Das ist Trumps Erfolgsgeheimnis

Wolfram Weimer

Er wirkt wie ein Kirmes-Schläger und Goldkettchen-Prolet. Er ist unverschämt, gemein und rabiat rechts. Der Milliardär Donald Trump ist die fleischgewordene Attacke auf politische Korrektheit. Doch genau das macht ihn auch nach dem TV-Duell stark.

Hillary Clinton hat das erste TV-Duell nicht spektakulär, aber doch solide gewonnen – allerdings nur nach den Regeln herkömmlicher Politik. Sie war besser vorbereitet, kontrollierter, präziser, argumentativer als er. Ihr Problem ist allerdings: Das könnte nichts nutzen. Denn Donald Trump Erfolgsgeheimnis basiert gerade darauf, dass er die Regeln der herkömmlichen Politik bricht, ja sie verhöhnt und seinem Publikum signalisiert, mit ihm werde das “verlogene”, “politisch korrekte”, “verkrustete System Washingtons” endlich überwunden. Er braucht Clinton nur als Inkarnation dieses Systems zu beschreiben. Und so machte er im TV-Duell sein “Politicians like Hillary Clinton” zur Formel für den Generalverdacht in die Politik. Darum ist ihr vermeintlicher Erfolg beim ersten TV-Duell möglicherweise ein Pyrrhussieg für Clinton.

Donald Trump ist eben ein politischer Schiffschaukel-Bremser. Sein ganzes Wesen strömt etwas scheppernd Hochfahrendes und plärrend Ordinäres, das man eher von der Kirmes als vom politischen Salon her kennt. Er zelebriert Tugenden, die im politischen Geschäft der westlichen Mediendemokratien bislang als tödlich galten: das Angeberische, das Rüpelhafte, das Extreme, das Aggressive, das Selbstgefällige.

Die meisten Leitmedien von Boston bis Los Angeles, ja von Tokio bis Toronto haben ihn als vulgär-volksverhetzenden Moby Dick der Politik längst abgeurteilt. Doch dem “gigantischen Mittelfinger” (Norman Lear), dem “Ego-Ideologen” (“New York Times”) und “Kotzbrocken” (FAZ) schadet das nicht. Es macht ihn eher stärker, weil seine Anti-Establishment-Attitüde durch die Attacken der Medien etwas Revolutionäres bekommen. Das Misstrauen von Millionen US-Amerikanern in die herkömmliche Politik und ihrer Medienrituale ist so groß, dass sie dessen Großkritiker Trump instinktiv beschützen.“ (…) (Hervorhebung GB)

http://www.theeuropean.de/wolfram-weimer/11329-trump-waehler-waehlen-den-tabubruch

 

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