Wieviel Leitkultur braucht Deutschland?

Von Herfried Münkler
Für den Politwissenschaftler Herfried Münkler wird sich Deutschland in den nächsten Jahren deutlich verändern. Nur wenn wir uns der Integrationsaufgabe stellen, gelingt ein erfolgreicher Integrationsprozess. (…)
„Die erste Frage zu Leitkultur sowie Selbstbewusstsein lautet also: Wer sind wir, wer wollen wir sein, wie können wir bleiben? Diese Frage zu beantworten ist sehr viel schwerer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Kollektive Identität verändert sich ständig, und deswegen genügt der Verweis auf den Status quo nicht, und diese Identität verändert sich nicht nur, sondern ist auch politisch umkämpft. Die Integration von Migranten ist also mit der Aufforderung an uns verbunden, über unsere Identität nachzudenken.“
http://www.theeuropean.de/herfried-muenkler–3/10671-migrationsfrage-spaltet-deutschland
Kommentar GB:
Nicht nur Münklers Artikel, sondern auch die Leserkommentare sind bemerkenswert.
Aus einem besonders langen und hochwertigen Beitrag zitiere ich hier die Schlußpassage:
„Die links-grünen Integrationsillusionisten täuschen sich fundamental über die
kulturelle Heterogenität, Ungleichartigkeit und Unüberbrückbarkeit
der mohammedanischen Welt und unserer Kultur.“
Bakwahn
Hamburg Bangkok Duesseldorf
Live vom Strand von Chumpon – Golf von Siam“
Das ist der Punkt. In der Tat. Das ist der Punkt.
Ich zitiere diese Passage, weil sie m. E. den Nagel auf den Kopf trifft und der gleichzeitig exakt das benennt, was am Islam, der bewußt oder unbewußt immer nur aus europäischer Perspektive mit einem dadurch bestimmten Horizont wahrgenommen wird, weil jenseits dieses Horizontes liegend gerade nicht wahrgenommen und verarbeitet werden kann. Dieses Negative, diese Lücke, diese tiefe Inadäquatheit ist das eigentliche Problem des europäischen Bewußtseins über den Islam. Im Grunde trennen uns nämlich 600 Jahre geschichtlicher Entwicklung. Oder als Metapher: Wir sehen nur die Vorderseite des Mondes, nicht die Rückseite. Aber sie ist immer da!
Nichts ist für uns alle derzeit gefährlicher als diese Lücke, diese tiefe Inadäquatheit unseres europäischen Bewußtseins gegenüber dem Islam.
Daher verkennen wir ihn, um dann plötzlich aufzuschrecken, wie in Paris, aber ohne aus unserer Verwirrung wieder herauszufinden, ohne Erkenntnis, ohne Klarheit, ohne Wahrheit, vor allem, ohne endlich unsere Illusionen aufzugeben und zu sehen: was ist! Dann kommen die Scheinerklärungen, die Verleugnungen, die Bagatellisierungen und so weiter, nicht aber, endlich, der nüchterne Blick auf die Realität. Und die ist eben, was die Sozialdoktrin angeht, nicht zufällig, sondern konstitutiv eine islamisch-klerikalfaschistische Realität. Das aber paßt nicht in das grünromantische Orientbild, das will man lieber nicht wahrhaben. So siegt die Verdrängung, bis zum nächsten Mal.
Diese Bewußtseinslücke ist es, die schnellstmöglich geschlossen werden muß, darum geht es!
Möglich ist es: Literatur hierzu liegt vor. Sie muß nur gelesen und verstanden werden.
 
 
 

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