Rebellion gegen die Natur

Den Genderisten geht es primär nicht um die Überwindung von Geschlechterungleichheit, ihr „Gestaltungsobjekt“ ist der Mensch und seine Biologie.

Von Johannes Schwarte

„Wann endlich erwacht unsere Gesellschaft aus ihrem Schlaf der Ahnungslosigkeit im Hinblick auf die Wirkungen der Gender-Ideologie, des Genderismus? Wann endlich hört die staatliche Propagierung und Finanzierung einer verderblichen Ideologie auf? Wann endlich nehmen die Kultusminister die Empörung von Eltern über das Traktieren ihrer Kinder im Sexualkundeunterricht mit „sexueller Vielfalt“ ernst?

Als die Ideologie des Marxismus-Leninismus 1989 zusammenbrach, war vom „Ende des ideologischen Zeitalters“ die Rede. Darin äußerte sich die Überzeugung, den Menschen seien nun gründlich und endgültig die Augen für die unheimlichen Konsequenzen ideologischen Denkens aufgegangen; sie seien künftig gegen ideologische Verführungen immunisiert. Heute zeigt sich, dass die Annahme irrig war. Eine neue Ideologie hat sich ausgebreitet, die Menschen nicht weniger verführt und das Denken auf ähnliche Weise vergewaltigt, wie dies bei den unheilvollen, in ihren Konsequenzen verbrecherischen Ideologien des 20. Jahrhunderts der Fall war: die Gender-Ideologie, der Genderismus.

Er hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auf eine geradezu unheimliche Weise zunächst schleichend, später massiv und offen ausgebreitet, so dass er heute weltweit einen politisch-ideologischen Stellenwert hat, den seine Kritiker als beängstigend, ja als bedrohlich empfinden. Von vielen Zeitgenossen wird er noch überhaupt nicht wahrgenommen, auch von vielen mit durchaus wachem politischem Bewusstsein nicht. Vielen erscheinen die Ausgangsbehauptungen der Genderisten, sofern sie davon überhaupt schon gehört haben, derart absurd, dass sie nur den Kopf schütteln und sich weigern, sich überhaupt näher auf diese Ideologie einzulassen und ihre Auswirkungen zur Kenntnis zu nehmen.

Aber diese Haltung ist angesichts der Größenordnung des Genderismus sowie des Ausmaßes, das die Genderisierung der Gesellschaft und auch der Wissenschaft inzwischen erreicht hat, nicht mehr zu verantworten. Seine „Erfolge“ errang der Genderismus vor allem durch Tarnung. Auf die „Chefideologin“ des Genderismus, die US-Amerikanerin Judith Butler und ihr „Programm“ der „Befreiung der Menschheit vom Zwang der Heterosexualität“, beriefen sich relativ wenige Genderisten. Vorherrschend war und ist noch immer die Argumentation mit Kategorien des Kampfes um Geschlechtergleichheit. Es gelang den Genderisten, die Öffentlichkeit glauben zu machen, dass es sich beim „Gender-Mainstreaming“ um eine Bewegung zur Überwindung der noch immer beträchtlichen Ungleichheiten zwischen den beiden Geschlechtern in vielen gesellschaftlichen Bereichen handele. Die Ansicht, Gender sei eigentlich nur ein anderer Begriff für Emanzipation der Frau und Gleichheit der Geschlechter, ist sehr weit verbreitet.

In Wahrheit aber ist der Genderismus von Anfang an viel mehr als „nur“ eine besonders kämpferische Bewegung zur Herstellung von Geschlechtergleichheit. Er war und ist eine Rebellion gegen die Natur, konkreter: gegen die biologischen Grundlagen der menschlichen Existenz in Form der Dualität der Geschlechter und damit gegen die Familie.“ (…)

„Fragt man nach den Gründen der geringen öffentlichen Empörung über den inzwischen gar nicht mehr schleichenden, sondern offenen Prozess der Genderisierung der Gesellschaft, so dürfte es in erster Linie mangelnde Klarheit in der Beurteilung des Genderismus sein. Dies ist an der verwendeten Begrifflichkeit erkennbar. Das aus den Anfängen der Gender-Bewegung stammende „Gender-Mainstreaming“ verharmlost eine Ideologie, die nicht weniger will als die menschliche Natur umkrempeln, zu einem „Trend“, einem „Hauptstrom“. Recht häufig erlebt man eine Charakterisierung von Gender als Ideologie der Linken. Immerhin wird damit der ideologische Charakter erkannt, aber die Herleitung von links ist irrig. Der Genderismus lässt sich nicht ins altvertraute, für manche zum Universalrezept gewordene Rechts-Links-Schema einordnen.

Es ist eine Ideologie neuer Art, viel umfassender als die rechten und linken Ideologien des 20. Jahrhunderts. Diese hatten die Gesellschaft als „Gestaltungsobjekt“: Wollte der Marxismus-Leninismus die Klassenlose Gesellschaft schaffen, so der Nationalsozialismus das Germanische Großreich, frei von Juden, bevölkert von Trägern des nordischen Rasse-Ideals als Herrenmenschen. Demgegenüber ist der Genderismus in seinem Ansatz geradezu universell. Sein „Gestaltungsobjekt“ ist nicht die menschliche Gesellschaft als Lebensraum der Menschen, sondern der Mensch selbst, seine biologische Grundlage: Es geht dem Genderismus um die „Befreiung der Menschheit vom Joch der Heterosexualität“ (Judith Butler). Der biologische „Normalfall“ der Bipolarität von Mann und Frau soll unter Verweis auf die anteilsmäßig verschwindend geringen „Ausnahmen“ der Natur vom „Normalfal“ (wie etwa Bisexualität, Transsexualität und aandere) überwunden werden.“

Galt bisher die Dualität der Geschlechter als der „Normalfall“ der Natur, so wollen die Genderisten die „sexuelle Vielfalt“ an ihre Stelle setzen. „Wo Geschlechterdualität war, soll Geschlechtervielfalt werden“, heißt es in einem „Gender-Manifest“ von 2006. Die Genderisten begnügen sich nicht etwa mit einem Werben für Toleranz gegenüber Trägern von sexuellen Identitäten, die vom „Normalfall“ der Dualität abweichen, sondern sie wollen durch Indoktrination, die sich um wissenschaftliche Erkenntnisse nicht kümmert, erzwingen, dass selbst äußerst seltene sexuelle Identitäten als Bestandteil von „Normalität“ im Sinn ihres Postulats von „sexueller Vielfalt“ nicht nur toleriert, sondern als vollkommen gleichwertig anerkannt werden.

Dieses Ziel streben die Genderisten vor allem über ihr Engagement in Sachen Sexualerziehung in den Schulen an, indem sie durchzusetzen versuchen, dass Kinder bereits in der Grundschule mit „sexueller Vielfalt“ traktiert und zum Beispiel genötigt werden zu erklären, wann und warum sie sich entschieden hätten, Junge oder Mädchen zu sein. Dieses Traktieren von Kindern im Grundschulalter mit „sexueller Vielfalt“ kommt einer Vergewaltigung gleich, und dies mit Billigung der zuständigen Kultusminister!  Noch wird darum gerungen, aber wenn die Empörung in der Gesellschaft nicht erheblich größer wird, werden die Kultusminister allem Anschein nach kein Einsehen haben und den Ungeist des Genderismus, konkretisiert in einer Sexualerziehung zu „sexueller Vielfalt“, wohl nicht aus den Schulen verbannen. Es ist kaum zu fassen, aber das ist die Situation. Die gegenwärtige Auseinandersetzung hierzulande um die Sexualerziehung in den Schulen im Sinn von „sexueller Vielfalt“ gleicht einem Kulturkampf. Er macht deutlich, wie weit die Genderisierung inzwischen gediehen ist, über welchen Einfluss die Genderisten inzwischen verfügen. Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass es nur einige wenige Personen sind, denen es gelingt, der viel größeren Anzahl von Kultusministern ihren Willen aufzuzwingen.“ (…)

http://www.die-tagespost.de/feuilleton/Rebellion-gegen-die-Natur;art310,173512

Kommentar GB:

Es ist dies zu diesem Thema der wohl klarste und präziseste journalistische Artikel, den ich kenne.

Er sollte in aller Ruhe im ganzen gelesen und weitergegeben werden.

Man kann nur das größte Lob dafür aussprechen. Und Dank! Hierzu einige Videos, darunter die von Harald Eia (Norwegen):

https://frankfurter-erklaerung.de/2016/10/gender-idiotie-in-fuenf-minuten-offengelegt/

 

 

 

 

 

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