Alle krank!

Donnerstag, 01. Dezember 2022

Die Pathologisierung Andersdenkender zerstört jeden sachlichen Dialog und versperrt den Blick auf die wahren Ursachen von Gewalt und Konflikten.

von Anke Behrend

Wie kann ein vernünftiger Mensch zu Ansichten kommen, die sich von meinen so drastisch unterscheiden? Mit dieser Frage mussten sich viele auseinandersetzen, zumal während der Corona-Zeit, als die Gesellschaft weltanschaulich weiter auseinanderdriftete als je zuvor. Normopathische Virus-Phobiker auf der einen Seite standen verantwortungslosen, halbirren Schwurblern gegenüber. Die Erfahrung, dass sich vertraute Menschen plötzlich als radikal fremd und anders offenbaren, macht ratlos und stört den inneren Frieden. Eine mögliche Strategie, diese tiefe Irritation zu verarbeiten, liegt darin, zu sagen: „Das sind ja gar keine vernünftigen Menschen. Vielmehr sind es Kranke, die im besten Fall unser Bedauern verdienen.“ Diese Annahme entlastet die Seele sofort. Man fühlt sich bestätigt, auf der richtigen Seite zu stehen, und muss sich mit den Argumenten der anderen nicht mehr ernsthaft auseinandersetzen. Die Autorin geht mit ihren Betrachtungen aber noch einen Schritt weiter: Sie fragt, warum jede Schwankung menschlicher Befindlichkeit heute so schnell als „Krankheit“ gedeutet wird. Hinter vielem, was uns irritiert oder schockiert, steckt vielleicht eher ein evolutionäres Programm, eine über Generationen erlernte Überlebensstrategie.

https://www.rubikon.news/artikel/alle-krank

Kommentar GB:

„Krank“ oder „nicht krank“, das sei hier dahingestellt, aber daß eine schwerwiegende kommunikative gesellschaftliche Störung sowohl auf intellektueller wie auf emotionaler Ebene vorliegt, das ist offensichtlich. In einer angeblich offenen Gesellschaft werden Dialoge und Diskurse strikt geschlossen und nach außen machtpolitisch abgegrenzt. Vermeintlich gesichertes Wissen trompetet in allen Medien, während Skepsis, Zweifel und Kontrolle als unanständig gelten. Die Sonne dreht sich, wie jeder sehen kann, um die Erde, und Ptolemäus hat das mathematisch bewiesen: also:  „Follow the science.“ Wem sonst? Ein gewisser Herr Lyssenko meldet sich wieder zu Wort, denn „die Macht“, die von den postmodernen Philosophen angebetete „Macht“, sie ist wieder am Ruder:

Lyssenkos Meister ist zurück, wenn auch noch hinter den Kulissen.

Er schreibt schon wieder seine Listen.

Und morgen oder übermorgen werden dann die kritischen Argumente erschossen.

 

 

 

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