Das Ding, das wir Zensur nennen, riecht auch unter jedem anderen Namen nach — Zensur

Juni 23, 2022  –  Dr. habil. Heike Diefenbach

(…) „Zensur ist natürlich kein neues Phänomen; was neu ist, ist die systematische Weise, in der Zensur geübt wird – von der Entfernung von als nicht politisch korrekt erachteten Büchern aus Bibliotheken, sogar aus Universtitätsbibliotheken, über die Zensur der sozialen Medien bis hin zur Strafandrohung im Fall von im eigenen privaten Haushalten getätigten politisch nicht korrekten Aussagen (wie in Schottland). Ein wichtiger Bestandteil der weitreichenden Zensurbemühungen ist die Darstellung der Zensur selbst, nämlich ihre Darstellung als etwas anderes als Zensur. Die Zensur Zensur zu nennen, wird nach Kräften zensiert, z.B. indem man jemanden, der die Zensur als Zensur bezeichnet, seinerseits als Verschwörungstheoretiker bezeichnet.

Eine solche Vorgehensweise ist aber ziemlich plump, nutzt sich schnell ab und verliert damit jede Abschreckungswirkung. Also ist eine Erzählung notwendig, innerhalb derer die Zensur als etwas anderes dargestellt werden kann, als etwas „Gutes“, als etwas, das angeblich im Interesse der Zensierten sei. Und was läge diesbezüglich näher als ihr „Schutz“, ist „Schutz“ doch seit Langem ein weithin akzeptierter Grund für Zensur bzw. Unzugänglichmachung bestimmter Inhalte, z.B. im Zusammenhang mit dem Jugendschutzgesetz.“ (…)

Das Ding, das wir Zensur nennen, riecht auch unter jedem anderen Namen nach — Zensur

 

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