IS-Analytiker Salazar: „Müssen noch 50 bis 100 Jahre mit IS leben“

Interview Manuela Honsig-Erlenburg   –  29. August 2016

„Der französische Philosoph und Rhetorikprofessor hat die Sprache des Terrors analysiert und stellt eine verstörende Diagnose Nur wenige Wochen vor den verheerenden Anschlägen in Paris im vergangenen November hat der französische Philosoph Philippe-Joseph Salazar sein Buch „Paroles armées: Comprendre et combattre la propagande terroriste“ veröffentlicht. Darin analysiert er die Propagandatexte des „Islamischen Staats“ (IS) und kommt zu folgender Diagnose: Die Ideologie des IS ist mittlerweile so professionell verbreitet, mächtig und global, dass wir in den nächsten 50 bis 100 Jahren mit dem „Islamischen Staat“ leben müssen. Deshalb sollten wir uns rhetorisch mit dem „Kalifat“, wie er den IS nennt, auf Augenhöhe begeben und nicht zuletzt in den „Krieg der Worte“ eintreten. Das Buch erscheint jetzt auf Deutsch.

STANDARD: Sie verbrachten zwei Jahre damit, IS-Propaganda zu lesen und zu analysieren. Warum? “ (…)

STANDARD: „Eine Ihrer zentralen Botschaften lautet: „Wenn man den Krieg gewinnen will, muss man zuerst den Krieg der Worte gewinnen.“ Ist das möglich? Und wie?“

Salazar: „Ja, wie kann man eine so mächtige und globale Ideologie wie diese – mächtig vor allem deshalb, weil sie erstmals die Mittel des Internets professionell für ihre Zwecke einsetzt – bekämpfen? Um die Macht des Internets zu nutzen, muss man das klar umrissene Vokabular haben. Ein bemerkenswertes Beispiel: Es existiert ein dreiseitiger Text des IS, der getitelt ist mit den Worten „Why we hate you“. Und in sechs sehr klar strukturierten Absätzen wird mit präzisen und deutlichen Worten erklärt, warum sie uns hassen. Jede betroffene Regierung, ja, sogar die Nato müsste bereits an einer individuellen verbalen Gegenstrategie arbeiten, Tag und Nacht. Was tut der Westen? Wir haben nicht einmal einen einheitlichen Namen für den „Islamischen Staat“, geschweige denn so etwas wie eine Gegenrede, eine wirksame Botschaft, die dem strategisch entgegenarbeitet. IS, Isis, Daesh, Isil. Man muss seinen Feind klar benennen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Regierungen das bewusst vermeiden. Ich schlage vor, „Das Kalifat“ zu sagen (Kalif in seiner Bedeutung als „Stellvertreter Gottes“, Anm.). Denn dieser Ausdruck macht erst die Dimension deutlich, mit der wir es hier zu tun haben. Das Kalifat ist nämlich nicht einfach eine Terrorgruppe, sondern wir haben es mit einer Führung zu tun, die glaubt, dass sie im Islam die gleiche Position einnimmt wie der Papst im Christentum.“ (…)

(Hervorhebung GB)

http://derstandard.at/2000042649858/IS-Analytiker-SalazarMuessen-noch-50-bis-100-Jahre-mit-IS

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Kommentar GB:

Der Widerspruch zwischen der islamischen Herrschaftspraxis (Saudi-Arabien; Emirate; Iran; IS im derzeitigen Gebiet des Islamischen Staats im Nordirak sowie in Syrien) einerseits und der islamophilen Propaganda (letztlich aus OIC-Quellen) andererseits wird immer schreiender.

Der mörderische Terror in Europa widerspricht dieser bewußt irreführenden Propaganda vom friedlichen, barmherzigen und toleranten Islam.

Das Gute an diesem Schlechten ist jedoch, daß die Europäer so die Chance haben, anhand dieser Praxis des Islam zu lernen, womit sie es mit ihm tatsächlich tun haben – und daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Die Besonderheit ist dabei, daß sie selbst ihre diesbezüglichen Interessen wahrnehmen müssen, weil die politische Klasse, was zu wenig bekannt ist, genau dies nicht nur nicht tut, sondern planmäßig gegen diese arbeitet (siehe: Barcelona-Prozeß der EU; in Abstimmung mit der OIC).

 

 

 

 

 

 

 

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