Demografie: „Uns fehlt das dritte Kind“

Der Bevölkerungsforscher Martin Bujard erklärt, warum Vorurteile gegen Großfamilien Deutschland zurückwerfen.

„DIE ZEIT: Herr Bujard, die Geburtenrate in Deutschland fällt nicht mehr. Ist das so toll, wie alle behaupten?

Martin Bujard: Mehr als 35 Jahre lang ist die Kinderzahl pro Frau immer weiter gesunken. Bei Frauen, die im Jahr 1968 geboren wurden, war ein Tiefpunkt erreicht, die Jüngeren bekommen deutlich mehr Kinder. Das ist gut. Es ändert nur leider nichts daran, dass in Deutschland immer noch vergleichsweise wenige Kinder zur Welt kommen, 1964 waren es noch 1,3 Millionen, 2015 nur 738.000.

ZEIT: Warum liegen wir so weit zurück?

Bujard: Die absolute Zahl ist so niedrig, weil wir in Deutschland schon so lange ein Geburtentief haben. Die aktuelle Müttergeneration ist viel kleiner als die davor, deswegen gibt es zwangsläufig viel weniger Kinder. Das Besondere an Deutschland ist, dass bei uns über einen besonders langen Zeitraum hinweg sehr wenige Kinder geboren wurden. Es gibt kein Land außer Japan mit einer vergleichbaren Entwicklung.“

ZEIT: Warum ist das so?

Bujard: Lange dachte man, das deutsche Problem sei ein besonders großer Anteil kinderloser Frauen. Aber das stimmt nicht. Wir haben gerade in einer Studie den kompletten Geburtenrückgang in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg genau analysiert. Dabei zeigte sich, dass er zu 68 Prozent dadurch zu erklären ist, dass größere Familien mit drei oder mehr Kindern immer seltener werden. Kinderlose sind nur für knapp 26 Prozent des Geburtenrückgangs verantwortlich.

ZEIT: Ist das eine deutsche Besonderheit?

Bujard: Ja, eindeutig. Das ist eine Frage der Kultur. In anderen Ländern werden Eltern bewundert, wenn sie viele Kinder haben. Sie können nach Skandinavien fahren, in die Vereinigten Staaten oder auch nach Frankreich: Nirgendwo gibt es ähnliche Vorbehalte gegenüber kinderreichen Familien wie bei uns.“ (…)

http://www.zeit.de/2016/42/demografie-deutschland-familien-bevoelkerung-grossfamilien

Kommentar GB:

Das zu ändern wäre eine Aufgabe der Familienpolitik, und zwar anstatt sich auf Homo-Politik zu konzentrieren.

 

 

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