Was ist los mit der Atlantikzirkulation?

25. Jul 2023
Von Stefan Rahmstorf

„Heute möchte ich ein paar aktuelle Gedanken zur Abschwächung und zum Kipppunkt der atlantischen meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) zusammenfassen. Ich habe vorletzte Woche an einer zweitägigen AMOC-Sitzung auf der IUGG-Konferenz in Berlin teilgenommen, es gibt interessante neue Fachpublikationen, und im Lichte dieser Erkenntnisse habe ich meine Einschätzung etwas geändert. Hier sind zehn Punkte, angefangen bei den Grundlagen, so dass ihr leicht zu den Aspekten springen könnt, die euch interessieren.“ (…)

 

Was ist los mit der Atlantikzirkulation?

Kommentar GB:

Das mag ja alles so sein; aber die politisch relevante Frage ist eine ganz andere, nämlich die, ob die Menschheit bzw. deren steuernde Entscheidungszentren überhaupt die Mittel haben, um diesbezüglich einen nennenswerten – ggf. steuernden – Einfluß auf den Klimawandel  auszuüben, oder eben nicht: in diesem Fall bliebe nur die Anpassung.

Auf die wichtigen astronomischen und astrophysikalischen Ursachen von Klimaschwankungen (Erdumlaufbahnänderungen, Änderung des Neigungswinkels der Erdachse, Präzession der Erdachse sowie Sonnenaktivitätsschwankungen) hat die Menschheit bekanntlich mit Sicherheit keinerlei Einfluß, und das wird auch so bleiben.

Es kann also nur um die sonstigen Ursachen geophysikalischer Art gehen, soweit diese – abgesehen vom unbeeinflußbaren Vulkanismus – anthropogenen, also zivilisatorischen Ursprungs sind. Auch diese Einflüsse mögen von Bedeutung sein, aber das wäre – falls nicht bereits vorliegend – noch zu beweisen. Die herrschende These hierzu lautet bekanntlich, daß die zivilisatorisch bedingte und verursachte Verbrennung fossiler Brennstoffe sowohl einen signifikanten wie einen schädlichen Einfluß auf das Klima habe, indem es dieses erwärme.

Eine erste Frage, die sich unmittelbar ergibt, ist dann allerdings die nach dem Referenzzeitraum. Da wir seit 10 000 Jahren in einer Zwischeneiszeit leben, und da wir wissen, daß es innerhalb dieser nacheiszeitlichen Zwischenwarmzeit wiederum langfristige Klimaschwankungen gegeben hat, also lange wärmere und kältere Perioden, wären solche Dynamiken mit in den Blick zu nehmen.

Es ist aus dieser Sicht durchaus möglich, daß die in den letzten 10 – 20 Jahrzehnten meß- bzw. berechenbare globale Erderwärmung  lediglich eine periodische Erwärmung nach der „Kleinen Eiszeit“ des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit ist. Ebenso ist es möglich, daß menschliche Aktivitäten diesen an sich nicht überraschenden, sondern zu erwartenden Prozeß verstärkt haben könnten, nämlich durch die  Industrialisierung. Wäre dem so, dann wäre  darzulegen und zu erklären, wie sich das geophysikalisch vollzieht, und dann, ob dieser Einfluß unter Berücksichtigung gleichzeitiger verstärkender und/oder reduzierender natürlicher Einflüsse (wie z.B. Vulkanismus) signifikant und relevant wäre, oder eben nicht.

Sollte ein solcher signifikanter Einfluß vorhanden sein, dann stellte sich weiter die Frage, ob und wie ihm, falls unerwünscht, begegnet werden könnte. Die übliche Unterstellung, daß eben dies möglich sei, daß also die Menschheit als ganze imstande sei, das Weltklima zu steuern, sie ist mindestens sehr erstaunlich, um es zurückhaltend auszudrücken.

Das alles wird derzeit mit Hinweis auf Computer-Klimaprognosemodelle und die sogenannte Autorität des IPCC einfach vorausgesetzt, und die aktuelle – richtige oder falsche – politische Antwort lautet, daß eine Strategie der Decarbonisierung der Lebensweise der Menschheit notwendig sei, und zwar eine, die top down durchzusetzen sei. Das aber ist in Demokratien ein Problem.

Die Alternative zu derartigen Vorstellungen und Eingriffen wäre die Anpassung an den sich vollziehenden Klimawandel.

 

 

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