann für nachfolgende Generation unbekannt bleiben und von diesen nicht wiederentdeckt werden können.
Lysenko war bereit, seine aus der Ideologie abgeleiteten Ideen ungeprüft in der Realität zu implementieren, denn die Ideologie kann sich nicht irren. Genau diesen Irrsinn sehen wir heute in großem Stil bei denen, die Nudgen und Umerziehen und Gesellschaft umgestalten wollen, angeblich, damit sie gerechter wird.
Die Unfähigkeit zu zweifeln ist Grundlage der größten Katastrophen der Menschheit.
Ideologie ist die kodifizierte Form dieser Unfähigkeit.
Wissenschaft ist die kodifizierte Form des Zweifels.
Ideologie und Wissenschaft sind unvereinbar.
Literatur
Becker, Jasper (1998). Hungry Ghosts: Mao’s Secret Famine.
Roll-Hansen, Nils (2005). The Lysenko Effect: Undermining the Autonomy of Science. Endeavour 29(4): 143-147.
Gratzer, Walter (2005). The Lysenko Affair: The Eclipse of Reason. Medicine Sciences 21(2): 203-206

Linke Ideologie zerstört Wissenschaft: Die Renaissance des Lysenkoismus

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