Ein neuer PISA-Schock muss durchs Land gehen

22. Jun 2023

Die Coronapandemie hat bei den Kindern und Jugendlichen große Lernlücken hinterlassen. Doch nicht erst seit Corona weisen die schulischen Leistungen in Deutschland einen deutlichen Negativtrend auf. Weil die erlernten Kompetenzen und Fähigkeiten die Grundlage unseres zukünftigen Wohlstands sind, muss dringend ein neuer PISA-Schock durchs Land gehen.

Ein neuer PISA-Schock muss durchs Land gehen

 

Kommentar Karin Vogelpohl:

 

Leider kratzt W. auch nur an der Oberfläche bzw. dunkelt den Elefanten ab.

Siehe Auszug aus:

‚Zeitenwende‘ in den gesellschaftlichen Niedergang

 

„Geistig-kulturelle und ideologische Systemebene

1. Bildungsrückgang als wesentlicher Aspekt der soziokulturellen Krise

Ein wesentlicher Indikator für die gesamtgesellschaftliche Krisenentwicklung ist der zunehmende Bildungsverfall, der sehr stark mit folgenden Prozessen korreliert:

1) mit den ungebremsten Auswirkungen einer unregulierten und zum großen Teil irregulären Masseneinwanderung aus „unaufgeklärten“ Herrschaftsregionen, die noch stärkere Bildungsdefizite aufweisen als Deutschland (importierte „Bildungsarmut“[55]);

2) mit der Ausweitung prekärer/„bildungsferner“ Sozialmilieus (siehe die Ausführungen zuvor) und

3) mit der Absenkung schulischer Leistungsstandards in Kombination mit der ideologischen „Postmodernisierung“ der Lerninhalte und -ziele (Erziehung zum angepassten Untertanen des neuen multikulturellen/bunten Spätkapitalismus; Ersetzung von wissensbasiertem Begründen und Argumentieren durch die Einübung von moralistisch-dogmatischen Attitüden im Sinne der herrschenden Vorgaben[56].)

Nach einer Studie aus 2018[57] sind 6,2 Millionen Menschen in Deutschland „gering literalisiert“, d. h. sie können nur auf niedrigen Kompetenzniveaus lesen und schreiben. Von den Erwachsenen, zu deren Herkunftssprache Deutsch gehört, sind 7,3 Prozent gering literalisiert (2010: 9,9 %), von den Personen mit einer anderen Herkunftssprache sind es 42,6 Prozent (2010: 40,7 %). Der Anteil von Erwachsenen, die zwar zusammenhängende Texte verstehen, aber dennoch nicht gut lesen und nur sehr fehlerhaft schreiben können, beträgt insgesamt 10,6 Millionen Menschen.

Eine aktuelle Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB-Bildungstrend 2021) gelangt zu folgendem Ergebnis: Die Kompetenzen der Viertklässler in den Fächern Deutsch und Mathematik sind gegenüber den Ergebnissen aus den Jahren 2011 und 2016 bundesweit deutlich gesunken. Demnach hat sich der negative Trend seit 2016 sogar noch verstärkt. Bei insgesamt sinkendem Kompetenzniveau haben sich insbesondere die zuwanderungsbezogenen Disparitäten aufgrund des erhöhten Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund infolge der irregulären Masseneinwanderungsschübe in allen Bereichen noch weiter bemerkbar gemacht.

So wiesen 2021 insgesamt 38 Prozent der Viertklässler in Deutschland einen Zuwanderungshintergrund auf. Dabei liegt der Anteil von Kindern mit Zuwanderungshintergrund mit über 45 Prozent in Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hessen und Nordrhein-Westfalen am höchsten und in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit unter 15 Prozent am niedrigsten. Bundesweit hat sich der Anteil von Kindern mit Zuwanderungshintergrund seit dem Jahr 2016 um etwa 5 Prozent und seit dem Jahr 2011 um knapp 14 Prozent signifikant erhöht.

Als ein wesentlicher Faktor des Kompetenzrückgangs ist die Rolle der in der Familie gesprochenen Sprache hervorzuheben. „Kinder aus zugewanderten Familien erreichen auch unter Kontrolle sozialer Hintergrundmerkmale und pandemiebedingter Lernbedingungen überwiegend deutlich geringere Kompetenzen als Kinder ohne Zuwanderungshintergrund, wenn sie in ihren Familien nur manchmal oder nie Deutsch sprechen.“ Das gilt insbesondere für die Familien von „Geflüchteten“[58].

Laut der aktuellen Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung[59] verfehlten rund 23,8 Prozent der deutschen Schüler die „grundlegenden Fähigkeiten, die in der Schule vermittelt werden sollen“.

Schon vor längerer Zeit zeigte eine Langzeitstudie der BASF (2009) über Rechtschreib- und elementare Rechenkenntnisse bei Ausbildungsplatzbewerbern ein sinkendes Bildungsniveau. So betrug der durchschnittliche Anteil richtiger Lösungen im Bereich Rechtschreibung im Jahr 1975 bei Hauptschülern 51 % und 2009 38,7 %. Bei Realschülern lag der Anteil bei 75,2 % und 2009 bei 58,2 %. Beim elementaren Rechnen lag der durchschnittliche Anteil richtiger Lösungen 1975 bei Hauptschülern bei 72,5 % und 2009 bei 45,5 %. Bei Realschülern betrug er 1975 75,8 % und 2009 56,3 %[60].

In einer Langzeit-Vergleichsstudie mit Viertklässlern in Nordrhein-Westfalen wurde den Schülern, die nach sozialer Herkunft in Obere Mittelschicht, Untere Mittelschicht und Unterschicht erfasst wurden, ein zweiminütiger Film gezeigt. Danach hatten sie eine Stunde Zeit, darüber zu schreiben. Gezählt wurden dann die Fehler pro 100 Wörter. 1972 lag der Mittelwert bei 6,9 Fehlern (Unterschicht: 7,2), 2002 bei 12,3 Fehlern (Unterschicht: 16,5) und 2012 bei 15,9 Fehlern (Unterschicht: 18,8). Die Unterschichtkinder 1972 waren deutlich besser als die Kinder der oberen Mittelschicht 2002 (12,3) und 2012 (15,9)[61].

Nach einer neueren Umfrage der „Stiftung lesen“ wird in 39 Prozent der Familien den Kindern nie oder selten vorgelesen[62]. 2019 waren es noch 32 Prozent. Bei den lesenden Familien wird aber mit Eintritt in die Schule deutlich seltener vorgelesen. Dies führt nach Ansicht der Autoren zur Frustration seitens der Kinder und hemme deren Lesemotivation.

Der Bericht „Bildung in Deutschland 2014“[63] wies auf Basis einer Elternbefragung auch bereits aus, „dass knapp ein Viertel der 5-Jährigen in einem Sprachtest als förderbedürftig diagnostiziert wurde. Während bei 22 % der 5-Jährigen, die zu Hause überwiegend Deutsch sprechen, eine verzögerte Sprachentwicklung festgestellt wurde, sind es etwa 35 % der Kinder mit nicht-deutscher Familiensprache.; Kinder aus Elternhäusern mit niedrigem allgemeinbildenden Schulabschluss werden zu 34 % als sprachförderungsbedürftig diagnostiziert, Kinder aus Elternhäusern mit mittlerem zu 27 % und mit hohem Abschluss zu 14 %.“

Schon 2014, also vor der massiven Flüchtlingswelle 2015 und vor dem Bildungsrückgang infolge der Corona-Maßnahmen konnten wir feststellen: „Die negative Synergie der angeführten Faktoren und Zusammenhänge wirkt sich im Schulsystem in Form des Sinkens der Nettolernrate pro Unterrichtszeit (Stunde, Schuljahr, Gesamtschulzeit) aus: Je geringer die durchschnittlichen sprachlichen Voraussetzungen und je höher die mitgebrachten Aufmerksamkeits- und Verhaltensdefizite sowie die kulturell-normativen Diskrepanzen, desto bescheidener das Lernergebnis gemessen an Umfang und Aneignungstiefe des behandelten Lernstoffs Das bedeutet auch: In dem Maße, wie der Gesamtdurchschnitt des Bildungsniveaus sinkt, sind auch die Noten und Zertifikate zunehmend weniger aussagekräftig im Hinblick auf den wahren Leistungshintergrund. Generell ist davon auszugehen, dass die Schulen oftmals schlicht überfordert sind, die bereits schon zum Zeitpunkt des Schuleintritts vorhandenen (primärsozialisatorisch bewirkten) Entwicklungsprobleme der Kinder in ausreichendem Maße zu kompensieren. Zwar lassen sich noch mit großem Förderaufwand verbundene leichte Verbesserungen im unteren Leistungsbereich erzielen, aber insgesamt ist eine stagnative Verfestigung des auch im internationalen Vergleich relativ dürftigen Leistungsniveaus feststellen.“[64]

Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger (68), stellte jetzt Folgendes fest: „Eine entscheidende Ursache für den Leistungsabfall an Grundschulen ist der in den letzten 10 Jahren um über 50 Prozent gestiegene Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund.“ Je höher deren Anteil, so Meidinger, „desto niedriger, zumindest tendenziell, das Leistungsniveau – das haben PISA-Begleituntersuchungen gezeigt.“ Meidinger unterstrich außerdem: „Wenn ein großer Teil der Klasse dem Unterricht überhaupt nicht mehr folgen kann, muss die Lehrkraft die Ziele natürlich absenken. Auch das Leistungsniveau der Kinder ohne Migrationshintergrund sinkt dann.“[65]

Vor dem Hintergrund einer Absenkung des Allgemeinbildungsniveaus infolge a) disparater Massenzuwanderung, b) intensiver (Über-)Nutzung digitaler Medien[66] sowie c) dem dadurch bedingten Rückgang von Rechtsschreib- und Lesekompetenzen, verringert sich auch die durchschnittliche Aufnahme- und Verarbeitungskapazität historisch-politischen Wissens und damit die subjektive Motivations- und Fähigkeitsbasis für demokratische Partizipation und bürgerschaftliches Engagement. Oder unter einem anderen Blickwinkel betrachtet: Je unwissender eine Bevölkerung im Durchschnitt ist, desto besser lässt sie sich beherrschen, kontrollieren, manipulieren, domestizieren und zu falscher Toleranz verführen etc. Und so leichter haben es die Herrschenden, den gesellschaftlichen Niedergangs- und Verfallsprozess zu verschleiern bzw. schönzureden.

Komplettiert wird dieser negative Bildungstrend durch den nunmehr akut gewordenen Mangel an Lehrkräften. Wurde früher beständig die „Schrumpfvergreisung“ der deutschen Gesellschaft an die Wand gemalt und die sinkende Geburtenrate beschworen, hat jetzt die zumeist irreguläre und ungesteuerte „Bestandserhaltungsmigration“ in Form der „Flüchtlingsaufnahme“ das Blatt gewendet. Nun fehlt es an Lehrpersonal zur adäquaten Beschulung des primär via Zuwanderung angewachsenen Nachwuchses. Allein von 2015 bis 2019 kamen in Deutschland jährlich im Durchschnitt 27.200 Kinder als Schutzsuchende zur Welt, während die Zahl in den fünf Jahren vor 2015 durchschnittlich lediglich bei 4.400 lag. „Insgesamt stieg die Zahl der ausländischen Kinder in den vergangenen zehn Jahren von rund 480.000 im Jahr 2011 um rund 800.000.

Der größte Zuwachs wurde während der großen Fluchtbewegung im Jahr 2015 verzeichnet mit einem Plus von knapp 230.000 in der Altersgruppe bis einschließlich 13 Jahre.“

(https://www.migazin.de/2022/06/01/statistikamt-zahl-auslaendischer-kinder-in-deutschland-steigt-weiter/)

„Ende 2019 waren im Ausländerzentralregister insgesamt rund 1,8 Millionen Schutzsuchende in Deutschland registriert, darunter 497.000 Minderjährige (…). Knapp 150.000 oder 30 Prozent der minderjährigen Schutzsuchenden wurden in Deutschland geboren. Ende 2016 hatte dieser Anteil noch bei 17 Prozent gelegen.“

(https://www.migazin.de/2021/06/18/statistik-deutlich-kinder-deutschland-schutzsuchende/)

Demgegenüber ist die Zahl der Lehramtsabsolventen zwischen 2011 und 2021 von jährlich 33.500 auf 28.900 gesunken, was einem Minus von fast 14 Prozent entspricht

(https://www.sueddeutsche.de/politik/lehrermangel-ursachen-zahlen-1.5724273). “ –

 

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