mit Bezug auf:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article205449325/Judenfeindlichkeit-Antisemitismus-bei-Muslimen-kaum-erforscht.html
Kommentare / Rezensionen:
„Dem Islam dienen“
Henryk M. Broder
Der Publizist Henryk M. Broder rezensiert im BLICK
„Allah und die Juden“
von H. P. Raddatz
Es ist kein Buch, das man entspannt und zufrieden nach 318 Seiten Lektüre aus der Hand legt. Es ist auch kein Buch, in dem man blättern kann.
Entweder man liest es von der ersten bis zur letzten Seite oder man lässt es lieber sein. Denn das Buch ist eine Zumutung, vergleichbar nur dem Befund eines Arztes, der einen Patienten darüber aufklärt, wie weit seine Krankheit fortgeschritten ist, einen Patienten, der sich bis eben Handauflegern, Gesundbetern und Fernheilern anvertraut hatte. Was H.-P. Raddatz über die „islamische Renaissance des Antisemitismus“ schreibt, ist mehr als beunruhigend, es ist verstörend, wie der schrille Ton eines Feuermelders, der eine Gartenparty unterbricht.
Denn es ist ein Thema, das beharrlich ignoriert wird – von Historikern und Journalisten ebenso wie von Politikern und Erziehern. Und nimmt es doch mal Gestalt an, dann in der Form eines doppelten Dementis:
Erstens könnten Araber keine Antisemiten sein, weil sie, wie die Juden, ebenfalls Semiten seien; zweitens wären vereinzelte Manifestationen des Antisemitismus in islamischen Ländern (wie die vielen Neuauflagen von „Mein Kampf“) nur Importe aus Europa und der arabisch-islamischen Kultur wesensfremd.
Raddatz räumt mit solchen politisch korrekten Stereotypen auf. Er sagt: Es gibt in der islamischen Welt nicht nur einen vitalen Antisemitismus, es hat ihn schon immer gegeben, er wurde nur im Interesse einer harmonisierenden Geschichtsschreibung ignoriert oder klein geredet. Seine aktuelle Renaissance verdankt er zwei Umständen: dem Nahostkonflikt und Bereitschaft der Europäer, sich täuschen zu lassen, einem „fundamentalem Realitätsverlust“, der dazu führt, dass die Wirklichkeit von einer Wunschwelt ersetzt wird, in der nur noch von „Dialog“, „Respekt“ und „Toleranz“ geredet wird. (Hervorhebung GB)
Raddatz holt weit aus. Er fängt in vorchristlicher Zeit an und hört beim „Karikaturenstreit“ im Jahre 2oo5/2oo6 auf. Dabei markiert das Jahr 622, die Geburt des Islam, nicht nur den Eintritt einer neuen Religion in die Geschichte. Der Islam ist mehr als ein Glaubens-bekenntnis, es ist „die ultimative Lebensform an sich, die alles Denken und Verhalten einschließt“, dabei den Gläubigen die Freiheit verweigert, „anders zu wählen“ und den „Ungläubigen“, also auch Christen und Juden, den Status von „Dhimmis“ zuweist, die von Wohlwollen der Moslems abhängig sind. Heute wie im 7. Jahrhundert.
Waren früher „die Juden“ das Objekt des Hasses, so sind es heute „die Zionisten“ und der Staat Israel.
Raddatz spricht einen Klartext, der ihn von den meisten seiner Kollegen unterscheidet. Wo andere „Islamismus“ sagen, da sagt er „Islamterror“, wo sonst von „Islamophobie“ geredet wird, da diagnostiziert er einen „grassierenden Proislamismus“, und wo sich andere verbiegen, um nicht intolerant zu erscheinen, da macht er sich über die „Eurokraten“ lustig, die es für ihre Pflicht halten, „dem Islam zu dienen“, um die „Fusion von Islam und Europa“ voran zu treiben.
Damit später keiner sagen kann, er habe es nicht kommen sehen.
Allah und die Juden
Die islamische Renaissance des Antisemitismus
von Hans-Peter Raddatz
Ca. 360 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
Format: 12 x 18 cm
(D) 24,90 Euro (A) 25,60/sFr 43,70
ISBN 9-783-937989-26- Wjs-Verlag.
BLICK, Zürich Juni 2007