Paris will einen französischen Islam

Nino Galetti

Dr. Nino Galetti ist Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Frankreich.

In Reaktion auf die Terroranschläge von 2015 und 2016 ist eine Islam-Debatte in Frankreich entbrannt, die sich auch in den Wahlprogrammen für die Präsidentschaftswahlen 2017 niederschlagen wird. Der laizistische Staat Frankreich hinterfragt heute, ob der Islam der Institutionen, den man ab den neunziger Jahren etablierte, den heutigen Anforderungen gerecht wird.

„Die Terroranschläge von 2015 und 2016 haben in Frankreich zu einem Wendepunkt in der Islam-Debatte geführt. Auf Initiative der französischen Regierung soll eine „Stiftung für den Islam Frankreichs“ nun die Beziehungen zwischen der laizistischen Republik und der zweitgrößten Religionsgemeinschaft des Landes regeln. Initiativen in diesem Bereich gibt es bereits seit über drei Jahrzehnten, sie waren jedoch nicht immer zielführend und spiegeln das Unverständnis einer zunehmend säkularen Gesellschaft gegenüber besonders religiös erscheinenden Muslimen wider.

Eine faktenbasierte gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung ist auch dadurch erschwert, dass es statistische Daten über Religionsgemeinschaften aufgrund des strikten Neutralitätsgebots der laizistischen Französischen Republik nicht gibt. So ist etwa unbekannt, wie viele Muslime in Frankreich leben. Die Schätzungen liegen zwischen 3 und 8 Millionen. Frankreich muss nun dringend die Beziehungen zu seiner zweitgrößten Religionsgemeinschaft regeln, will es eine gesellschaftliche Spaltung abwenden.

Französischer Staat und Islam: Eine Bestandsaufnahme

Die Beziehungen des französischen Staates zum Islam beginnen nicht erst mit der Anwerbung von maghrebinischen und türkischen Arbeitskräften während der „Dreißig Glorreichen Jahre“, der Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands zwischen 1955 und 1985, sondern sind eng mit der französischen Kolonialgeschichte verwoben, die heute wiederum zu Teilen das schwierige Verhältnis junger französischer Muslime zur Republik erklärt. Die Kolonialzeit in Algerien, die Protektorate in Tunesien und Marokko sowie die Verwaltungsmandate in Syrien und dem Libanon haben de facto ab dem 19. Jahrhundert Millionen von Muslimen unter französische Verwaltung gestellt. Durch den Ersten Weltkrieg betraten 600 000 Muslime als marokkanische Goumiers und Senegalschützen den französischen Boden, was in späteren Jahren zu einer ersten institutionellen Anerkennung, wie zum Beispiel den Bau der Großen Moschee von Paris im Jahr 1926, führen sollte.“ (…)

http://www.theeuropean.de/nino-galetti-und-nele-katharina-wissmann/11428-frankreichs-islam-debatte-nach-terroranschlaegen

Kommnetar GB:

Mit Illusionen lassen sich keine Probleme lösen. Sie werden dadurch im Gegenteil noch verschärft.

 

 

 

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