Taiwanesischer Präsidentenberater Pan Shi Wei widerspricht Baerbock

Taiwanesen wollen lieber Status Quo als „Kampf um Souveränität“

Ein Artikel von Rolf Geffken

Shih-wei Pan war jahrelang Gewerkschaftsvorsitzender, dann Berater des Präsidenten Ma Ying Jeou und später Arbeitsminister in dessen Kabinett. Im Interview zur aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage verweist er auf die engen wirtschaftlichen und persönlichen Beziehungen vieler Taiwanesen zu Festlandchina. Ebenso betont er, dass Taiwans Bevölkerung mehrheitlich nicht um die “Unabhängigkeit” kämpfen wolle, sondern lieber den Status Quo beibehalten möchte, mit dem Taiwan bisher gut gefahren sei. Er konterkariert damit die Aussage und Darstellung der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock zum Thema. Pan gilt als einer der wenigen taiwanesischen Berater, die über gleich gute Beziehungen zur amtierenden Regierungspartei DPP und zur größten Oppositionspartei Kuomintang verfügen. Die politische Landschaft Taiwans ist zwischen beiden genannten Parteien gespalten. Das Interview führte der Arbeitsrechtler und Taiwan-Experte Rolf Geffken.

Taiwanesischer Präsidentenberater Pan Shih-wei widerspricht Baerbock: Taiwanesen wollen lieber Status Quo als „Kampf um Souveränität“

 

 

Kommentar GB:

Wie kann es ein Taiwanese – nicht einmal einfaches Mitglied der deutschen Grünen – wagen, sich über Taiwan zu äußern?

Das geht doch gar nicht! –

Die politische Verselbständigung der chinesischen Insel Formosa als TAIWAN war bekanntlich ein Ergebis des chinesischen Bürgerkrieges, an dessen Ende die unterlegene nationalchinesische Partei der Kuomingtang auf die Insel floh und sich dort festsetzte. Daher ist sowohl nachvollziehbar, daß China diese politische Verselbständigung der Insel nach wie vor entschieden ablehnt, als auch, daß die Bevölkerung der Insel wohl eher kein Interesse daran hat, von Beijing übernommen zu werden.

Worum es geht ist die strittige Frage, ob und inwieweit eine durch Wahlen legitimierte Sezession bereits vollzogen worden ist.

Aus der Sicht von Beijing ist das klarerweise nicht der Fall. Für Beijing geht es um den Sieg in der letzten Schlacht der chinesischen Bürgerkrieges, die allerdings durch freiwilligen Anschluß der Insel Formosa vermieden werden könnte. Aber danach sieht es nicht aus, weil die Taiwanesen ihrerseits faktisch auf der bereits lange erfolgten Sezession beharren und wenig geneigt sind, sich Festlandchina anzuschließen. Warum also nicht den status quo verteidigen, wenn mehr sowieso nicht erreichbar ist?

Allerdings deutet nichts darauf hin, daß Beijing bereit sein könnte, die taiwanesische Sezession als solche anzuerkennen und zu respektieren.

Jedoch, vielleicht findet sich ja ein Völkerrechtler, dem es gelingt, Beijing von der rechtlich einwandfreien Sezession Formosas zu überzeugen, wer weiß, vielleicht mit Rückgriff auf das Beispiel der Krim? Aber, ach ja, die Sezession dort hat ja gar nicht stattgefunden, so sagt es gesamte Westen, aber wenn das stimmte, was stimmte denn dann für Taiwan?

 

 

 

 

 

 

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